Digitale Signaturen sollen Web-Transaktionen sicherer machen

11.12.1998

MÜNCHEN: Ein Grund für die Zurückhaltung vieler Internet-Anwender, vertrauliche oder geschäftliche Informationen per Internet auszutauschen, ist das Fehlen einer definierten Vertrauensbasis zwischen den virtuellen Geschäftspartnern. Nach Vorstellung einiger Softwarehersteller sollen in Zukunft sogenannte "digitale Zertifikate" eine eindeutige Identifikation von Kunden und Anbietern garantieren und so elektronische Transaktionen absichern. Eine Voraussetzung ist, daß die Gesetzgeber in den jeweiligen Ländern die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen.Online-Banking, Online-Shopping, E-Mail oder elektronische Abonnements sind nur einige Beispiele, die neue Internet-Geschäftspotentiale dokumentieren. Für die nächsten Jahre prognostizieren die Marktforscher dem elektronischen Handel jährliche Wachstumsraten von bis zu 250 Prozent. Die schöne, neue Welt des E-business hat allerdings einen Haken: Die Akzeptanz der Internet-Benutzer gegenüber elektronischen Transaktionen von Geld und vertraulichen Geschäftsinformationen muß deutlich steigen.

Viele Privatleute, Unternehmen und Organisationen sorgen sich nach wie vor (und wie die Praxis zeigt, nicht zu Unrecht) um die Sicherheit elektronischer Transaktionen und scheuen davor zurück, beispielsweise Kreditkarteninformationen über das Internet zur Verfügung zu stellen. Bisher fehlten geeignete Maßnahmen zur Absicherung dieser typischen Internet- und Intranet-Transaktionen. Digitale Zertifikate als Grundlage einer elektronischen Unterschrift sollen in Zukunft dazu beitragen, die bestehenden Vorbehalte abzubauen. Ziel der Initiatoren ist es, digitale Unterschriften in ihrer Rechtsverbindlichkeit und Gebrauchshäufigkeit den handschriftlichen Signaturen anzupassen.

Gesetzliche Rahmenbedingungen stehen bevor

Digitale Zertifikate sind am ehesten mit elektronischen Ausweisen vergleichbar. Mit einem digitalen Zertifikat läßt sich elektronisch eine Identität oder ein Recht auf Zugang zu Informationen und zu Online-Diensten nachweisen. Internet-Anwender und -Anbieter können mit diesen Zertifikaten zudem ihre geschäftlichen und privaten Transaktionen über Kommunikationsnetzwerke sichern.

Mit Zertifikaten könnten beispielsweise elektronische Nachrichten unterzeichnet und verschlüsselt sowie Web-Seiten abgesichert werden. Zudem ist es damit möglich, Softwaremodule und andere Objekte zu signieren. Auf diese Weise könnten Softwarehersteller ihre Produkte auch gesichert über das Internet distribuieren.

Vergeben werden derartige digitale Zertifikate von treuhänderischen Drittparteien, "Trusted Third Parties". Zugelassen werden diese Organisationen von den verantwortlichen Landesbehörden. In Deutschland wie auch in anderen Ländern arbeiten die Gesetzgeber mit Hochdruck die gesetzlichen Rahmenbedingungen für digitale Zertifikate zu schaffen. Zuständig in Deutschland ist die Regulierungsstelle für Post und Telekommunikation.

Geschäftskultur muss erhalten bleiben

Marktforschungsinstitute sehen im Markt für digitale Zertifikate ein immenses Wachstumspotential. So hat Datamonitor kürzlich eine Untersuchung veröffentlicht, nach der das weltweite Marktvolumen für digitale Zertifikate von 115 Millionen Dollar im Jahr 1998 auf knapp 1,9 Milliarden Dollar im Jahr 2001 wachsen wird. Gut ein Drittel des Umsatzes, so Datamonitor, werden dabei auf die europäischen Märkte entfallen.

Anthony Belpaire, Geschäftsführers des belgischen Unternehmens Globalsign, eines internationalen Konsortiums, das sich auf die Vergabe digitale Zertifikate spezialisiert hat, betrachtet die Verfügbarkeit solcher Zertifikate als wesentliche Voraussetzung für den Durchbruch des elektronischen Handels im Internet. Er wünscht sich für Europa eine einheitliche Regelung. "Es wird viel von der Europäischen Kommission abhängen, die derzeit an einem gesetzlichen Rahmen für digitale Unterschriften arbeitet."

In Anbetracht des grenzüberschreitenden Charakters des Internet strebt Belpaire eine weltweite Präsenz an. Um nationalen Rahmenbedingungen wie etwa den jeweiligen gesetzlichen Bestimmungen Rechnung tragen zu können, plant Globalsign, in allen europäischen Ländern und auch außerhalb Europas Niederlassungen zu gründen beziehungsweise Partnerschaften mit anderen Zertifizierungsstellen einzugehen.

So wichtig gesetzliche Rahmenbedingungen auch sind, sie werden nach Meinung von Belpaire nicht allein über die Akzeptanz elektronischer Unterschriften entscheiden. "Geschäfte werden weiterhin zwischen Menschen gemacht. Für den Erfolg des E-business wird ausschlaggebend sein, ob auch im elektronischen Handel die Grundpfeiler der Geschäftskultur erhalten bleiben. Dazu zählen Authenzität, Sicherheit und Vertraulichkeit." (sd)

Anthony Belpaire, Geschäftsführer von Globalsign: Sein Unternehmen wird drei Klassen von Zertifikaten mit unterschiedlichen Sicherheits-

niveaus anbieten.

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