E-Commerce wird nur von der Info-Elite genutzt

11.09.2000
Von wegen Frauen gehen gern Einkaufen: Die eifrigsten Online-Shopper sind Männer — ergab eine aktuelle Akademie-Studie. Weiteres Ergebnis: Je höher der Bildungsgrad, desto häufiger die E-Commerce-Nutzung.

Wer in Deutschland per Mausklick eine CD oder ein Buch bestellt, hat in der Regel einen höheren Bildungsabschluss, ist männlich und um die 30. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Akademie für Technikfolgenabschätzung (TA-Akademie) zur "Nutzung und Akzeptanz von E-Commerce". Weiterhin zählen Selbstständige, Beamte und Angestellte zu den besonders eifrigen Online-Käufern, so das Ergebnis der Untersuchung. "Je konservativer ein Milieu ist und je niedriger die Schicht, umso geringer ist die Verbreitung des Internet", sagt Michael Schenk, Professor für Kommunikationswissenschaften an der Universität Stuttgart-Hohenheim und einer der beiden Autoren der Studie, die erstmals Lebensstil und Schichtzugehörigkeit der Online-Shopper ausgewertet haben.

Die Lifestyle-Avantgarde steht auf das Internet

Während im modernen Arbeitnehmermilieu und im postmodernen Milieu laut Schenk der "Life-Style-Avantgarde" (14 Prozent der Bevölkerung) bereits rund ein Drittel das Internet regelmäßig nutzen würden, seien es im traditionellen Arbeiter- und im kleinbürgerlichen Milieu (18 Prozent der Bevölkerung) weniger als ein Prozent. Bei der Betrachtung nach Lebensstilen sei es vor allem die so genannte Info-Elite, die derzeit Internet und E-Commerce nutze. Die Mitglieder dieser Gruppe, die rund 25 Prozent der Bevölkerung umfasst, sei durch gesellschaftliches Engagement, beruflichen Ehrgeiz und vielseitige Freizeitaktivitäten definiert. "Auf längere Sicht ist allerdings damit zu rechnen, dass E-Commerce nicht nur spezifische Zielgruppen erreicht, sondern zunehmend auch breitere Bevölkerungsschichten", so Schenk. Das würden die Ergebnisse in den USA, Skandinavien und Großbritannien zeigen, wo auch zunehmend Frauen und ältere Personen im Internet surfen. In Deutschland seien diese Bevölkerungsgruppen bisher noch stark unterrepräsentiert.

CDs und Flugtickets gehen am Besten

Insgesamt sei E-Commerce in Deutschland weiter auf dem Vormarsch: 1999 wurden vor allem Bücher, CDs und Flugtickets im Wert von insgesamt 3,8 Milliarden Mark übers Internet bezogen, knapp ein Drittel der rund 17,1 Millionen Internet-Nutzer in Deutschland waren daran beteiligt. Gebremst werde ein noch schnelle-res Wachstum im Bereich E-Commerce vor allem von den Bedenken vieler Verbraucher gegenüber dem Zahlungsverkehr und dem Schutz persönlicher Daten im Internet, heißt es weiter: Nur 13 Prozent der deutschen Surfer seien derzeit bereit, beim Internet-Shopping ihre Kreditkartennummer anzugeben, 86 Prozent aller Käufer bevorzugen die Bestellung per Nachnahme mit Rechnung. Ganz anders in Großbritannien: Hier werden derzeit bereits mehr als 80 Prozent aller Online-Einkäufe per Kreditkarte abgewickelt. Auch eine unübersichtliche Präsentation, langsame Server und unattraktive Preise verschrecken noch viele potentielle Kunden, wie auch Beate Weiser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg betont. Allein in Baden-Württemberg gab es 1999 rund 400.000 Online-Shopper - das sind weniger als fünf Prozent der Bevölkerung - die 1999 rund 920.000 Mal im Internet einkauften und damit für einen Gesamtumsatz von rund 380 Millionen Mark sorgten. Baden-Württemberg lag damit unter den Bundesländern bei den Internet-Nutzern an vierter Stelle, knapp hinter Schleswig-Holstein, Hessen und Nordrhein-Westfalen. (mf)

www.ta-akademie.de

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