E-Business-Projekte zum Scheitern verurteilt?

22.11.2001
Obwohl es an messbaren Erfolgen noch hapert, will die Mehrzahl deutscher Unternehmen auch weiterhin in E-Business-Projekte investieren.

Trotz Engagement in E-Business-Projekte lässt deren Erfolg immer noch zu wünschen übrig. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Cap Gemini, bei der 310 Fach- und Führungskräfte deutscher Unternehmen befragt wurden. 76 Prozent messen E-Business immer noch eine sehr hohe Bedeutung zu und wollen auch im nächsten Jahr kräftig investieren. Während 56 Prozent der Unternehmen mit über einer Milliarde Umsatz ihre E-Business-Investitionen auch im nächsten Jahr weiter ausbauen wollen, sind die großen Mittelständler eher zurückhaltend: So will ein Drittel seine Investitionen reduzieren.

Die befragten Firmen arbeiten im Schnitt an zehn Projekten gleichzeitig. Davon sind 80 Prozent noch in der Testphase, wobei sich knapp die Hälfte (45 Prozent) bereits in der Aufbauphase befindet. Lediglich vier Prozent haben E-Business schon in die vorhandene Unternehmensorganisation integriert. Die vollständige Integration von E-Themen wird seitens der Befragten nicht vor Mitte 2004 erwartet.

Zwei Drittel der Befragten konnten bisher weder über realisierte Kosteneinsparungen noch über größere Geschäftserfolge berichten. Lediglich ein Drittel hat trotz hoher Investitionen schon jetzt operative Erfolge erzielt.

Als größte Barriere wird die fehlende Eignung der Produkte für den Vertrieb über elektronische Medien gesehen (52 Prozent). Die Studie bestätigt die Hypothese, wonach viele Kunden die angebotenen Leistungen nicht über das Internet kaufen, obwohl sie technisch dazu in der Lage wären (55 Prozent). Im Handel ist das Top-Hindernis die lange Vorlaufzeit für messbare Ergebnisse im E-Business (79 Prozent). Die Fachhändler sind stark auf kurzfristig wirksame Erfolge angewiesen und ausgerichtet. Dennoch wird nirgendwo sonst die E-Business-Bedeutung höher eingeschätzt als hier.

Bei den befragten Firmen unterscheiden sich die genannten Hindernisse hinsichtlich der Unternehmensgröße. Während kleinere Firmen mit externen und marktseitig bedingten Hindernissen zu kämpfen haben, sind die Probleme mit steigender Unternehmensgröße meist organisatorischer Natur. Häufig scheitern E-Business-Initiativen oder bleiben deutlich hinter den Erwartungen zurück, weil es zu Schwierigkeiten bei der Integration in die bestehende IT-Struktur kommt.

Ziele und Erwartungen

Hauptziel bei den E-Business-Aktivitäten ist die Steigerung des Unternehmensprofits. Dabei haben die Großkonzerne (mehr als fünf Milliarden Euro Umsatz) die meisten Schwierigkeiten: Nur 24 Prozent konnten durch Investitionen ihre Kosten senken.

Worin sehen die befragten Unternehmen die Hauptziele des E-Business? Ganz oben steht die Beschleunigung der Geschäftsprozesse (81 Prozent). Dies gilt für alle Branchen und Unternehmensgrößen. Über E-Business will man insbesondere eine Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber erreichen. Der Ausbau von Marktanteilen und die Gewinnung neuer Kunden stehen im letzten Drittel der Ziele. Erst Ende 2002 werden die Schwerpunkte in den Bereichen Marketing/Vertrieb/CRM, Procurement und Supply-Chain-Management liegen.

www.capgemini.de

ComputerPartner-Meinung:

Die anfängliche E-Business-Euphorie ist vorbei. Den Unternehmen wird bewusst, dass sie weiter investieren müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Frühes-tens in drei Jahren mit spürbaren E-Business-Erfolgen zu rechnen ist realistisch. Alles andere wäre Utopie. (kat)

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