IT-Battle zum digitalen Bezahlverfahren MyWallet der Telekom

Digitale Brieftasche mit Schwächen

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Christian Vilsbeck war viele Jahre lang als Senior Editor bei TecChannel tätig. Der Dipl.-Ing. (FH) der Elektrotechnik, Fachrichtung Mikroelektronik, blickt auf langjährige Erfahrungen im Umgang mit Mikroprozessoren zurück.
Mit MyWallet prescht die Telekom als einer der großen Player in Deutschland in Sachen digitales Bezahlen auf NFC-Basis voran. Die Redakteure Christian Vilsbeck und Jürgen Hill analysieren im Streitgespräch Vor- und Nachteile der digitalen Telekom-Brieftasche MyWallet.

Versuche, digitale kontaktlose Bezahlverfahren in Deutschland zu etablieren, gab es in der Vergangenheit schon Viele. Doch meist kamen die Ansätze über das Pilotstadium nicht hinaus oder scheiterten an der geringen Zahl der Akzeptanzstellen sowie dem mangelnden öffentlichen Interesse. Letzteres konnten zumindest Google mit seinem Wallet, PayPal mit Beacon, Mastercard mit PayPass oder Visa mit Paywave erlangen.

Schnell und bargeldlos bezahlen - das verspricht die Telekom mit dem NFC-basierenden MyWallet.
Schnell und bargeldlos bezahlen - das verspricht die Telekom mit dem NFC-basierenden MyWallet.
Foto: Deutsche Telekom

Girocard mit NFC - kaum Erfolg

In Deutschland herrschte diesbezüglich bisher eher Funkstille. Zwar stattet etwa die Lufthansa ihre Kreditkarten mit NFC zum kontaktlosen digitalen Bezahlen aus und die Sparkassen ihre Girocard - beim Verbraucher besser als EC-Karte bekannt. Ein Erfolg blieb den Systemen bislang jedoch auf breiter Front verwehrt. Zum einen weil die Protagonisten ihre Systeme nicht entsprechend bewarben und die Kunden informierten, zum anderen weil sofort teilweise unreflektierte Berichte über angebliche Sicherheitsrisiken der verwendeten NFC-Technik (Near Field Communications) die Runde machten und die Verbraucher verunsicherten.

Telekom-Alternative MyWallet

Per Kurzstreckenfunken werden die Daten übermittelt.
Per Kurzstreckenfunken werden die Daten übermittelt.
Foto: Deutsche Telekom

Dies will die Telekom nun in Deutschland mit ihrem MyWallet genannten System ändern. Damit soll das Handy zur digitalen Brieftasche mutieren. Hierfür hat sich die Telekom mit Giesecke & Devrient und Mastercard zwei schwergewichtige Partner ins Boot geholt. Giesecke & Devrient soll mit der NFC-fähigen SIM-Karte SkySIM CX das zentrale Sicherheitselement liefern, während Mastercard für die notwendigen Akzeptanzstellen sorgen soll. Nach eigenen Angaben will Mastercard bereits 1,6 Millionen Bezahlterminals auf die neue Technik umgerüstet haben. Nach Angaben der Telekom kann die digitale Geldbörse MyWallet in Deutschland bereits an 35.000 Akzeptanzstellen genutzt werden. Dazu gehören unter anderem Starbucks, Aral, Douglas, Kaufhof, Thalia, Vapiano und die Telekom. Wie das System genau funktioniert, zeigt unsere Bilderstrecke.

Apples iBeacon besser als NFC?

Allerdings ist das System nicht unumstritten. So bleiben etwa Apple-User außen vor, da sich Apple seit Jahren der NFC-Technik verweigert und mit iBeacon lieber ein eigenes Süppchen kocht. Apple-User wie auch die Benutzer von Android-Handys, die derzeit die Technik noch nicht unterstützen, müssen deswegen beim Telekom-System einen NFC-Sticker auf ihrem Gerät anbringen. Dies gilt auch für Windows Phone und Firefox OS. Im Video-Streitgespräch "IT-Battle" diskutieren die Redakteure Christian Vilsbeck und Jürgen Hill die Vor- und Nachteile der MyWallet und gehen der Frage nach, ob damit die klassische Geldbörse wirklich Geschichte ist.

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