Die Zwei-Jahres-Garantie

19.04.2001
Die Eurokratie haut wie immer auf die Kleinen

Viel mehr zu bieten als die angeblich bessere Beratung und eine längere Garantie hat der Fachhandel eigentlich nicht. Zumindest wenn im Privatmarkt die Pfründe verteilt werden. Service und Unterstützung vor Ort bieten nun auch die meisten Retailer, einen guten Namen und Professionalität vermittelt der Direktversand der A-Hersteller genauso gut. Die gute Beratung können sie uns zwar nicht abnehmen, mit der gesetzlichen Euro-Garantie von zwei Jahren oder den gemunkelten drei, die wahrscheinlich aus falsch verstandener, deutschgründlicher Besserwisserei heraus geboren sind, verschwindet ein weiteres Unterscheidungsmerkmal gegenüber indus-trieller Massenfertigung. Wer in diesen trübnassen Ostertagen seine Gedanken etwas über die Kühlschranktür hinaus spinnen lässt, wird selbst als Optimist kaum noch die Hoffnung auf einen Geschäftsverlauf wie Anfang der Neunziger haben. Die zwanghaft gute Laune der Cebit, das Eingeständnis des anbrechenden Informationszeitalters, sogar das Wiedererstarken einiger totgehofften börsianischen IT-Auswüchse wie letsbuyit.com können über das Ende einer Cash-Cow-Ära nicht hinwegtäuschen. Auch mit Kühlschränken wurde nur so lange gut verdient, bis jeder Haushalt einen hatte. Danach kam eine trostlose Zeit und das erste Sterben des Elektrohandels. Als Farbfernsehen und danach Video kam, das gleiche Bild. Sonnenstudios, Spielotheken und jetzt Computerläden. Ist der Markt einmal gesättigt, und das ist er, wenn nach drei Tagen noch immer genügend dieser Super-PCs in den Aldi-Filialen stehen, dann hat der Fachhandel durchzuhalten. Retailer verkaufen dann eben mehr HiFi und Waschmaschinen, die Supermärkte eventuell sogar wieder Lebensmittel - und der Fachhandel? Bei der letzten Undercover-Aktion in unserem EDV-Supermarkt bemerkte auch die gar nicht so alte Dame in der Schlange vor mir, dass es zwar Rohlinge gibt, aber keine Süßrahmbutter mehr. Nun ja, bei einsneunundneunzig Zielpreis braucht es derzeit etwas, zumindest bis die Massentierhaltung wieder auf Hochtouren läuft. Die pharmazeutische Industrie jammert jetzt schon wegen des Umsatzrückgangs bei der so genannten Tierarznei. Bestimmt gibt es da auch noch ein Töpfchen mit Entschädigungen, vielleicht auch für die armen Hühnerzüchter, weil dann ja auch Antibiotika wieder teurer werden. Was wird unternommen, um die Versorgung vor Ort zu sichern, mit Kleidung, mit Information, mit Dienstleistungen? DSL-Flatrate in der City, analoges Modem auf dem Dorf. Städte sind auch irgendwie Konzerne, oder? Ob ich zu viele Ostereier aus der Legebatterie aß?

Mein Fazit: Europa ist menschlich und kulturell eine fantastische Sache. Für die kleinen und mittelständischen Unternehmen kann die konzernfreundliche, verrückte Einheitskuh jedoch der Untergang sein.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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