Dr. T.'s Sprechstunde

26.11.2007
Lieber Dr. T., in der ChannelPartner-Ausgabe 45/07 habe ich gelesen, dass nur acht Prozent der Europäer mit ihrem Job zufrieden sind. Das kann ich gar nicht glauben, wo mir meine Arbeit als Fachhändler doch so viel Freude macht. Was halten Sie von solchen Umfragen?

Natürlich ist allen in ChannelPartner veröffentlichten Umfrageergebnissen bedingungslos Glauben zu schenken. Wenn Sie, wie im vorliegenden Fall, einmal nicht mit den Werten zufrieden sind, machen Sie doch selber eine Studie. Das ist einfacher, als Sie denken. Sie müssen nur die folgenden Tipps beachten:

1. Legen Sie das Ergebnis vorher fest

Nur Anfänger und Doktoranden glauben, das Resultat einer Untersuchung könne erst am Schluss derselben feststehen. Wer so denkt, vergeudet wertvolle Ressourcen. Tatsächlich ist das Ergebnis das Erste, was bei einer guten Umfrage definiert werden muss. Wie sonst sollte man die geeignete Zielgruppe festlegen? Wer zum Beispiel herausfinden will, dass 80 Prozent der Deutschen einen Jagdschein besitzen und 95 Prozent für die Abschaffung der Schonzeit sind, sollte seinen Studie bei www.jagdundhund.de und nicht auf www.abschaffung-der-jagd.de platzieren. Die von Ihnen erwähnte Umfrage ist im Übrigen auch ein gutes Beispiel für dieses Vorgehen wurde sie doch vom Jobsucheportal Monster durchgeführt.

2. Halten Sie die Stichprobe klein

Ein weiterer Anfängerfehler ist es, viel zu viele Leute zu befragen. Dabei ist es völlig egal. ob man 5 oder 5.000 Studienteilnehmer hat. Bei 82 Millionen Deutschen entspricht beides ungefähr 0 Prozent der Bevölkerung warum also die Mühe? Ich habe zum Beispiel in einer repräsentativen Studie festgestellt, dass 100 Prozent der Deutschen Dr. T.'s Sprechstunde echt Klasse finden und dazu musste ich nur mich und mein Mutter befragen!

3. Machen Sie nicht zu viele Angaben

Umfrageeinsteiger glauben oft, man müsse Stichprobengröße und -zusammensetzung, Umfragezeitraum und Auftraggeber angeben. Das ist Blödsinn und lenkt nur vom Wesentlichen ab. Halten Sie die Information so einfach und global wie möglich. Wenn Ihnen bei Ihrer Studie beispielsweise aus Versehen ein Schweizer unterkommt, ändern Sie Ihre Pressemitteilung von "80 Prozent der Deutschen" in "80 Prozent der Europäer". Konnten Sie sogar Ihre javanesische Putzfrau zum Mitmachen bewegen, dann heißt das Ergebnis natürlich "80 Prozent der Weltbevölkerung".

4. Lernen Sie an Beispielen

Nichts ist so lehrreich wie ein gutes Beispiel höchstens ein schlechtes. Deshalb will ich Ihnen die besten Umfragen der vergangenen Monate nicht vorenthalten - ohne Quellenangaben, versteht sich:

80 Prozent der Deutschen unter 40 feiern Weihnachten in der Familie, aber nur ein Prozent nimmt Kokain - ein krasses Missverhältnis, das ich einmal mit der kolumbianischen Mafia diskutieren sollte.

Nur sechs Prozent der deutschen Männer sind germanischen Ursprungs, aber dafür sind 25 Prozent aller Deutschen ausländerfeindlich. 25 Prozent sind außerdem zu arm, um in den Urlaub zu fahren. Ob es sich dabei um dieselben 25 Prozent handelt, muss ich erst noch in einer eigenen Umfrage herausfinden.

Besonders schockierend finde ich, dass 94 Prozent der Deutschen noch nie auf Island waren, aber 89 Prozent ihrem Hausarzt vertrauen. Wieder ein krasses Missverhältnis, das eigentlich nur durch die Tatsache getoppt wird, dass 59 Prozent der deutschen Frauen gerne auf ihre Periode verzichten würden. Ob der Rest das PMS dazu nutzt, um mal so richtig schlecht gelaunt sein zu können, wird meine nächste Umfrage zeigen. Das verspricht

Ihr Dr. T.

100 Prozent der Deutschen finden Dr. T.'s Sprechstunde alle 14 Tage in ChannelPartner und online im CP forum. Sind auch Ihre Umfragewerte im Keller? Dann machen Sie eine Studie oder senden Sie Ihre Frage an thafen@channelpartner.de.

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