DVD-RAM-Laufwerk von Toshiba

06.04.1999

MÜNCHEN: Der designierte Nachfolger der CD-Rom kommt nicht in die Gänge. Das Gerangel um die unterschiedlichen Normen, der Preisverfall bei den Brennern und die stockende Akzeptanz der DVD-Video-Player sorgen für eine geringe Nachfrage. Ein DVD-Schreiber muß vor allem abwärtskompatibel sein, um Erfolg zu haben. ComputerPartner hat untersucht, ob Toshibas "SD-W1101" das Zeug zum Wachwechsel hat.Obwohl die Serienfertigung laut Hersteller Toshiba bereits im April 1998 begonnen hat, gibt es anscheinend noch immer kein Handbuch, Treiber oder gar eine Verkaufsverpackung. Das beim Distributor bestellte DVD-Ram-Laufwerk SD-W1101 kommt nackt im OEM-Outfit daher. Keine Spur von Handbuch, Kabel oder gar einem beschreibbaren Medium. Nicht einmal eine Garantiekarte oder eine Serviceadresse findet sich im Päckchen. Ein paar Jumper, ein Stück Draht für den Notauswurf und eine CD des Fremdherstellers Software Architects Inc. (SAI) in englischer und japanischer Sprache - das ist alles. Entsprechend knifflig ist es für Laien, die richtige Jumpereinstellung herauszubekommen, ohne SCSI-Kenntnisse gar ein Ding der Unmöglichkeit. Eingebaut wird der DVD-Schreiber wie ein normales CD-Rom-Laufwerk in einen freien 5,25-Zoll-Schacht. Der Anschluß an die Soundkarte gelingt mit einem geliehenen Audiokabel eines Toshiba-CD-Roms, da Standard-Soundkabel ob des speziellen Toshiba-Steckers nicht angeschlossen werden können. Ein unnötiger Frustfaktor, wo sich doch fast alle Laufwerkshersteller für einen einheitlichen Anschluß entschieden haben. Auch ein digitaler Audioausgang für die neueste Soundkarten-Generationen wird schmerzlich vermißt. Das Laufwerk erfüllt die DVD-Spezifikationen der Version 1.0, das heißt einseitig können 2,6 Gigabyte gelesen und beschrieben werden, doppelseitige Medien mit 5,2 Gigabyte.

Schreiben will gelernt sein

Angeschlossen an einen Adaptec-Controller (natürlich nicht im Lieferumfang enthalten), erkennt Windows 98, Plug & Play sei Dank, ein DVD-Rom-Laufwerk. Das Lesen ist unter Windows 98 standardmäßig möglich. Um dem Gerät das Schreiben beizubringen, bedarf es allerdings einer speziellen Software, ähnlich der zum Brennen von CD-Roms. Nach der vorschriftsmäßigen Installation der SAI-Schreibsoftware brachte der erforderliche Neustart einen blauen Bildschirm und in dessen Folge einen Totalabsturz des Systems. Mit der Reset-Taste und nach dem obligatorischen Scandisk-Durchlauf zu neuem Leben erweckt, war nur durch die komplette Deinstallation der Schreibsoftware ein stabiles System wiederherzustellen. Mit einem anderen Laufwerk und einem anderen Rechner ergab sich der gleiche Effekt.

Ohne Toshibas direkte Hilfe wäre der Test hier zu Ende gewesen, denn der zuständige Distributor erklärte sich erst nach einer Woche zäher Verhandlungen zur Rücknahme und Einleitung einer Garantiereparatur des Gerätes bereit. Ergebnis der fünf Wochen dauernden Aktion: kein Fehler feststellbar. Dank Toshibas nagelneuer Treibersoftware "Instant Write", deren Betaversion das Laufwerk nun voll funktionsfähig machte, konnte es weitergehen.

Solange das SD-W1101 das einzige Wechselmedium im System war, verliefen schreiben und lesen problemlos, wenn auch nicht übermäßig schnell. Sobald jedoch SCSI-CD-Rom und -Brenner am System betrieben wurden, gab die Beta-Software auf und blockierte alle anderen Laufwerke mit angeblichen Schreib/Lesefehlern. Wurde das Laufwerk abgeklemmt und die Treiber deinstalliert, herrschte wieder eitel Sonnenschein für den Rest des Systems.

Die Treiber trieben es allzu bunt

Beim nächsten Anlauf wollte das neu installierte DVD partout keine Dateien mehr löschen, trotz richtiger Einstellung in den Eigenschaften waren nun die Erweiterungen zum Löschen und Formatieren nicht vorhanden. Am Icon erkannte Windows 98 nun wieder nur ein CD-Rom-Laufwerk. Eine Neuinstallation der Toshiba-Software und ein Neustart stellte die Testumgebung wieder her.

Trotz intensiver Kommunikation mit Toshiba war eine zufriedenstellende Lösung während des Testzeitraumes nicht herzustellen.

In der funktionstüchtigen Konfiguration können von der DVD-Ram im Normalbetrieb unter Windows 98 bis zu 1,3 Megabyte pro Sekunde gelesen werden, im Schreibmodus wurden immerhin 620 KB/s tatsächlich übertragen, hier sollen bis 750 KB möglich sein. Gegenüber den schnellsten Brennern ist das DVD-Ram derzeit nicht in der Lage, eine Ablösung einzuleiten. Ein weiterer Nachteil liegt in der Form der Daten-Cartridge, die nur in einem DVD-Ram lesbar ist. Wer glaubt, wie mit einem CD-Brenner DVD-Rom-Scheiben herstellen zu können, muß sich wohl noch länger gedulden. Die Einsatzmöglichkeiten Backup und Zwischenspeichern größerer Datenmengen sind die momentan sinnvollsten Aufgaben für das SD-W1101. Ob das Gerät eine sinnvolle Ergänzung ist, hängt sehr vom individuellen Einsatzbereich und

der bereits vorhandenen Hardware ab. (kew)

Primadonna mit Starallüren: Toshibas DVD-Ram-Laufwerk "SD-W1101".

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