Disti Halcom: Am Konkurs vorbeigeschrammt

04.03.1998

QUEIS BEI HALLE: Halcom, vormals größter Abnehmer von Smile-Monitoren in Deutschland, hat gewaltigen Ärger mit der Interfunk. Es schien, als müßte das Unternehmen Konkurs anmelden. Doch "wir haben den Bogen gekriegt", meldet der Disti erleichtert.Im vergangenen Jahr sah alles noch so rosig aus. Halcom, mit eigener PC-Marke und den Monitoren von Smile gut im Geschäft, setzte nach seinen Anfängen im klassischen Distributionsbereich strategisch voll auf den Retailmarkt, die Umsatzprognosen und ein Vertrag mit der Interfunk ließen das beste hoffen. Doch dann kam es von allen Seiten knüppelhageldick: "Im Retailbereich haben wir mit der Zahlungsmoral und den Geschäftsgebahren unserer Kunden keine besonders guten Erfahrungen gemacht - einzige Ausnahme: Edeka", erinnert sich Fredty Wagner, im Unternehmen verantwortlich für das Controlling. Dann kam Ende vergangenen Jahres der gewaltige Schlag, der die Firma fast ins Aus geschickt hätte: "Wir hatten Ärger mit einem Interfunk-Mitglied, das über Zentralregulierung Ware über uns bezogen und die dann gleich an eine große Kette weitergeschoben hat", beschreibt Wagner die Anfänge des Desasters. "Als dann die Zahlung über die Zentralregulierung - sprich: die Interfunk - fällig war und die sich bei ihrem Mitglied nach dem ausstehenden Geld erkundigte, wußte der plötzlich von nichts mehr, die Ware war weg, und derjenige forderte direkt am nächsten Tag die Zwangsvollstreckung." Noch dachten die Manager im Unternehmen an ein Mißverständnis, man schrieb und faxte noch drei Wochen mit der Interfunk hin und her. Doch dann reichte der UE-Verbund Klage gegen Halcom ein - der Streitwert liegt bei rund drei Millionen Mark. Natürlich platzte auch der Vertrag mit der Interfunk-Kooperation.

"Wir waren mittendrin in der Misere", erinnert sich der Controller. Denn die Kreditversicherer des Unternehmens stellten sich quer, als sie erfuhren, daß es plötzlich massive Liquiditätsprobleme gab. Die Lieferanten, bislang an problemlose Geschäfte mit dem Kunden gewöhnt, forderten ihre Gelder. "Wir mußten einfach kleinere Brötchen backen", so Wagner. Im Klartext: Die Hälfte der Belegschaft mußte gehen, jetzt arbeiten noch etwa elf Leute im Unternehmen. Auch die Geschäfts-leitung wechselt: Holger Schultheiß, bislang Alleingesellschafter und Geschäftsführer, beschränkt sich in Zukunft auf die Kreditverhandlungen, sein Nachfolger wird Jürgen Walter, der vorher für eine Direktvertriebstochter des Unternehmens verantwortlich gezeichnet hatte. Die Produktion der assemblierten PCs wird auf ein Drittel gekürzt, entsprechend geringer fällt natürlich auch die Abnahme der Smile-Monitore aus. Insgesamt aber, so versichern Smile und Halcom, sei man auch in Zukunft an einer Zusammenarbeit sehr interessiert. "Ich drücke Halcom die Daumen, daß sie in dem Prozeß gegen Interfunk erfolgreich sind, von denen hört man ja so einige böse Geschichten", springt ein Smile-Manager für seine Ex-Großabnehmer in die Bresche. Doch trotz aller Sympathie für die Mannschaft in Queis regiert natürlich das Geld die weiteren Schritte: "Bislang konnte Halcom ja immer per Vorkasse bezahlen, das wird sich ja wohl jetzt ändern", so ein Monitor-Verantwortlicher bei Smile. Deshalb werde man bezüglich größerer Geschäfte "erstmal abwarten". (du)

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