Drahtlose Technologien in Unternehmen auf dem Prüfstand

10.04.2003
Der Markt für drahtlose Technologien hat noch lange nicht sein ganzes Potenzial ausgeschöpft. Viele Kunden wissen um die Vorteile, scheuen derzeit aber die Ausgaben. Worauf Unternehmenskunden immer stärker achten, zeigt die europaweite Umfrage von Frost & Sullivan.

Der Einsatz drahtloser Technologien in Unternehmen ist ein milliardenschwerer Markt - zumindest für die Anbieter wie Mobilfunkbetreiber, Dienstanbieter und Gerätehersteller. Doch die gegenwärtige Wirtschaftslage zwingt viele potenzielle Kunden zu Risikominimierung und Kostensenkung. Deshalb stehen IT-Investitionen derzeit auf dem Prüfstand.

Frost & Sullivan untersuchte aus diesem Grund die Einstellungen und Ansichten von IT-Unternehmenskunden sowie ihre Wahrnehmung durch die Anbieter. Dabei wurden mehr als hundert Führungskräfte in acht europäischen Ländern befragt.

Die Analyse zeigt zunächst einen erheblich gewachsenen Bekanntheitsgrad der drahtlosen Technologien und Dienste (darunter WLAN, SMS, HSCSD, GPRS und WAP) in den europäischen Unternehmen. Die Betreiber wurden nach einer Reihe von Kriterien wie Kundendienst, Übertragungsqualität, Marketing und Zuverlässigkeit bewertet. Im Allgemeinen erhielten sie gute Noten; die Mehrheit der Befragten hat jedoch vorläufig nicht die Absicht, ihren Dienstleister zu wechseln.

WLAN erfolgreich im Einsatz für Arbeitsgruppen

Die Bewertung der sechs wichtigsten Handset-Hersteller nach den Kriterien Benutzerfreundlichkeit, Marketing, Kundendienst und Preis-Leistungs-Verhältnis erbrachte eine relative Zufriedenheit, aber auch noch ausreichend Spielraum für Verbesserungen. Nach Aussage von Michael Wall, Branchenanalyst bei Frost & Sullivan, zeigt die Einführung drahtloser Technologien und Dienste in europäischen Unternehmen eine erfreuliche Dynamik. Es gebe aber in allen Bereichen der Branche noch erheblichen Verbesserungsbedarf. Die Schlüsselprobleme seien Zuverlässigkeit und Kosten sowie Sicherheitsfragen.

Die Sicherheit steht insbesondere bei WLANs weiter ganz oben auf der Prioritätenliste der Unternehmen. Sorgen bereiten die tatsächlichen oder vermeintlichen Sicherheitslücken des Standards - was nach Meinung der Analysten nicht überrascht angesichts der negativen Publicity der letzten Zeit.

WLAN hat mit dem "Wifi"-Standard 802.11b eine starke Präsenz erreicht. Bereits 42 Prozent der befragten Unternehmen setzen es ein, und weitere 15 Prozent planen eine Einführung. Der Markt bietet also weiterhin große Wachstumschancen, das Interesse am Umsteigen auf den schnelleren Standard 802.11a scheint aber dennoch gering. Für die meisten WLAN-Nutzer hat sich der Befragung zufolge die Investition positiv ausgewirkt, allerdings als Technologie für einen engeren Mitarbeiterkreis und nicht als Gesamtlösung zur Vernetzung aller Computernutzer.

Bluetooth verbindet Handy und Notebook

Bei Bluetooth erfreuen sich vor allem Handys zunehmender Verbreitung, gefolgt von Computern und Peripheriegeräten. Als Schlüsselanwendung gilt die Verbindung vom Notebook zum Handy, die den Internetzugang über das Mobilfunknetz ermöglicht. Knapp die Hälfte aller Nutzer nannte diesen Aspekt als wichtigste Anwendung, gefolgt von LAN-Zugang, Peer-to-Peer-Networking und Synchronisation.

Die Nachfrage nach Bluetooth-Geräten im Unternehmensbereich ist aber insgesamt noch ziemlich niedrig. Nur neun Prozent der befragten Unternehmen verwenden es bereits, weitere 22 Prozent planen die Nutzung in nächster Zeit. Dennoch haben Bekanntheit und Verständnis der Technologie seit der ersten Anwenderanalyse Mit-te 2001 zugenommen. Fortschritte bei Sicherheit, Kosten und der Bereitstellung sinnvoller Anwendungen vorausgesetzt, kann Blue-tooth laut Frost & Sullivan erhebliches Potenzial entfalten.

64 Prozent sehen einen Produktivitätszuwachs

Drahtlose Datendienste, richtig eingesetzt, würden auch spürbare wirtschaftliche Vorteile bringen. Immerhin 64 Prozent aller befragten Unternehmen sehen einen Produktivitätszuwachs durch drahtlose Anwendungen gege-ben. Anwendungen wie E-Mail, Personal-Information-Management (PIM) und Customer-Relationship-Management (CRM) werden mithilfe von drahtlosen Datendiensten durchgeführt. Wegen Sicherheitsbedenken und hoher Kosten bleiben die Teilnehmerzahlen jedoch weiter hinter den Erwartungen zurück.

www.frost.com

ComputerPartner-Meinung

Diese Umfrage bestätigt leider wieder einmal ein aktuelles Problem: Die Kunden wissen sehr wohl um die Vorteile neuer Technologien, allein sie investieren wegen der anhaltend schlechten Wirtschaftslage nur sporadisch und im überschaubaren Rahmen. Und genau hier beginnt die Arbeit des Fachhandels. Wer sich der aktuellen Anforderungen und der zurückhaltenden Investitionsbereitschaft der Unternehmen bewusst ist und maßgeschneiderte Lösungen ausschließlich für die brennendsten Probleme bietet, kann nicht nur jetzt schon am wachsenden Markt partizipieren, er wird auch bei künftigen Investitionen als fairer und kompetenter Partner ins Boot geholt. (go)

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