Digital Preservation - Kodak stellt integriertes Konzept zur Langzeitarchivierung vor

03.05.2001
Wer digitale Daten über Zeiträume von 30 Jahren und mehr archivieren wollte, musste sich bisher zwischen dem altbewährten Mikrofilm und modernen magnetischen beziehungsweise optischen Speichern entscheiden. Das jetzt von Kodak vorgestellte Archivierungskonzept setzt auf eine sinnvolle Verzahnung beider Alternativen.

Finanzinstitute, Versicherun-gen, Öffentliche Verwaltung, Industrie, Forschung, Gesund- heitswesen - immer mehr Organis-ationen und Institutionen werden heute mit der Thematik der authentischen Langzeitarchivie-rung konfrontiert. Wer sich frühzeitig vom vermeintlich antiquierten Mikrofilm verabschiedet hat, um stattdessen auf moderne magnetische oder optische Archivie-rungstechnologien zu setzen, be-findet sich in guter Gesellschaft. Bereits 1976 archivierte die US-Weltraumbehörde NASA einen gro-ßen Teil der Informationen, welche die Viking-Sonde auf ihrer Mars-Mission sammelte, auf magnetischen Wechselspeichern. Kürzlich ergab eine Überprüfung dieser Da-tenbestände allerdings, dass durch Alterung der Medien mittlerweile 20 Prozent der damals gespeicherten Informationen unlesbar und somit unwiederbringlich verlorengegangen sind.

Keine Ausnahme, sondern eher die Regel - das brachte eine umfangreiche Studie der amerikanischen National Media Laboratories an den Tag. Magnetische Speicherme-dien wie Disketten, Festplatten oder analoge und digitale Video-bänder haben demnach eine Le-benserwartung, die häufig deutlich weniger als 30 Jahre beträgt. Nur unwesentlich besser ist das Er-gebnis bei optischen Medien. Zwar liegt deren Lebenserwartung im allgemeinen höher, jedoch kann es auch hier, beispielsweise durch Korrosion oder anderer Veränder-ungen magnetischer oder optischer Bereiche, zu gravierenden Informationsverlusten kommen. Nicht selten Mitschuld an der Mis-ere sind unsachgemäße Lagerun-gen oder belastende Umweltbe-dingungen wie Feuchtigkeit und Wärme.

Migration ist häufig eine Sackgasse

Nur einen scheinbaren Ausweg aus dem Dilemma verspricht die permanente Migration. Dabei werden sämtliche magnetisch beziehungsweise optisch gespeicherten Archivdaten in regelmäßigen Ab-ständen jeweils auf die neueste Hardware- und Software-Genera-tion kopiert. Eine Vorgehensweise, die in der Praxis schnell an ihre Grenzen stößt. Zum einen ist der dafür benötigte Zeitaufwand enorm, zum anderen sind die den Unternehmen dadurch entstehenden Kosten häufig unkalkulierbar. Letztendlich sind Migrationen selbst, auch bei sorgfältigster Durchführung, nicht selten ein po-tentieller Auslöser für Datenver-luste.

"Es geht beim Thema Digital Pre-servation nicht um eine Entweder-oder-Lösung, sondern um eine sinnvolle Koexistenz von digitalen und analogen Speichermedien", beschreibt Günter Wittlinger, verantwortlicher Marketing und Bu-siness Development Manager bei Kodak, den Grundgedanken der Kodak-Initiative. Die auf der diesjährigen Cebit vorgestellte integrierte Imaging-Lösung kombiniert seinen Worten nach, die Stärken der digitalen Erfassung mit den Vorteilen der wirtschaftlichen Langzeitarchivierung auf analogen Medien.

Brücke zwischen den Inseln

Analoge Speicherverfahren wie die Mikroverfilmung sparen nicht nur Migrationskosten, sie haben auch in puncto Datensicherheit die Nase vorn. Nach Untersuchungen der US National Media Laboratories sind Mikrofilme weitgehend un-empfindlich und haben eine Le-bensdauer von etwa 500 Jahren.

Die von Kodak vorgestellte Integra-ted-Imaging-Lösung bildet eine Brü- cke zwischen den bis dato bestehenden Insellösungen der analogen und digitalen Archivierung. Zum einen wird der Anwender in die Lage versetzt, digitale Informa-tionen auf ein haltbares analoges Langzeitspeicher-Medium zu übertragen, zum anderen können analog auf Mikrofilm vorliegende In-formationen jederzeit in Dokumen- ten-Management-Systeme integriert werden.

Kodaks "Digital Science Document Archive Writer 4800" überträgt di-gital vorliegende Informationen in analoger Form (Tif-Format) auf Mikrofilm. Die mitgelieferte Soft-ware steuert die Verfilmung und erlaubt die vollständige Organisa-tion der Dokumente auf dem Film. So kann beispielsweise die Reihen-folge der Bilder frei festgelegt werden, und man kann die Dokumente mit Bildadressen, Bildmarken und Indizes versehen.

Die Schreibgeschwindigkeit beträgt bis zu 240 DIN-A4-Seiten pro Mi-nute bei 40-facher Verkleinerung und 200 dpi Auflösung des Tiff-Bildes. Rund 18.000 dieser verkleinerten A4-Seiten passen auf die 16 Millimter breite und 66 Meter lange Mikrofilmrolle.

Mit Hilfe des "Digital Science Intelligent Microimage"-Scanners können die auf dem Mikrofilm gespeicherten analogen Informati-onen wieder in ein digitales For-mat konvertiert und anschließend weiterverarbeitet werden. Als Aus-gabeformat kann der Anwender zwischen bi-tonal (Tiff) und 256-Bit-Graustufen (Jpeg) wählen. Die Scan-Geschwindigkeit beträgt 15 bis 30 Bilder pro Minute bei 200 dpi und 24-facher Verkleinerung von A4-Belegen. Nach der Digitali-sierung werden die Mikrofilmin-formationen zunächst auf dem PC-Monitor angezeigt. Danach können die Informationen ausgedruckt, als Tiff oder Jpeg abgespeichert, per E-Mail verschickt oder in ein digitales Archivierungssystem eingebunden werden.

Besserer Service soll Ver-triebspartner unterstützen

Begleitet wird die Archivierungs-initiative von organisatorischen Um- strukturierungen. Auf der Cebit kün-digte Kodak an, den Wartungsser-vice für alle Geräte und Subsys-teme aus dem Bereich Dokumen- ten-Management weiter auszubauen und gleichzeitig auch für Pro-dukte anderer Hersteller verfügbar zu machten.

Kodak möchte damit, so Erwin Schwarzl, General Manager Do-cument Imaging Capture, auch Channel-Partnern die Möglichkeit geben, auf eine professionelle In-frastruktur und ein dichtes Netz von Service-Technikern zurückzugreifen. Dass das Marktsegment der Archivierung ein enormes Umsatzpotenzial beinhaltet, ist un-ter Branchenexperten unbestritten. "Es besteht gerade im öffentlichen Bereich ein großer Bedarf an leistungsfähigen und sicheren Sys-temen für die langfristige Archivie-rung digitaler Informationen. Auch wenn es angesichts der Internet-Sturm-und-Drang-Buzzwords un-modern klingt - die elektronische Archivierung hat eine große Zu-kunft", bestätigt Ulrich Kampff-meyer, Executive Director Europa des internationalen DMS-Fachver-bandes AIIM.

www.kodak.de

ComputerPartner-Meinung:

Auch wenn sich Dokumenten-Management-Experten mittlerweile von der Radikal-Vision des komplett papierlosen Büros verabschiedet haben, die Notwen-digkeit einer papierlosen Archivier-ung ist heute unumstritten. Die Um- setzung fordert Gesetzgeber wie In-dustrie gleichermaßen. Der Gesetz-geber muss endlich klare und verbindliche Rahmenbedingungen für die elektronische Aufbewahrung von Geschäftsdokumenten definieren. Umdenken sollten allerdings auch die industriellen Lösungsan-bieter. Zu oft haben sie in der Ver-gangenheit die beiden Disziplinen "Backup" und "Archivierung" in einen Topf geworfen. Lösungsanbie-tern, denen es gelingt, echte, dedizierte Archivlösungen in vorhandene IT-Infrastrukturen zu integrieren, bietet sich ein breites Betätigungs-feld. (sd)

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