Jeder kennt die mehr als peinliche Situation, die mit der neuen Bekanntschaft im Arm noch peinlicher wird: Eine Nacht in einer "In"-Disco ist angesagt, aber der Türsteher hat etwas dagegen. "Habe ich etwa eine zu krumme Nase, abstehende Ohren oder ein Backpfeifengesicht?", fragen sich die Abgewiesenen. Im Grunde funktioniert die Biometrie-Software "Face Vacs Logon 2.0 Personal Edition" von Cognitec im Zusammenspiel mit der PC-Cam "To Ucam" von Philips nicht anders: "Du erhältst Zugriff auf meinen PC und Du nicht."
Zur Umverpackung der Software gibt es nicht viel zu sagen, denn die CD-ROM steckt einfach in einem teils transparenten Papierkuvert. Die eigentliche Verkaufsverpackung des Bundles ist der sehr stabile Karton, in den die Webcam eingebettet ist.
Die Hardware-Voraussetzungen des Bundles dürfte inzwischen fast jeder Rechner erfüllen: mindestens ein Prozessor mit 400 MHz - laut PDF-Handbuch genügt auch ein Pentium II mit 244 MHz - sowie ein 64 MB großer Arbeitsspeicher. Darüber hinaus sollte auf dem Rechner Windows 98/ME/2000/NT 4.0 oder XP installiert sein. Cognitec plant, demnächst eine Version für Linux auf den Markt zu bringen.
Die Webcam liefert Videos mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde bei einer Auflösung von 320 x 240 Bildpunkten. Darüber hinaus sind sprachgesteuerte Aufnahmen von Standbildern mit einer Auflösung von bis zu 1.280 x 960 Pixel möglich. Zum Lieferumfang gehören ein Standfuß, eine selbstklebende Konsole sowie für unterwegs ein knallgelbes Necessaire im Form eines riesigen Ostereies. Während der Tests zeigte sich, dass die auf dem Monitor aufgeklebte und drehbare Konsole, in die das Stativ samt Webcam eingehängt wird, nicht gerade ein gutes Team sind: Bei der geringsten Erschütterung hüpfte die Webcam durch das Eigengewicht des erfreulich langen USB-Kabels aus der Konsole und lieferte Live-Bilder vom eigenen freien Fall. Die Notlösung: USBKabel am Monitor festkleben.
Die Installation des sehr umfangreichen Softwarepaketes verläuft reibungslos, zieht sich aber rund fünf Minuten hin. Immerhin gilt es, Anwendungen wie das sehr einfach zu bedienende zentrale Steuerungsprogramm "V-Lounge", das Bildbearbeitungsprogramm "Ulead Photo Express 2.0 SE" oder den "Real Player 7 Basic" zu installieren.
Es empfiehlt sich, vor der Installation von Face Vacs Logon 2.0 das PDF-Handbuch zu lesen. Der dazu notwendige "Acrobat Reader 4.05" ist zwar im Lieferumfang enthalten, allerdings nur in der englischen Version. "Diese Software funktioniert nicht im Zusammenspiel mit Novell-Netware-Clients. Benutzer mit Windows-NT-Domänenkonto können die Gesichtserkennungsdienste nicht benutzen. Diese sind nur für lokale Benutzer verfügbar", ist einer der wichtigen Hinweise des Handbuchs.
Um ohne Probleme durch die Installation zu kommen, ist auch bei einem Einzelplatzrechner mindestens ein aktives Benutzerprofil unabdingbar. Dieses kann unter Einstellungen/Systemsteuerung/Kennwörter/Benutzerprofil eingerichtet werden. Danach lässt sich der virtuelle Türsteher reibungslos installieren.
Nach dem Neustart des Rechners erscheint eine Dialogbox, die den Anwender fragt, ob ein so genanntes "Enrollment" zum Einlesen der biometrischen Daten durchgeführt werden soll. Danach läuft das Procedere mehr oder weniger automatisch ab. Die Software liest über die Webcam insgesamt acht Porträtbilder der vor ihr sitzenden Person ein, verarbeitet sie und richtet das Anwenderprofil ein.
Über das intuitiv gestaltete Menüfenster des Administrationsprogramms lassen sich sowohl "globale" (für mehrere Benutzerprofile) als auch "persönliche" Einstellungen sowie die "Sicherheitsstufe" oder die "Videoeinstellungen" individuell definieren. Die beiden Zugangsbeschränkungen "Passwort" und "Gesichtserkennung" lassen sich mit den Attributen "mit" oder "ohne" kombinieren.
Danach nimmt der Türsteher seinen Dienst auf und lässt keinen Anwender mehr herein, der nicht den abgespeicherten biometrischen Daten des jeweiligen Benutzers entspricht und/oder das entsprechende Passwort vorweisen kann - zumindest sollte es so sein. In der Praxis zeigten sich jedoch Ausfallserscheinungen, die zum Verhängnis werden können: In Bierlaune schnell ein Webcam-Bild des registrierten Anwenders schießen, dieses ausdrucken und vor die Kamera halten. Und siehe da, die Software gibt den Rechner für den vermeintlich echten User frei - auch in der höchsten Sicherheitsstufe. Mit ein wenig krimineller Energie lässt sich dann auch das entsprechende Passwort besorgen.
Auch durch einen bewusst herbei geführten Rechnerstart im abgesicherten Modus kann man die Software austricksen. Ein weiteres Manko, das aber größtenteils der Webcam angelastet werden muss: Bei schlechten Lichtverhältnissen bleibt der User draußen vor der Tür. Deshalb lautet das Fazit: Face Vacs Logon 2.0 ist in der Praxis absolut nicht tauglich, den PC vor unerlaubten Zugriffen zu schützen.
Cognitec bietet Fachhändlern Serviceleistungen wie Flyer, eine Hotline und gemeinsam erstellte Presseinformationen an. Darüber hinaus haben Wiederverkäufer die Möglichkeit, sich das Bundle bis zu vier Wochen lang genauer anzuschauen. Der Hersteller weist darauf hin, dass er die Fachhändler nicht klassifiziere, aber Rabatte anbiete, die sich nach den abgenommenen Stückzahlen richten. Eine Kostenbeteiligung des Händlers an weiterreichenden Werbemaßnahmen hänge vom jeweiligen Einzelfall ab. Sprich: Mit Cognitec kann man über alles reden. (mm)
<b>Kurzgefasst</b>
Gemeinsam mit der USB-Webcam "Philips ToUcam" soll die Biometrie-Software "Face Vacs Logon 2.0" den PC vor unerlaubten Zugriffen schützen. Sowohl die Webcam-Software als auch Face Vacs Logon 2.0 lassen sich recht einfach installieren und bedienen. Allerdings ließ sich die Biometrie-Software zum Teil genauso einfach während der Tests überlisten und gewährte Zugriff auf den geschützten PC.
Anbieter:
Cognitec AG
Washingtonstr. 16
01139 Dresden
Tel.: 03 51/2 66 37-0
Fax: 03 51/2 66 37-10
E-Mail: sales@cognitec-ag.de
www.cognitec-ag.de
Preis:
69 Euro (Software allein)
169 Euro (Bundle mit To Ucam)
Wertung:
Software: 6*
Lieferumfang: 3
Handbuch: 2
Ease-of-Use: 3
Händler-Support: 3
CP-TIPP: 6
(Bewertung nach Schulnoten)
*Führt zur Abwertung
Darum eine Sechs
Die Software ist als Sicherheitslösung unbrauchbar. Wenn sie schon mit einem ausgedruckten Bild einen Zugang gestattet oder sich durch den "abgesicherten Modus" überlisten lässt, kann von einem Schutz keine Rede sein. Die beiliegende Webcam ist recht ordentlich und entspricht dem heute üblichen Stand. Deshalb bekommt sie auch eine Zwei. Handbuch und Ease-of-Use sind recht gut. Auch hier haben wir jeweils eine Drei vergeben. Dem eigentlichen Verwendungszweck wird die Lösung aber nicht gerecht. Deshalb die Endnote Sechs. (jh)