Digitalphotographie an der Schwelle zum Massenmarkt

24.09.1998

KÖLN: Nicht das Bild "Entweder oder", sondern das eines partnerschaftlichen Miteinanders von digitaler Photographie und traditioneller Silberphotographie zeigte die diesjährige Photokina, die vom 16. bis 21. September in Köln stattfand. Etwa 170.000 Besucher sahen eine Vielzahl neuer Produkte und Dienstleistungen, die vor allen Dingen deutlich machten, daß die Photobranche die "digitale Herausforderung" angenommen hat.Der diesjährige Messeslogan "The Power of Images" war für viele Aussteller gleichzeitig Programm: Bilder nicht mehr ausschließlich als Träger von Erinnerungen zu betrachten, sondern die Bedeutung des Bildes zur Illustration und damit zur Verstärkung übermittelter Informationen hervorzuheben, lautete das Motto.

"Diese Photokina markiert einen Wendepunkt im Verhältnis von Photographie und Elektronik. Photographie und Informationstechnologie begreifen sich als Verbündete, die ihre speziellen Fähigkeiten und Kompetenzen in eine technologieübergreifende Allianz einbringen." Wolfgang König, Vorsitzender des Verbandes der Photoindustrie, ist sicher, daß die Photographie sich nur auf diese Art gegenüber einem wachsenden Angebot alternativer Informations-, Freizeit- und Unterhaltungsmöglichkeiten behaupten kann.

Die Symbiose von Photographie und Computertechnik wird vor dem Hintergrund der aktuellen Marktsituation nicht nur für die deutsche Photoindustrie zur Existenzfrage. Gerade einmal drei Prozent betrug die Steigerung des Gesamtumsatzes im Vergleich zum letzten Jahr. In den ersten sechs Monaten diesen Jahres blieben die Ergebnisse sogar hinter denen des Vorjahres zurück.

Nach Meinung der Branchenexperten bestimmten drei Trends die diesjährige Photokina: Im Bereich konventioneller Photographie deutet ein umfangreiches Angebot neuer, sogenannter APS-Kameras (Advanced Photo System) und Zubehörteile darauf hin, daß sich diese Technologie zu einer festen Größe innerhalb der Photobranche entwickelt hat.

Boom bei Digitalkameras

Die Digitalphotographie steht mit immer leistungsfähigeren und preisgünstigeren Digitalkameras an der Schwelle zum Massenmarkt der Photoamateure. "Mehr-Pixel-fürs-Geld" lautet hier der Trend. Er sorgt dafür, daß die Produkte immer schneller in Niedrigpreiszonen vordringen. Ein Indikator für die Dynamik des Marktes ist die Tatsache, daß derzeit bereits mehr als 100 digitale Kameramodelle um die Gunst der Konsumenten buhlen. Das Resultat sind kräftige Zuwachsraten. 2,5 Millionen Digitalkameras im Vergleich zu etwa 40 Millionen konventionellen Kameras wurden 1997 weltweit verkauft. Auf 3,7 Millionen Stück soll sich der weltweite Absatz von Digitalkameras 1998 erhöhen, in Deutschland rechnet man mit 160.000 Exemplaren. Nach Angaben des Photoindustrie-Verbandes e.V. entfielen 1997 circa 80.000 davon auf Deutschland, etwa doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Letztendlich erhält das Thema "Dienstleistung" im Bereich Photographie und Photofinishing neue Dimensionen. Beispiele dafür sind Angebote wie der digitale Bildservice und der Bildtransport via E-Mail und Internet.

Photobranche gibt sich Selbstbewusst

Möglicherweise vorhandenen Ambitionen innerhalb der IT-Industrie, man könne Teile der Photomarktes quasi im Handstreich übernehmen, sieht König gelassen entgegen. Er sieht die Photoindustrie in einer guten Ausgangsposition und für zukünftige Marktentwicklungen gut gerüstet. "Die Photographie hat sich den Computer und damit die Welt der Informationstechnologie nutzbar gemacht und für ihre Verbreitung erschlossen. Der Computer ist integrativer Bestandteil der Photographie geworden." (sd)

In der Photoindustrie herrscht Aufbruchstimmung. Die Forderung vieler Kunden "Datei statt Dia" erfordert für sie allerdings einen hohen Investitionsbedarf und erheblichen Lern- und Schulungsaufwand.

Zur Startseite