Düsseldorf: Kommunikation, Kunst und Kreativität

20.04.2000
Der Run der Großunternehmen auf den Telekommunikationsmarkt beschert dem als Werbezentrum bekannten Düsseldorf einen ganz neuen Status: Die Stadt ist zur bundesdeutschen Telekommunikationsmetropole geworden.

Düsseldorf genießt den Ruf, das deutsche Zentrum für Kreativität zu sein: Über 500 Werbeagenturen und 300 Werbeunternehmen sind hier ansässig, darunter die drei umsatzstärksten in Deutschland. Mehr als 10.000 der insgesamt 15.000 Architekten des Landes Nordrhein-Westfalen leben im Einzugsbereich dieser Stadt. Über 200 Verlage sind hier ansässig. In jüngster Zeit wächst zudem die Bedeutung des audiovisuellen Bereichs mit Film, Funk und Fernsehen. Ein Teil des Hafens wurde zur Meile der Medien und der Kreativen.

Die japanische Hauptstadt am Rhein

Weniger glamourös, aber vielleicht von größerer Bedeutung ist die leise Entwicklung der Stadt zur Telekommunikationsmetropole. Gerade in Düsseldorf setzten die zahlreichen Landesinitiativen zur Neugründung und Ansiedlung privater Unternehmen im Bereich der Kommunikationswirtschaft eine Expansion in Gang.

Tatsächlich haben in der Landeshauptstadt die wichtigsten Konkurrenten der deutschen Telekom ihren Sitz: So gründete das Düsseldorfer Traditionsunternehmen Vebazusammen mit RWE die Telekommunikationstochter Otelo Communikations. Der Düsseldorfer Mannesmann-Konzern ist bei dem anderen großen privaten Netzbetreiber, der Arcor AG, mehrheitlich beteiligt und hat dort die unternehmerische Leitung. Insgesamt haben hier 18 Netzbetreiber ihren Firmensitz, teilweise als deutsche Hauptverwaltung. Von diesen verfügen fünf über ein eigenes Glasfasernetz im Stadtgebiet, ein deutliches Standortplus für die dortigen Unternehmen. In diesem Jahr wird das Glasfaser-Citynetz Düsseldorf eine Länge von 600 Kilometern erreichen.

Die Liste der Netzbetreiber ist lang: Axxon Telcom, Debitel Kommunikationstechnik, E-Plus Mobilfunk, Isis Multimedia Net, Novento Telecom, Pacific Gateway Exchange und Viatel, um nur einige zu nennen. Die Deutsche Telekom zählt mit mehr als 5.000 Arbeitsplätzen zu den größten Arbeitgebern in der Landeshauptstadt und ist auch mit Tochterunternehmen wie T-Mobil, De-Te-System und De-Te-Medien hier vertreten.

Auch beim Mobilfunk Deutschlands Nummer eins

Auch im Mobilfunk ist der Standort bundesweit führend: Die beiden großen privaten Mobilfunkbetreiber haben ihren Hauptsitz in Düsseldorf. Den Anfang machte die Mannesmann Mobilfunk GmbH mit ihrem D2-Netz im Juni 1992. Auch das erst 1993 gegründete Unternehmen E-Plus Mobilfunk GmbH hat sich für Düsseldorf entschieden und baut sein Netz kontinuierlich aus. Eine weitere Neuansiedlung aus der jüngsten Vergangenheit ist der Telekommunikationsanbieter Esprit Telekom.

Die städtische Wirtschaftsförderung Düsseldorf ermittelte, dass mittlerweile über 1.000 Unternehmen der Sparte Informations- und Kommunikationstechnik Düsseldorf zu ihrer betrieblichen Heimat gewählt haben. Typisch ist dabei der hohe Prozentsatz an Klein- und Mittelständlern, aber auch Großunternehmen wie Siemens gehören dazu. Das Unternehmen steuert von hier aus den kompletten Geschäftsbereich der privaten Kommunikationssysteme. Siemens unterhält im Umland seit vielen Jahren auch ein Entwicklungszentrum für Mikroelektronik, in dem rund 100 Forscher an elektronischen Bauteilen für Kommunikationsgeräte arbeiten.

Die rheinische IT-Szene wurde jedoch nicht nur von einheimischen Unternehmen geprägt. Eine Vielzahl bedeutender ausländischer Firmen wie Nokia und Ericsson - jeweils mit mehr als 1.000 Mitarbeitern - , Cable & Wireless, Oracle, Sun Microsystems oder Tulip Computers sind hier mit einer Niederlassung vertreten. In die Riege ausländischer Firmen reiht sich seit 1991 auch der japanische Netzgigant Nippon Telegraph & Telephone Corporation (NTT) ein. Das Unternehmen schätzt ebenso wie seine Landsleute von Epson, Oki Systems, Ricoh oder Hitachi die hohe Konzentration an japanischen Unternehmen. 450 sind es in etwa, dank ihnen genießt Düsseldorf auch den Ruf einer "japanischen Hauptstadt am Rhein". Rund 7.000 Japaner leben in der Stadt und im unmittelbaren Umland und geben Düsseldorf einen merklich exotischen Einschlag. Ungefähr 750 niederländische Firmen, 450 Firmen aus den USA, 350 Firmen aus Großbritannien und 250 aus Frankreich haben sich ebenfalls im Wirtschaftsraum Düsseldorf niedergelassen, insgesamt sind es etwa 5.000 ausländische Unternehmen, Produktionsbetriebe und Handelshäuser. Heute werden in Düsseldorf zirka 15 Prozent des deutschen Außenhandels verbucht - in einer Stadt, die nicht einmal ein Prozent der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland beherbergt.

Die Geschichte der Stadt

Düsseldorfs Stellung als eines der beliebtesten Wirtschafts- und Handelszentren in Deutschland ist allerdings relativ jungen Datums. Zwar ist die Stadt schon über 700 Jahre alt, doch Großstadt ist Düsseldorf erst seit einem Jahrhundert. Anfang 1882 erreichte Düsseldorf erstmals 100.000 Einwohner. Im Dezember 1838 rollte die erste Eisenbahn in Westdeutschland von Düsseldorf aus über Erkrath ins Wuppertal. Bald war diese Stadt zu einem Verkehrsknoten erster Ordnung geworden. Der rasch wachsende Wirtschaftsraum lud zu Investitionen ein. Daran hat sich bis heute nichts geändert, Düsseldorf ist ein westdeutsches Handels- und Verwaltungszentrum von internationalem Flair: Im Umkreis von 150 Kilometern, einer Entfernung, die für Bahn oder Auto keine Rolle spielt, leben rund 30 Millionen Menschen. Wer eine Flugstunde zum Maßstab nimmt, der kann alle westeuropäischen Zentren von Düsseldorf aus bequem im Tagesausflug erreichen. Etwa 150 Millionen Menschen leben in diesem Radius.

Bei all dem ist Düsseldorf mit 217 Quadratkilometern eine vergleichsweise kleine Stadt. Auch die 570.000 Einwohner, die die Stadt heute hat, bringen ihr noch keine Spitzenposition unter den deutschen Großstädten ein. Doch die Lebenszusammenhänge sind längst über die Stadtgrenzen hinausgewachsen. Die Stadt steht für einen verdichteten Wirtschaftsraum mit etwa 2,3 Millionen Einwohnern der Region Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein. Rund um die Stadt bestehen unterschiedlich alte und verschieden große Städte und Gemeinden, die alle stark auf Düsseldorf ausgerichtet sind. So pendeln aus dem Umland 200.000 Menschen täglich zu ihrer Arbeitsstätte im Zentrum, im Stadtgebiet gibt es rund 420.000 Arbeitsplätze.

Und Düsseldorf wächst weiter: Mit 42,5 Prozent Dienstleistungsunternehmen liegt die Stadt bereits weit über dem Landesdurchschnitt, junge Startup-Unternehmen haben hier in den vergangenen Jahren an die 2.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Um die Hightech-Firmen in ihre Region zu locken, sorgt die Stadt auch für attraktive Standorte: Allein für die erste Ausbaustufe des Medienhafens wird etwa eine Milliarde Mark verbaut. (mf)

www.oki.de;

www.ericsson.de

www.nokia.de;

www.ricoh.de

www.hitachi.de;

www.epson.de

Zur Startseite