Digital Island stellt herkömmliche Web-Struktur in Frage

11.12.1998

MÜNCHEN: Als Alternative zu einem internationalen Unternehmens-netzwerk versteht sich das neue Internet-Konzept des privaten Netzanbieters Digital Island. Wettbewerbsvorteile durch eine höhere Leistungsfähigkeit, besseren Service und günstige Betriebskosten verspricht der Anbieter vorzugsweise multinationalen Unternehmen, die globale E-business-Anwendungen betreiben. Mit einem umfangreichen Partnerprogramm sucht das auf Hawaii ansässige Unternehmen derzeit auch in Deutschland nach Vertriebspartnern."Die meisten Dienste ermöglichen einfach nur den Zugang zum Internet. Unsere Kunden sind an einer schnelleren und besseren Performance ihrer Websites interessiert", beschreibt Ron Higgins, Gründer und Chairman von Digital Island die Unternehmensphilosophie. Nach seinen Worten müssen immer mehr Unternehmen feststellen, daß potentielle Internet-Kunden viel zu viel Zeit brauchen, um aufwendig erstellte Webseiten zu lesen. Nicht selten geben sie frustriert auf, bevor der Lesevorgang abgeschlossen ist.

"Bestehende Internet-Architekturen mit ihren vielen Engpässen werden den Anforderungen der beginnenden digitalen Wirtschaft nicht mehr gerecht", so Higgins mit Hinweis auf die mangelhafte amerikanische Internet-Infrastruktur. "Der typische Digital-Island-Kunde hat versucht, das amerikanische Internet zum Erreichen des globalen Marktes zu verwenden, mußte jedoch feststellen, daß es zu langsam, zu unzuverlässig und zu komplex in der Verwaltung war."

Internet-User und -Anwendungen sind anspruchsvoller geworden. Nicht mehr die Vermittlung von Informationen, sondern Transaktionen aller Art zwischen Partnern aller Art werden die Grundlage zukünftiger Internet-Anwendungen bilden. E-conomy statt einfach nur E-commerce heißt nach Einschätzung der Branchenexperten der weltweite Entwicklungstrend. Obwohl der europäische E-business-Markt in seiner Entwicklung noch weit hinter amerikanischen Verhältnissen zurückliegt, sehen die Marktforscher für die nächsten Jahre in Europa enorme Zuwachsraten. Nach Untersuchungen des Beratungsunternehmens Jupiter Communications hat Deutschland im europäischen Vergleich das größte Wachstumspotential. Die Studie prognostiziert bis zum Jahr 2002 einen beträchtlichen Anstieg der Online-Umsätze in den Bereichen: Flugreisen (782 Millionen Dollar), Buchhandel (674 Millionen Dollar), Musik (216 Millionen Dollar) und Software (174 Millionen Dollar).

Grund genug für Digital Island, sich auch in Deutschland nach Kooperationspartnern umzusehen. Fündig wurden die Verantwortlichen in München, wo kürzlich ein Vertrag mit dem Internet-Service-provider ECRC Network Services GmbH geschlossen wurde.

Schnell ans Ziel über kurze Wege

Ziel des Digital-Island-Konzepts ist es, Regionen und Märkte weltweit mit der geringsten möglichen Anzahl physikalischer Verbindungen (sogenannte "hops") zu erreichen, da eine hohe Anzahl von Verbindungen üblicherweise eine Verzögerung des Datenflusses zur Folge hat. Häufig treten derartige Verzögerungen in den USA auf, wo 80 Prozent des Internet-Datenverkehrs abgewickelt werden und obendrein ein sehr feinmaschiges Informationsnetz besteht.

Die Stern-Topologie von Digital Islands Overnet verfügt über vier Datenzentren in Honolulu, Santa Clara, New York und London. Als Alternative zu herkömmlichen Internet-Wegen überbrückt es das "Ballungsgebiet" USA. Derzeit verfügt Digital Island über 24 POPs (Point of Presence) in 16 Ländern. Um Transaktionen durchzuführen, nutzt das Datenzentrum in Hawaii darüber hinaus die verschiedenen Zeitzonenunterschiede für den Ausgleich von Server-Ladezeiten.

An jedem Punkt des Netzwerkes gibt es Direktverbindungen zu den wichtigen Internet-Service-providern und damit zu regionalen Backbones. Seit Juli 1998 arbeitet Digital Island in Deutschland mit dem Internet-solution-provider ECRC, einem Unternehmen der Fujitsu/ICL-Gruppe mit Sitz in München, zusammen.

ISPS profitieren von Zusatzleistungen

ECRC-Geschäftsführer Ottmar Schipper freut sich über die globale Perspektive. "Neben unseren hervorragenden Möglichkeiten, in Deutschland professionelle Webprojekte zu realisieren, können wir in Zukunft, gemeinsam mit Digital Island Web-Services weltweit anbieten." Neben der globalen Präsenz sieht Schipper den Vorteil, durch Services seinen Kunden einen Mehrwert zu bieten. Als Beispiel nennt er die Möglichkeit der schnellen weltweiten Verbreitung von IP-Applikationen durch die sogenannte "Virtual Server Distribution" (VSD).

Die VSD ermöglicht eine Anwendungs-Präsenz in den Digital-Island-Datenzentren. Je nach Design-Architektur und Anforderungen können sich die Anwendungen ganz oder teilweise in einem oder mehreren Standorten befinden. Per VSD können multinationale Unternehmen auch eine einzige URL veröffentlichen. Dadurch ist es möglich, eine globale, gebührenfreie Telefonnummer zu promoten, über welche die einzelnen Benutzergruppen die Anwendung erreichen können.

Weitere Dienstleistungen wie "Ma-naged Bandwidth" ergänzen das Dienstleistungsangebot. Mit diesem Verfahren erhält der verantwortliche IT-Manager eines Unternehmens die Möglichkeit, Übertragungskosten zu optimieren. Bandbreiten werden auf Tagesbasis in Einheiten bis zu einem Kbps zur Verfügung gestellt. "Das Angebotsspektrum bietet dem Kunden die Voraussetzungen, seinem Unternehmen langfristige Geschäftsvorteile zu sichern", so Schipper zuversichtlich.

Konzept überzeugt Unternehmen und Investoren

Bestätigt wurden die Eckdaten des Digital-Island-Konzepts im Rahmen einer kürzlich veröffentlichten IDC-Studie. Nach Berechnungen der Marktexperten ist Digital Islands Overnet um etwa 225 Prozent günstiger als ein vergleichbares internationales Unternehmens-netzwerk. Entscheidende Faktoren bei der Beurteilung waren, daß das Overnet die hohen Tarifsätze dedizierter internationaler geleaster Leistungen vermeidet und "versteckte Kosten" wie beispielsweise der Aufwand für das Design und die Beschaffung des Netzwerks sowie die Verwaltung mehrfacher Lieferanten gar nicht erst anfallen.

Argumente, die Großunternehmen wie Cisco Systems, Autodesk, National Semiconductors oder Diamond Multimedia bereits überzeugt haben. Seit neuestem zählt auch Novell zu Digital Islands Kunden. Hier wird das Overnet im Bereich des elektronischen Softwarevertriebs eingesetzt.Um weiter zu wachsen, setzt Higgins erfolgreich auf industrielle Investoren. Im Rahmen einer kürzlich durchgeführten Kapitalerhöhung will Digital Island jetzt Produkte und Dienstleistungen in Schlüsselindustrien wie zum Beispiel im Finanzdienstleistungssektor, beim elektronischen Publizieren, beim elektronischen Softwarevertrieb, bei der elektronischen Kundenhilfe und der IP-Telefonie fördern. Unterstützt werden sollen die Aktivitäten durch ein weltweites Global-Partner-Programm, für das Digital Island derzeit, verstärkt in Europa, nach Vertriebs- und Kooperationspartnern sucht. Das dreistufig aufgebaute Programm wendet sich neben Internet-Service-providern an Systemhäuser und Systemintegratoren sowie an strategische Partner, die zum Digital-Island-Angebot ergänzende Produkte, Services und Dienstleistungen offerieren.

Wer beim Stichwort Hawaii bisher ausschließlich Begriffe wie Urlaub und Strand assoziierte, muß also umdenken. "Hawaii ist ein optimaler Standort, der über eine umfassende Faser-Infrastruktur verfügt, die an die ganze Welt angeschlossen ist", so der Firmengründer. "Wir leben nun einmal in einer schnellebigen Zeit, das gilt auch für neue Technologien wie das Internet. Mit unserem Overnet befinden wir uns auf der Überholspur."

Beim Fahren auf der Überholspur sollte Higgins allerdings nicht den Rückspiegel aus den Augen lassen. Dort könnte in Kürze Mitbewerber Uunet auftauchen, der just im Oktober gemeinsam mit Partnern aus dem Fachhandels- und Systemhausumfeld eine großangelegte E-commerce-

Initiative für Geschäftskunden ins Leben gerufen hat. (sd)

"Niemand würde auf die Idee kommen, mit einem Oldtimer an Formel-1-Rennen teilzunehmen. Im E-commerce ist das zur Zeit der Fall. Wir setzen auf Next Generation Technologies", so Ron Higgins, Firmengründer und Chairman von Digital Island.

Interessenten können sich im Internet (www.digisle.com) über Digital Islands Partnerprogramm informieren.

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