Diskussionsrunde mit Festplattenherstellern: neue Technologien, neue Anwendungen, neue Märkte

05.10.2006

Der Trend geht zum Backup auf Festplatte?
Schuster: Privat auf alle Fälle. Mache ich ja auch.
Atzkern: Backup auf Festplatte ist einfacher, denn man muss kein Discjockey sein, um seine Daten zu sichern. Die kleinsten Festplatten haben heute 120, 160 GB, und für ein Backup sind dann mehrere DVDs nötig. Das macht wiederum die Verwaltung schwierig. Ein einziger großer Speicher verbessert einfach die Übersichtlichkeit. Man kann nur eines sagen: Backups sind extrem wichtig, wenn man seine Daten über Generationen hinweg behalten will. Und hier ist die kostengünstigste Lösung einfach eine externe Festplatte.
Mauerhofer: Wenn Sie einen Laptop haben, dann brauchen Sie etwas Externes. Sie schrauben nicht Ihren Laptop auf, um eine weitere Platte zu integrieren.

Externe Geräte setzen aber auch die richtige Schnittstelle voraus: Wer weiß, ob es in 20 Jahren noch Computer mit USB geben wird?
Kubsch: Weil dann eine 160-GB-Platte vielleicht ein Prozent von dem Speicher, der dann relevant ist, ausmacht. Und das wird in der Zwischenzeit sicherlich ohne Schwierigkeiten zu überspielen sein.
Mauerhofer: Wir arbeiten zurzeit an externen Lösungen mit 2x-500-GB-Platten, die sogar Raid-Funktionalität besitzen.
Atzkern: Eine gewisse Kompatibilität war immer eines der obersten Prinzipien in der IT-Branche. Wir haben noch Leichen in den Computern liegen, quasi nur aufgrund der technischen Kompatibilität zu bestimmten Funktionen, sei es eine serielle Schnittstelle, damit man eine Telefonanlage programmieren kann.
Wenn man seine Daten auf eine Platte speichert, sie weglegt und erst nach 20 Jahren wieder nachschaut, dann kann es Probleme geben. Wer seine Daten aber ab und zu migriert, der wird sie mitnehmen können.
Hinteregger: Das ist eigentlich nur ein finanzielles Problem. Bei den Hunderten von Millionen Festplatten, die da noch irgendwo herumliegen werden, wird sich irgendeine Firma finden, die ein kompatibles Device erfindet oder zur Verfügung stellt.
Mauerhofer: Google will jetzt billigen Speicherplatz für jedermann anbieten. Ich glaube aber nicht, dass da viele Menschen mitmachen, denn wer gibt sein Backup schon gerne aus der Hand? Uns als Hersteller würde das nicht stören, denn dann braucht Google mehr Festplatten.
Atzkern: Der Speicherbedarf steigt stark an, zum Beispiel wird ein Hollywood-Film auf mindestens 17 Festplatten gespeichert, bis er quasi als Content auf einem Handy abrufbar ist. Backups sind dabei noch nicht mitgerechnet. Jede Datei wird inzwischen mehrfach auf der Welt gespeichert. Die Frage wird sein: Wie archiviert man dieses Wissen? Und diese Archivierung wird bei uns in Zukunft extrem gutes Business bedeuten, weil alle Inhalte, die über Jahre – also nicht nur über ein Jahr, sondern auch über einen Wirtschaftsprozess, über 10, 15, 20 Jahre – konserviert werden müssen, neue Strategien erfordern, um die Daten auf Platten zu archivieren und auch wiederzufinden.
Hinteregger: Es gibt keinen Grund, warum jemand, der Daten hier gespeichert hat, sie irgendwo löschen sollte. Warum sollte er? Das ist genauso, wenn ich zu Hause eine Langspielplatte habe: Die werfe ich nicht weg. Er wird sämtliche Daten immer wieder behalten, damit er in 20 Jahren noch seine Bilder von damals anschauen kann.
Kubsch: Größtes Problem wird wahrscheinlich sein, ob er überhaupt noch die Möglichkeit hat, dieses Datenformat wiederzugeben. Das geht ein bisschen in die Richtung, was „Digitales Alzheimer“ genannt wird. Es ist heute wohl vielfach schon ein Problem, dass Daten, die vor 20 Jahren mal archiviert worden sind, zwar noch erhalten sind, aber nicht mehr in lesbarer Form so ohne Weiteres darstellbar sind.
Hinteregger: Wenn das Volumen groß genug ist, wird es Firmen geben, die sich dieser Geschichte annehmen. Das ist eine finanzielle Frage.

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