Der CP-Querschläger

E-Commerce - der natürliche Feind des Fachhandels?

Der CP Querschläger ist seit 26 Jahren ein fester Bestandteil von ChannelPartner. Regelmäßig berichtet unser Autor über das, was einem kleinen Reseller in der großen ITK-Landschaft widerfährt. Manchmal überspitzt, aber immer auf den Punkt gebracht. Der Querschläger lebt und arbeitet als Fachhändler in Rheinland-Pfalz.
Der CP-Querschläger beleuchtet dieses Mal Wohl und Wehe des Online-Handels für den stationären Fachhandel.

Angenommen, es wäre wirklich so, dass jeder Fachhändler eine Niederlassung im Web haben muss, so wie es sich Lieschen Müller, die Bundesregierung oder IBM in ihrer bürokratischen Unbedarftheit vorstellen: Wie, bitte, soll ein durchschnittlicher Fachhändler dieses System pflegen oder gar damit Geld verdienen?

Abgesehen von allerhand Raubrittern, die sich in gieriger Absicht entweder an den Abbildungen oder an irgendwelchen, angeblich missverständlichen, Formulierungen und Links bereichern wollen, ist noch lange nicht sicher, dass ein Online-Geschäft auch gewinnbringend ist. Und für Verlustgeschäfte sorgt das Internet allemal. Zahlungsausfälle, verschwundene Ware, Rückläufer, Betrüger - all das kommt zu den immensen Gebühren für die E-Commerce-Lösung samt Zahlungssystemen hinzu.

Aber noch immer angenommen, das System ist so weit fertig, dann sind entweder Rankinggebühren oder eine Preissenkung unter die HEK notwendig, um preislich überhaupt eine Chance auf eine Anfrage zu erhalten. Private Internetkäufer sind zwar kaum intelligenter als die Saturn- oder Media-Markt-Klientel, aber mindestens genauso geizgeil. Und dabei ist es vollkommen gleich, wie gut ein Laden ist - im Internet zählt der Fachhandel nichts. Dort stehen die bei Distribution oder Großhandel georderten Produkte mit denen aus Reimport oder ausgekoppelten Projektgeschäften in Konkurrenz. Wer E-Commerce will, muss nicht nur viel haben, sondern noch mehr investieren.

Es sei denn, es gibt ein Alleinstellungsmerkmal. Wie beispielsweise einen Shop für die Verwaltungseinkäufe der Städte und Gemeinden. Dort sind die vergünstigten oder, wie ich es nenne, "geschmierten" Sonderpreise für Drucker, Monitore und Systeme gegen Passwort für die kommunalen Sachbearbeiter ersichtlich. Kein Wunder, dass es Web-Shops gibt, die zehn Prozent unter unserem HEK anbieten können und noch daran verdienen, Hersteller sei Dank!

Mein Fazit: Solange der Internethandel noch unattraktiv ist, hat der Fachhandel eine Chance! Danach lohnt sich der Verkauf nicht mehr.

Bis demnächst, Euer Querschläger!
(Der ChannelPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.)

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