DJ UPDATE: EADS-Aktionäre dürfen Dividendenhöhe selbst bestimmen

10.04.2007

(NEU: Details, Hintergrund)

Von Kirsten Bienk

Dow Jones Newswires

AMSTERDAM (Dow Jones)--Anhaltende Differenzen unter den Hauptaktionären des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS stellen die Anteilseigner während ihrer Hauptversammlung am 4. Mai vor eine ungewöhnliche Situation: Weil sich der Board of Directors nicht auf einen Dividendenvorschlag für das Geschäftsjahr 2006 einigen konnte, sollen die Aktionäre selbst Vorschläge zu deren Höhe unterbreiten und darüber abstimmen. Das geht aus der am Dienstag veröffentlichten Einladung zum Aktionärstreffen hervor, das in dreieinhalb Wochen in einem Amsterdamer Hotel stattfinden wird.

Eine solche Situation hat es seit der Bildung von EADS noch nicht gegeben. Die Vorgehensweise entspricht jedoch dem für den Konzern maßgeblichen niederländischen Recht und den Vorschriften des Unternehmens.

Allerdings ist der Spielraum der Aktionäre begrenzt. Maximal 0,12 EUR je Aktie können sie sich genehmigen, nachdem im Vorjahr noch 0,65 EUR gezahlt worden waren. Denn in der Höhe ist die Ausschüttung maximal auf den Konzernüberschuss für 2006 begrenzt. Der Gewinn war im abgelaufenen Jahr auf 99 Mio EUR von 1,676 Mrd EUR 2005 gefallen. Je Aktie sind dies 0,12 (2,11) EUR. Die Aktionäre können den Gewinn ganz oder teilweise ausschütten oder vollkommen im Unternehmen belassen.

Der Board of Directors von EADS war sich lediglich darüber einig, dass die Dividende für 2006 im Vergleich zu 2005 um einen "substanziellen Betrag" reduziert werden muss. Das Gremium verwies dazu auf die außergewöhnlichen Umstände und die Probleme des Jahres 2006, die nicht mit dem zyklischen Geschäftsverlauf der Luftverkehrsbranche zusammenhängen.

Laut einer dem Konzern nahe stehenden Person stand im EADS-Board ein kompletter Dividendenausfall zur Debatte. Das EADS-Management und der Anteilseigner DaimlerChrysler waren für eine Ausschüttung; schließlich hätten die freien Aktionäre dem Unternehmen in den vergangenen Monaten ungeachtet des rückläufigen Aktienkurses die Treue gehalten. Frankreich habe sich wegen der Belastungen aus dem Airbus-Restrukturierungsprogramm Power 8 jedoch für einen Dividendenausfall ausgesprochen. Dem habe sich die EADS-Aktionärin Lagadere angeschlossen.

Die Uneinigkeit der Anteilseigner hat nach Angaben des Informanten außerdem dazu geführt, dass die Hauptversammlung am 4. Mai nicht über die Schaffung eines neuen Kapitals abstimmen wird. Während sich das EADS-Management und die beiden industriellen Großaktionäre DaimlerChrsyler und Lagadere für eine Wandelanleihe ausgesprochen hätten, habe der französische Staat eine einfache Kapitalerhöhung gewollt.

DaimlerChrsyler und Lagadere hätten die Wandelanleihe bevorzugt, weil damit kurzfristig die Anteile der bestehenden Aktionäre nicht verwässert worden wären. Die französische Regierung habe dagegen auf eine einfache Kapitalerhöhung beharrt haben. Auf diese Weise könnte Frankreich seinen EADS-Anteil rasch erhöhen, sollten die Altaktionäre - wie zu vermuten - kein neues Geld einschießen wollen.

Da auch hier keine Einigkeit erzielt worden sei, gebe es keine Beschlussvorlage für die Hauptversammlung. Auf eine Kapitalerhöhung hatte der Markt in den vergangenen Wochen allerdings spekuliert, zumal Finanzvorstand Hans Peter Ring einen Gang an den Kapitalmarkt im laufenden Jahr als möglich bezeichnet hatte.

Seine wirtschaftlichen Ziele für das laufende Jahr hat der Luft- und Raumfahrtkonzern in der Einladung zur Hauptversammlung allerdings bekräftigt. So sieht das Management den Umsatz 2007 prozentual einstellig fallen. Beim EBIT wird ein Wert in etwa auf Vorjahresniveau erwartet. Der freie Cash-flow in der Gruppe wird bei minus 1 Mrd EUR gesehen. Grund für den Mittelabfluss ist Airbus.

Webseite: http://www.eads.com/

-Von Kirsten Bienk, Dow Jones Newswires; +49 (0)40 - 3574 3116,

kirsten.bienk@dowjones.com

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April 10, 2007 08:50 ET (12:50 GMT)

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