DMS Expo: langsam kehrt wieder Optimismus ein

25.09.2003
Einmal im Jahr trifft sich die DMS-Branche in Essen. 2003 pilgerten 277 Aussteller und knapp 16.000 Besucher in die Messehallen nahe des Grugaparks. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies wiederum einen leichten Rückgang, allerdings nicht so deutlich wie im Vorjahr. Die vorherrschende Stimmung war dennoch positiv.

"Der deutsche DMS-Markt tickt anders als der weltweite Gesamtmarkt", sagte Rudolf Gesslinger, Geschäftsführer der Filenet GmbH, auf der DMS Expo, die vom 16. bis 18. September in Essen stattfand. Hier zu Lande sei Archivierung aufgrund gesetzlicher Verpflichtungen deutlich wichtiger als in anderen Ländern. Der Branche empfahl Gesslinger, "Projekte nicht (zu) überdrehen und auf dem Boden (zu) bleiben". "Wir müssen verstehen, was der Kunde will", stellte der Geschäftsführer klar. In den Augen eines DMS-Anwenders war dagegen "die Integration in die bestehende Anwendungslandschaft das Hauptproblem", so Mike Rothberg, IT- Manager und Leader of Team DMS bei Consors. Die DMS-Anbieter forderte Rothberg zu mehr Ehrlichkeit auf: Der laufend verwendete Begriff "Enterprise Content Management" (ECM) führe zu Irritationen bei den Kunden, weil die Bezeichnung eher mit Web-Lösungen verknüpften.

Nach Meinung von Karl-Heinz Mosbach, Geschäftsführer der Elo Digital Office GmbH, "drückt der Schuh in den Prozessen selber, an jedem einzelnen Arbeitsplatz". Es komme darauf an, eine DMS-Lösung in die bestehenden Prozesse in einem Unternehmen einzubinden und die jeweilige "Unternehmenskultur" zu beachten.

Die Stimmung wird langsam wieder besser

Insgesamt präsentierten sich auf der Fachmesse nach Angaben des Veranstalters Advanstar Communications (Germany) GmbH & Co. KG etwa 280 Unternehmen. Die Teilnehmer zeigten sich mit der DMS Expo insgesamt zufrieden. Die vergangenen beiden Jahre seien schwierig gewesen, auch wenn 2002 ein leichter Aufschwung zu verzeichnen war. 2003 gilt aber bei vielen wieder als Lichtblick - zumindest seit dem Sommer. Die Qualität der geführten Gespräche sei durchweg sehr hoch gewesen, sagte beispielsweise Michael Laermann, European Marketing Manager bei Kofax. Der Capture-Spezialist präsentierte auf dem Stand der Muttergesellschaft Dicom die aktuelle Version 6 der Erfassungslösung "Ascent Capture" und den "Capture Internet Server 6.0".

Auf dem gleichen Stand war auch der Jukebox-Hersteller ASM vertreten, der dort seine Produkte vorstellte. Geschäftsführer Johann Deters sah sich mit Kritik konfrontiert, die Jukebox-Technik sei heutzutage eigentlich veraltet. Weder stimmten Geschwindigkeit noch Performance. Einen kleinen Geschwindigkeitsnachteil gab Deters offen zu, die Vorteile einer Jukebox überwögen jedoch bei weitem. Es komme auf den richtigen Einsatz an. "Als Anwender muss man sich fragen: Was will man speichern? 90 Prozent der Daten sind doch ‘totes Material’, das nie wieder gelesen wird", so Deters. "Zu zehn Prozent haben Sie einen chaotischen Zugriff auf irgendwelche Dateien in diesem Sammelsurium. Die meisten Zugriffe sind aber nicht zeitkritisch."

Für einen schnellen Datenzugang seien bei Jukeboxen "Online-Medien" zuständig, die eine Art Cache darstellen, aus dem angeforderte Informationen schnell zur Verfügung gestellt werden können. Darüber hinaus "ist der Stromverbrauch bei reinen Festplattensystem um bis das Zehnfache höher", argumentiert Deters.

Die neuen PDD-Jukeboxen (Professional Disk for Data) verwenden eine Speichertechnik von Sony. Mittels Blaulichtlaser erreicht der japanische Hersteller eine höhere Schreibdichte, sodass auf einer Disc bis zu 23,3 GB an Daten gespeichert werden können - mehrfach oder auch nur einmal beschreibbar. Der Vorteil bei Letzterem ist, dass die einmal geschriebenen Daten nicht mehr verändert oder gelöscht werden können und so beispielsweise Sicherheit vor Fälschungen bieten. Die Gesamtkapazität einer PDD-Jukebox kann bis zu 41 Terabyte betragen.

Die wirtschaftliche Entwicklung verlief für ASM laut Deters "analog zur Gesamtbranche": "Wenn der Mittelstand und die Industrie nichts kaufen, kann man auch keine Jukeboxen absetzen", so Deters. "Nach einem Tief Anfang 2003 erleben wir seit Mitte des Jahres jedoch eine steigende Nachfrage."

Ein konstantes Wachstum erfuhr dagegen Docuware schon in den vergangenen Jahren. Bis 2002 verzeichnete der Archivierungsspezialist nach Aussage von Vorstand Jürgen Biffar jeweils 10 bis 15 Prozent Wachstum. Für 2003 rechnet der Docuware-Chef sogar mit einer Steigerung des Umsatzes um 15 bis 25 Prozent. "Bei uns gab es keine Krise", so Biffar. Dies liege unter anderem daran, dass man bereits seit 2001 sehr stark nutzerorientiert arbeite.

Express-Versionen allerorten

Kofax-Konkurrent Captiva trat auf der DMS Expo mit seiner neuen Express-Software an. Bei dieser handelt es sich um eine abgespeckte Version von "Input Accel", die über Headway und ein Partnernetz vertrieben wird. Das Boxed-Produkt kann bei einem Endkundenpreis von etwa 1.000 Euro maximal 250 Seiten pro Tag erfassen. Nach Aussage von Matthias Wagner, Marketing Manager Central Europe bei Captive, "besticht ‘Input Accel Express’ durch eine leichte Installation und Konfiguration".

Das gleiche Ziel, die Einstiegshürden zu senken, verfolgt auch IBM mit dem neuen "DB2 Content Manager Express", der von Marcel van Hulle, Vice President DB2 Information Management Software bei IBM Emea, vorgestellt wurde. Trotz relativ niedriger Kosten, einer potenziell schnelleren Implementierung (Stichwort: "One-Button-Installation") und leichteren Konfigurierung umfasst das Express-Paket immer noch rund sieben CD-ROMs. Van Hulle erneuerte darüber hinaus das IBM-Bekenntnis zum freien Betriebssystem Linux, was er zum einen durch einen während der Präsentation anwesenden großen Stoffpinguin demonstrierte und zum anderen damit unterstrich, dass Big Blue der einzige Anbieter einer ECM-Plattform auf Linux sei.

www.dmsexpo.de

ComputerPartner-Meinung

Nach harten Jahren verspürt die Branche wieder einen leichten Aufwind. Die vorwiegend positiven Aussagen haben gezeigt, dass langsam wieder Optimismus einkehrt. Aber: Obwohl sich die DMS Expo mittlerweile ihren Platz in der deutschen Messelandschaft erkämpft hat, gibt es noch immer Stimmen, die selbst die Systems für wichtiger halten, "weil wir dort eher den Mittelstand treffen als hier", so Docuware-Chef Jürgen Biffar zu ComputerPartner. (afi)

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