DJ UPDATE2: Personalkonflikt bei Telekom spitzt sich zu

17.04.2007

(NEU: Details von der ver.di-Pressekonferenz)

BONN (Dow Jones)--Der Konflikt um den Personalumbau der Deutschen Telekom AG hat sich weiter verschärft. Die Gewerkschaft ver.di wies am Dienstag eine von dem Bonner Konzern vorgeschlagene deutliche Gehaltssenkung für rund 50.000 Beschäftigte zurück, die in Subunternehmen ausgegliedert werden sollen. Gleichzeitig bekräftigte Verhandlungsführer Lothar Schröder die Streikbereitschaft der Gewerkschaft. Die Telekom will die Gehälter der betroffenen "T-Service"-Mitarbeiter um 12% senken und bietet im Gegenzug eine Verlängerung des Kündigungsschutzes an.

Schröder sagte vor der Presse in Bonn, auf Basis dieser "abstrusen" Vorschläge sei eine Einigung mit der Telekom "völlig ausgeschlossen", und ver.di sehe keinen Sinn darin, eine Annäherung zu versuchen. Ein neuer Verhandlungstermin sei nicht vereinbart worden. Am Nachmittag werde die Große Tarifkommission in Göttingen über das weitere Vorgehen beraten. Denkbar sei, dass diese zur Urabstimmung über einen "Erzwingungsstreik" aufrufe. Parallel dazu sollen im Tagesverlauf die Warnstreiks fortgesetzt werden. Er rechne erneut mit 12.000 Teilnehmern, sagte Schröder.

Die Beschäftigten seien bereits zutiefst demoralisiert, und es sei zu befürchten, dass sie auf die Vorschläge "völlig allergisch" reagierten, fügte der Gewerkschafter hinzu. Die Telekom hat nach der Montag nacht zu Ende gegangenen vierten Verhandlungsrunde angeboten, dass die Gehälter bei bestehenden Arbeitsverhältnissen binnen zweieinhalb Jahren schrittweise um 12% "auf Marktniveau" gesenkt werden sollen. Für Neueinsteiger sind nach früheren Angaben sogar Kürzungen von mehr als 40% vorgesehen.

Als Gegenleistung will die Telekom den Kündigungsschutz hier um zwei Jahre bis Ende 2010 verlängern. Außerdem sollen die neuen Subunternehmen bis dahin nicht verkauft werden. Bei einer Einigung auf veränderte Einstiegsgehälter sei die Telekom außerdem bereit, neue Arbeitsplätze "in signifikanter Höhe" zu schaffen.

Der Konzern hat vor, zum 1. Juli die Mitarbeiter aus den inländischen Call-Centern und aus technischen Bereichen der Festnetz- und Mobilfunksparte in drei eigenständige Gesellschaften innerhalb des Konzerns zu überführen. Die Telekom, die im Inland stark unter Druck steht, hält die Ausgliederungen für unumgänglich, um die Produktivität zu erhöhen, die Kosten zu senken und den Service zu verbessern.

Für ver.di stellen die Pläne des Managements, die außerdem eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit von 34 auf wenigstens 38 Stunden und zahlreiche weitere Maßnahmen vorsähen, eine Zumutung dar. Während das Unternehmen auf der einen Seite hohe Gewinne erwirtschafte und keinesfalls ein Sanierungsfall sei, sollten Berufseinsteiger künftig mit einem Festgehalt auskommen, das deutlich unter demn geforderten gesetzlichen Mindestlohn liegen würde.

Bei den vorhandenen Beschäftigten summierten sich die Einschnitte rechnerisch auf Gehaltseinbußen von mindestens 40%, beklagte Schröder. Die Gewerkschaft ist nach seinen Worten allerdings bereit, über eine "Variabilisierung" der Gehälter in begrenztem Umfang nachzudenken. Die Telekom müsse ihrerseits den Kündigungsschutz weit über 2010 hinaus verlängern. Das wäre zumindest ein Zeichen, dass sie die Anliegen der Beschäftigten ernster nehme als gegenwärtig.

Ihm fehle jedoch langsam der Glaube, dass der Telekom überhaupt an einer Einigung gelegen sei, sagte Schröder. Die Ankündigung der Konzernführung, die geplanten Maßnahmen notfalls im Alleingang durchzusetzen, bezeichnete er als "Erpressung", gegen die man sich zur Wehr setzen werde. Es sei zu befürchten, dass das Management einen Weg beschreite, der das Unternehmen in eine "tiefe Krise" stürze, warnte der ver.di-Vertreter, der auch stellvertretender Vorsitzender des Telekom-Aufsichtsrates ist.

Webseiten: http://www.telekom.de, www.verdi.de

-Von Stefan Paul Mechnig, Dow Jones Newswires, ++ 49 (0) 211 - 13 87 213,

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