Diskussionsrunde mit Festplattenherstellern: neue Technologien, neue Anwendungen, neue Märkte

05.10.2006

Gerade im CE-Bereich, der laut Ihren Aussagen stark kommen soll, sind große Festplatten Pflicht. Mit welchen Kapazitäten und welchen Stückzahlen rechnen Sie?
Mauerhofer: Bis 2008 erwarten wir, zwei Drittel unseres Umsatzes außerhalb des klassischen Business zu machen. Wie viele Stückzahlen das exakt sind? Das kann ich nicht genau sagen, es wird von 750 Millionen Units bis Ende 2008 gesprochen. Das ist ziemlich realistisch.
Kubsch: Ich habe hier Zahlen vorliegen, die davon ausgehen, dass im Jahr 2008 der CE-Markt weltweit rund 210 Millionen Platten benötigen wird. Der Bedarf teilt sich auf Spielekonsolen, Mobile Phones, den Automotive-Bereich, Fest-plattenrekorder, MP3-Player und andere Dinge und natürlich externe Platten und Netzwerkplatten auf.

Also in Zukunft werden wir auch NAS-Server im Haushalt finden ...
Kubsch: Das ist, glaube ich, schon vielfach heute Realität. Jeder, der mehrere PCs im Einsatz hat und Daten wie beispielsweise MP3s nutzen möchte, wird sehr schnell auf die Idee kommen, dass das die optimale Lösung für ihn ist.
Mauerhofer: Wenn Sie zwei Kinder haben, der eine hat einen Laptop, der andere hat einen Mac, und Sie haben einen PC, dann ist ein solcher Server schon recht praktisch. In Amerika ist diese Entwicklung schon ziemlich fortgeschrit-ten, Europa ist da noch ein bisschen langsam – aber es wird kommen.
Hinteregger: Ich glaube die Stückzahlen werden nicht so riesig sein. Das Wachstum kommt selbstverständlich aus dem CE-Bereich, und zwar von digitalen Videorekordern, Kameras, Videokameras, MP3-Playern und Konsolen. Bei NAS-Servern glaube ich an keine großen Stückzahlen. Das Wachstum kommt aus dem Bereich Consumer Business.
Atzkern: Wenn jeder zweite oder dritte Haushalt in Deutschland, der einen Computer hat, sich irgendwann einmal so eine NAS-Box zulegt, dann kommen richtige Stückzahlen zusammen. Es wird sehr viel über IP-TV gesprochen, also Fernsehen via Internet. Allein die Videodatenströme benötigen enorm viel Speicherplatz. Damit wird die Box zum zentralen Medienserver, und die werden kommen.
Das ist nicht eine Frage der Geschwindigkeit und der Akzeptanz, sondern auch der einfachen Bedienung. Nicht nur die junge Generation muss damit zurechtkommen, auch der etablierte Familienvater mit zwei halbwüchsigen Kindern sollte das Gerät bedienen können. Wenn der das kann, dann steht dem Einzug von NAS-Servern in Haushalten nichts mehr im Weg. Dann sind auch Stückzahlen möglich, aber das hängt von den Herstellern ab, wie benutzerfreundlich die Geräte zu bedienen sind.
Schuster: Dank DSL ist ja heute Netzwerk im Haus schon nichts Ungewöhnliches mehr. Jeder, der ein WLAN, also einen Router, mit WLAN nutzt – das sind viele –, hat sein Netzwerk.
Mauerhofer: Wir stellen uns vor, auch für viele kleine Unternehmen NAS-Server anzubieten, sie können dort ihre Daten ablegen und brauchen keinen speziellen Server mehr.
Atzkern: In letzter Zeit sind Millionen von Platten in Bereiche verkauft worden, an die vor fünf Jah-ren überhaupt noch nicht gedacht wurde. Die Branche hat ja davon sehr stark profitiert, sonst hätten wir, glaube ich, alle nicht so schnell diese kleinen Formfaktoren entwickelt.
Mauerhofer: Der Markt wächst, er explodiert förmlich. „Das ist mein Foto, das ist meine Musik, das sind meine Videos.“ Es werden nicht mehr nur Excel- oder Word-Files gespeichert. Digitalkameras haben inzwischen zehn Millionen Pixel, und das braucht Speicherplatz. Bis 2007 werden es Videos sein, die noch mehr Speicher verlangen.
Hinteregger: IP-TV wird sicherlich Kapazitäten erfordern, die noch mal deutlich höher sind.
Schuster: Auch der Konsument wird sich ändern. Zu seinem existierenden Backup wird er vielleicht noch ein zweites machen, nur weil er nicht genau weiß, ob das erste funktioniert hat. Jeden Film, den er sieht, wird er auf seinen Server speichern. Alle Fotos, die er jemals gemacht hat, wird er ebenfalls speichern, um vielleicht 10, 20 Jahre später seinen Griechenland-Urlaub, als er 20 Jahre alt war, anzuschauen. Es gibt so viele neue Anwendungen, weil es machbar und günstig ist.

Zur Startseite