Drohgebärden an die Händlerschaft

27.09.2001
Mit harten Bandagen kämpft Szymaniak derzeit um seine Kundenbasis: Der Hersteller von kaufmännischer Software will seine Partner mit einer Vertragserweiterung knebeln.

In einem Rundschreiben der Exact-Tochter an ihre Partner, das der ComputerPartner-Redaktion vorliegt, ist die Rede von einer "gezielten Kampagne gegen unser Haus und gegen die Pro-Software", die es zu bekämpfen gelte. Um "wieder eine neue Vertrauensbasis zu schaffen", wie es in dem Brief heißt, sollen sich die Händler schriftlich mit einem Wettbewerbsverbot einverstanden erklären. Das untersagt den Szymaniak-Partnern, ihren Kunden "direkt oder indirekt" Angebote zum Wechsel auf ein Konkurrenzprodukt zu machen oder "aufgrund eines Kundenwunsches" in Verhandlungen über den Wechsel zu einem Konkurrenzprodukt einzutreten. Bei Zuwiderhandlung droht das Unternehmen mit der fristlosen Kündigung der bestehenden Betreuungs- und Pflegevertragsbeziehungen, sowie mit einer Vertragsstrafe in "Höhe des fünffachen Jahresbetreuungs-/Pflegeentgelts".

Ein Branchenkenner wertet die Maßnahme als Versuch, die verunsicherte Händlerschaft wieder auf Kurs zu bringen: Denn nach einer früheren Ankündigung von Szymaniak, die Pro-Software einzustampfen, hatten sich einige von ihnen nach Konkurrenzprodukten für ihre Kunden umgesehen. Wie aus dem Schreiben hervorgeht, erwartet Exact Szymaniak von den Partnern jetzt, dass sie statt des-sen erfolgreich die neue Software "Exact Pro" vertreiben.

Ein von ComputerPartner befragter Jurist hält die ungewöhnliche Vorgehensweise von Szymaniak für kartellrechtlich bedenklich: "Es ist unwahrscheinlich, dass der Hersteller vor Gericht seine Forderungen durchsetzen kann", so der Experte.

www.szymaniak.de

ComputerPartner Meinung:

Marketing auf die ganz andere Art: Statt den Partnern eine klare Strategie zu liefern und sie vom Nutzen der Exact-Software zu überzeugen, setzt Szymaniak ihnen die Pistole auf die Brust. Es stellt sich die Frage nach dem Erfolg der Aktion: Mit solchen Drohgebärden stellt man kein Vertrauensverhältnis wieder her, zumal die Methode juristisch äußerst zweifelhaft ist. (st)

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