"Durch das Tal des schlechtenJahres sind wir durch"

12.09.1999
MÜNCHEN: Fallende Aktienkurse, Personalprobleme in der Führungsebene und Umsätze, die deutlich hinter den Erwartungen lagen: Die Haitec AG hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Doch 2000 wird alles anders: "Ab sofort gibt es nur noch gute Nachrichten", meint Vorstand Axel Feldhoff.

Die Haitec AG fiebert dem Jahrtausendwechsel entgegen: Denn 1999 stand für die Münchner unter keinem guten Stern. Personalprobleme auf Vorstandsebene bescherten dem Systemhaus Schlagzeilen: Nach nur fünfmonatiger Amtszeit trennte man sich von Christian Seefeldt, zuständig für die Bereiche Finanzen, Controlling und Personal. Klaus Grünewald, verantwortlich für die strategische Ausrichtung des Unternehmens, hatte den Vorstand zunächst auf eigenen Wunsch verlassen und wurde überraschend zum Vorstandsvorsitzenden berufen, nachdem sein Vorgänger einen schweren Autounfall erlitten hatte. Die Aktie, ohnehin seit Sommer ’99 auf Abwärtskurs, stürzte nach einer Gewinnwarnung Ende November um ein weiteres Fünftel ab.

AKTIONÄRE SINDZUVERSICHTLICH

Im kommenden Jahr soll es nur noch aufwärts gehen, hofft zumindest Axel Feldhoff, Vorstand für Vertrieb und Marketing: "Durch das Tal des schlechten Jahres sind wir durch, es wird nur noch gute Nachrichten geben." Vor allem was die Finanzen anbetrifft, ist der Manager zuversichtlich. Haitec habe zahlreiche Projekte in Aussicht, die sich aber erst 2000 in den Bilanzen niederschlagen würden. "Wir haben in diesem Jahr einen Umsatz von 126 Millionen geplant, in der ersten Jahreshälfte sah es auch so aus, als würden wir das locker hinbekommen." Im dritten Quartal habe ihnen "die Verschiebementalität in der Industrie" einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aufgrund der Jahr-2000-Umstellung hätten viele Großkunden ihre Projekte zurückgestellt. "Das traf uns in der zweiten Jahreshälfte stärker als nach den ersten Schätzungen angenommen wurde", erklärt Feldhoff. Fazit: Nach einem Verlust von rund acht Millionen Mark in den ersten neun Monaten kann das prognostizierte Jahresergebnis von rund sieben Millionen Mark nicht mehr erreicht werden.

Neben den "außerordendlich hohen Anlaufkosten" bei drei Beratungs- und Schulungszentren für Informationstechnologie hat Feldhoff auch "massive Investitionen in Fachkräfte" als Grund für die derzeit schwierige Finanzlage ausgemacht. Allerdings betrachtet er dies nicht als Problem. Im Gegenteil: "Wir haben 30 Leute mehr eingestellt als im Plan vorgesehen war." Eigentlich würde man die meisten erst im kommenden Jahr brauchen: "Aber soll man das Risiko eingehen, das die bis dahin woanders eine Stelle annehmen?" Doch im Grunde habe Haitec kaum Probleme, gutes Personal zu finden, was der Manager auf ein gutes Betriebsklima zurückführt: "Bei uns gilt die Kultur des Spaßfaktors." Außerdem seien alle Mitarbeiter kleine Unternehmer, sie wurden am Börsengang beteiligt.

Die dürften sich über die Prognose eines Börsenkenners freuen: Er bescheinigt der Haitec-Aktie eine steigende Tendenz. "Das Jahr-2000- Problem setzt momentan vielen Firmen zu. Allerdings scheinen die Haitec-Aktionäre tatsächlich der Überzeugung zu sein, daß es sich bei dem Gewinneinbruch um ein kurzfristiges Phänomen handelt. Wir sind überrascht, daß sich die Aktie so schnell erholt hat." Tatsächlich stürzte die Haitec-Aktie nach der Gewinnwarnung 24 Stunden lang ab, stieg dann von knapp 19 auf rund 30 Euro wieder an. "Wir möchten sie 2000 oberhalb der 30 stabilisieren", meint Feldhoff zuversichtlich. Seiner Meinung nach sei der Kursrutsch seit dem Sommer ohnehin ein allgemeiner: "Wir folgten dem Trend am Neuen Mark, es ging seit dem Sommer nach unten und dann wieder leicht nach oben."

200 MILLIONEN MARKUMSATZ GEPLANT

Für 2000 plant das Systemhaus, laut Feldhoff, einen Umsatz von 200 Millionen Mark, der Dienstleistungsanteil soll von 18 auf mehr als 20 Prozent wachsen. "Im Projektgeschäft haben wir auch eine große Anzahl von Handelswaren, die nehmen wir mit. Margenträchtig ist aber nur die Dienstleistung, außerdem hebt sie uns vom Wettbewerb ab." Für die Konkurrenz ist Haitec aber kein Thema, wie ein Mitbewerber meint: "Die tun doch keinem weh. Eigentlich sind sie für uns unter ’ferner liefen’ angesiedelt". Das könnte sich ändern: Haitec hat gerade den in Kulmbach ansässigen IT-Dienstleister "Update" übernommen. Damit werden zum 1. Januar 100 Mitarbeiter in die Haitec AG integriert. Der Spezialist für Lotus Notes, Windows NT und AS/400 bringt damit zum 1. Januar 2000 nicht nur 100 Mitarbeiter, sondern auch 25 Millionen Mark ein.

Nach der Jahrtausendwende soll auch im Vorstand endlich Ruhe einkehren, hofft Feldhoff. Mitte des Jahres soll der Vorstandsvorsitzende Thomas Weiser sein Amt wieder antreten, nachdem er durch einen Autounfall monatelang arbeitsunfähig war. Klaus Grünewald wird ihn solange vertreten. Sauer ist Feldhoff über die Gerüchte, daß Weiser bei der ersten Gelegenheit abgesägt worden sei. "Es war von Anfang an klar, daß er wiederkommen soll." Deswegen habe man auch Klaus Grünewald, Ex-IBM-Manager, gebeten einzuspringen. Feldhoff: "Er war in der Aufbauphase ein fast väterlicher Berater, kennt das Unternehmen sehr gut und hat eine hohe Qualifikation. Wir wollten auch keinen Notstopfen an diese Stelle setzen." Die Situation habe damals eine schnelle Entscheidung erfordert, meint Feldhoff: "Denn ich stand allein auf weiter Flur." Kurz zuvor hatte sich Haitec von Finanzvorstand Christian Seefeldt nach nur fünfmonatiger Zusammenarbeit getrennt. "Wenn eine Firma zehn Jahre erfolgreich am Markt ist und dann tauchen Probleme auf, dann hat das weniger mit der Firma, sondern mehr mit dem Finanzvorstand zu tun." (mf)

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