Digitaltechnik: Gartner warnt vor "gefälschter Realität"

20.10.2004
Die russischen Bolschewisten waren Meister darin, in Ungnade gefallene Kader oder Politiker aus offiziellen Fotos einfach wegzuretuschieren. Das zeigt schon ein Foto von 1920 einmal mit und einmal ohne Leo Trotzki, der auf Befehl Josef Stalins - mehr oder weniger fachmännisch ausgeführt - später von allen Bildern verschwand.

Die russischen Bolschewisten waren Meister darin, in Ungnade gefallene Kader oder Politiker aus offiziellen Fotos einfach wegzuretuschieren. Das zeigt schon ein Foto von 1920 einmal mit und einmal ohne Leo Trotzki, der auf Befehl Josef Stalins - mehr oder weniger fachmännisch ausgeführt - später von allen Bildern verschwand.

Mit den Mitteln der Digitaltechnik lassen sich Fälschungen von Bild-, Film- und Textdokumenten so perfekt machen, dass sie wie echt wirken. "Gefälschte Realität" nennt Gartner Versuche der Geschichtsklitterung oder andere perfekt inszenierte Falschdarstellungen mittels moderner Digitaltechnik. Um dem Einhalt zu gebieten, fordert das Marktforschungsinstitut entsprechende Gesetze und neue Ansätze für die Verifizierung von Bildern, als Beweismaterial vor Gericht etwa.

Beispiele für "gefälschte Realität" gibt es in letzter Zeit einige. Da ist einmal ein aufsehenerregendes Bild, das den demokratischen US-Präsidentschaftskandidat John Kerry zusammen mit Jane Fonda auf einer Anti-Vietnam-Demonstration zeigt. Der Skandal war perfekt, genauso wie die Fälschung, wie sich später herrausstellte.

Einen ganz makabren Schabernack hat sich Ben Vanderford erlaubt, indem er ein Video an eine bekannte Webseite islamischer Terroristen schickte, das ihn zeigt, wie er enthauptet wurde. Die Webseite informierte mehrere Nachrichtenagenturen, und binnen weniger Stunden haben sogar große Fernsehsender berichtet, dass es zu einer weiteren Enthauptung im Irak gekommen sei. Das FBI ermittelt gegen Vanderford, wie die Anklage lautet, ist jedoch unbekannt. (kh)

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