Domain-Namen

20.05.1999

WASHINGTON: Die Network Solutions Inc. (NSI) ist im Begriff, ihr Quasimonopol über die Vergabe von Domain-Namen zu verlieren. Doch gibt es kurz nach der Öffnung des Marktes bereits Anzeichen, daß es für die Neuen in dem Zigmillionen-Geschäft gar nicht so einfach sein wird, am Thron von NSI zu rütteln.Network Solutions Inc. (NSI) hält seit 1993 das amerikanische Monopol über die Vergabe aller Domain-Namen mit den Erweiterungen com, net, edu und org. Damit kontrolliert das Unternehmen zirka 50 bis 75 Prozent aller Domain-Namen weltweit, und daraus generiert sich auch zum größten Teil dessen Umsatz von 93 Millionen Dollar im letzten Jahr. Doch das soll sich nun ändern. Denn die nichtkommerzielle Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (Icann) hat im Auftrag der amerikanischen Regierung Ende April die Domain-Vergabe für fünf weitere Registratoren geöffnet. Dazu gehören AOL, die France Telecom, die australische Melbourne IT, die New Yorker Startup-Company Registry.com und das Internet Council of Registrars (Core), ein Konsortium von 85 weiteren Registratoren. Nach Ablauf einer zweimonatigen Versuchsphase sollen noch mehr Registratoren folgen. Im Gespräch sind bereits 29 mögliche Anbieter.

Gründe für die Öffnung des Marktes gibt es mehrere. Es zeigte sich zum Beispiel, daß NSI immer mehr Schwierigkeiten hatte, Anträge zügig zu bearbeiten. Außerdem soll die Registrierung der Domain-Namen in Zukunft den Marktgesetzen gehorchen und damit billiger werden. So will es zumindest die Icann, die im Zuge der Liberalisierung und Privatisierung von der amerikanischen Regierung mit einer Reihe von Internet-Verantwortlichkeiten betraut wurde, die vorher den zuständigen Behörden unterstanden.

Holprige Steine pflastern den Weg

Die Ende April gestartete zweimonatige Versuchsphase läuft jedoch aufgrund einer Reihe von technischen und vertragsrechtlichen Fragen sehr schleppend an. So hat sich AOL als größter Online-Anbieter mit der Endung com geweigert, die Vertragsbedingungen von NSI zu unterschreiben. Kein Vertrag, keine Software, kam die prompte Antwort des Noch-Monopolisten mit Sitz in Herdon,

Virigina. Neun Dollar pro Jahr und Domain-Name sollen die neuen

Registratoren an NSI bezahlen. Allen anderen verlangt das Unternehmen sogar 35 Dollar pro Jahr und Domain-Namen ab. Noch ist nicht klar, wieviel die neuen Anbieter für die Registrierung der Domain-Namen fordern werden. Allerdings mehren sich bereits Stimmen, die davor warnen, daß NSI praktisch jeden Preis unterbieten kann und damit imstande ist, dem Mitbewerb von vornherein das Wasser abzugraben. Für Domain-Namen mit der Endung com sieht es jedenfalls so aus, als würde NSI sein Monopol noch eine Weile behalten.

Für die Vergabe der Domain-Namen mit der Endung de ist die genossenschaftlich organisierte Domain Verwaltungs- und Betriebsgesellschaft (DENIC) mit Sitz in Frankfurt verantwortlich. Sie hat Anfang April dieses Jahres die Domain-Preise für Endkunden von 464 Mark für die Erstanmeldung und 232 Mark für die Folgejahre um die Hälfte gesenkt. (kh)

Zur Startseite