Drahtlos im Gesundheitswesen

02.09.2004
Mit dem Einzug moderner Informations- und Kommunikationstechnik in Kliniken und Arztpraxen erschließt sich auch für drahtlose Anwendungen ein erhebliches Potenzial, so die Unternehmensberatung Frost & Sullivan. Bis zumJahr 2008 soll sich das Marktvolumen in Westeuropa mehr als vervierfachen. Von ComputerPartner-Redakteurin Ulrike Goressen

In Westeuropa wurden im Jahr 2003 bereits 98,2 Millionen US-Dollar mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik in Kliniken und Arztpraxen umgesetzt. Nach einer neuen Analyse der Unternehmensberatung Frost & Sullivan soll der Gesamtumsatz der Branche bis zum Jahr 2008 ein Niveau von 445,8 Millionen US-Dollar erreichen.

Der Markt entwickelt sich rasch und reagiert dabei auf die technologischen Veränderungen im Klinikbetrieb. So integrieren die Krankenhäuser im Zuge der vollständigen Digitalisierung des Bildmanagements und der Patientendaten allmählich auch drahtlose Anwendungen und Geräte in ihre Infrastruktur.

Patienten sind Nutznießer der neuen Technologie

Nach Siddharth Saha, Branchenanalyst bei Frost & Sullivan, bieten drahtlose Anwendungen eine ganze Reihe von Vorteilen, die ihre Einführung für medizinische Einrichtungen interessant machen: Sie ermöglichen auch dort einen Zugang zum IT-System, wo ein fester Anschluss nicht praktikabel ist, schaffen dadurch die Voraussetzungen für integrierte Patientenakten, mit deren Hilfe medizinische Entscheidungen besser vorbereitet werden können, und tragen ganz allgemein zur Verschlankung von Prozessen, zur Steigerung der Produktivität und zur Verbesserung der Zufriedenheit der internen Nutzer bei.

Es gibt aber auch Schwierigkeiten. Das größte Problem bei der Einführung drahtloser Technologien im Gesundheitswesen sind die großen Unterschiede im technischen Stand der Informations- und Kommunikationstechnik, wie sie im europäischen Gesundheitswesen eingesetzt wird. Wenn Investitionen in drahtlose Technologien schnell Nutzen bringen sollen, dann ist die breite Einführung von modernen KIS-Modulen (Krankenhausinformationssystem) notwendig.

Insofern dürften nach Analystenmeinung groß angelegte Initiativen wie staatlich geförderte Pläne zur Modernisierung der Informationstechnik im Gesundheitswesen oder Richtlinien zur Einführung von IT-Systemen das Wachstum der Medizin-IT-Branche in Europa positiv beeinflussen. In diesen Rahmen gehören auch elektronische Patientenakten und Patienten-Chipkarten, wie sie kürzlich von der EU-Kommission vorgeschrieben worden sind.

Verbesserte klinische Informationssysteme kommen der Einführung drahtloser Anwendungen zugute. Dabei wird sich wohl die Nachfrage auf solche Anwendungen richten, die sich in vorhandene KIS-Module integrieren lassen. Verschiedene europäische Anbieter drahtloser Anwendungen für das Gesundheitswesen bieten bereits Anschlussoptionen für ihre KIS-Produkte an.

In den Augen der Analysten von Frost & Sullivan sind diejenigen Marktteilnehmer am ehesten erfolgversprechend, die über bewährte integrierte Medizin-IT-Lösungen und strategische Partnerschaften mit Anbietern drahtloser Anwendungen verfügen. Alle am europäischen Gesundheitswesen Beteiligten seien nicht nur an den eigentlichen Informationssystemen, sondern auch an mobilen Geräten interessiert. So würde die Einführung mobiler medizinischer Geräte (Mobile Medical Devices, MMDs) etwa auch durch das MEMO-Projekt gefördert.

Integration in vorhandene KIS-Module gefragt

Mithilfe von MMDs kann von jedem beliebigen Ort aus auf medizinische Datenbanken und einzelne elektronische Patientenakten zugegriffen werden. Dadurch lassen sich nicht nur wichtige Behandlungsdaten zentral zusammenfassen, sondern auch der Arbeitsablauf vereinfachen und die Kommunikation zwischen Kliniken, Patienten und Kostenträgern verbessern.

Technologische Innovationen würden zwar in der Regel zuerst in den USA erprobt und getestet, bevor sie für die europäischen Märkte angepasst werden, die europäischen Technologieanbieter befinden sich nach Analystenaussage aber dennoch in einer starken Position, um ihren Marktanteil zu konsolidieren. Globale Anbieter, vor allem aus den USA und Kanada, dürften laut Frost & Sullivan demnach mit einheimischen Unternehmen zusammenarbeiten, wenn sie ihre Marktanteile in Europa ausbauen wollen.

Eine kostenfreie Zusammenfassung der Frost & Sullivan-Analyse zum westeuropäischen Markt für drahtlose Anwendungen im Gesundheitswesen kann per E-Mail bei Katja Feick (katja.feick@frost.com) bestellt werden.

Die komplette Analyse "Strategic Analysis of the European Markets for Wireless Applications in Healthcare" kostet 3.920 Euro.

Meinung der Redakteurin

Der Markt für drahtlose Anwendungen im Gesundheitswesen bietet hohes Entwicklungspotenzial. Wer daran partizipieren will, muss sich zunächst mit den Kundenanforderungen, -präferenzen und -erwartungen beschäftigen sowie die weltweiten technologischen Entwicklungen im Auge behalten, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Das gilt für Hersteller von Software und Hardware wie für den Fachhandel gleichermaßen.

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