E-Commerce wird zur Chefsache - Aufholjagd beim deutschen Mittelstand

30.08.2001
Das Thema E-Commerce hat sich in Deutschland von einer belächelten Teildisziplin der IT-Abteilung zu einer zukunftsorientierten und wettbewerbsentscheidenden Chefsache gemausert. Zu diesem Ergebnis kamen verschiedene Marktforscher und Consulting-Unternehmen.

Immer mehr Geschäftsführer in Deutschland haben die Bedeutung des E-Commerce erkannt und es zur Chefsache gemacht. Laut der Studie "E-Business in der deutschen Wirtschaft - Status Quo und Perspektiven 2001", die gemeinsam von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und dem Consulting-Unternehmen KPMG durchgeführt wurde, werden bei mehr als 83 Prozent der Firmen Entscheidungen in diesem Bereich von der Geschäftsführung getroffen oder zumindest mitentschieden. Dazu wurden 2.852 Unternehmen befragt.

Die Studie belegt auch, dass bereits mehr als 90 Prozent aller deutschen Unternehmen online sind. Die Mehrheit (96 Prozent) sieht wohl immer noch die Informationsgewinnung beziehungsweise den Informationsaustausch als wichtigsten Grund für die Online-Aktivitäten.

Immer mehr Geschäftsführer erkennen jedoch auch die Optimierungspotenziale durch E-Business. Entsprechende Anwendungen werden als wichtiges Instrument sowohl für interne Optimierungsprozesse als auch zur Erhöhung der Marktpräsenz betrachtet. So erwarten 68 Prozent der Unternehmen eine deutliche Effizienzsteigerung bei der Geschäftsabwicklung. 56 Prozent erhoffen sich eine Erweiterung ihres Beschaffungsmarktes und planen in diesem Bereich innerhalb der nächsten drei Jahre auch die meisten Investitionen. Als weitere Gründe werden Chancen bei der Verbesserung der Kundenbindung (50 Prozent) und Einspareffekte (40 Prozent) aufgeführt.

BDA-Präsident Dieter Hundt zeigt sich recht zufrieden, dass es bis auf wenige Bereiche keine signifikanten Unterschiede zwischen KMUs und großen Unternehmen gibt. Zu den Ausnahmen gehört beispielsweise die Abwicklung administrativer Aufgaben. Während Großunternehmen dabei zu fast 60 Prozent E-Business-Anwendungen einsetzen, sind es bei kleinen und mittleren Unternehmen erst 36 Prozent. Beim Dokumentenmanagement liegen die KMUs mit weniger als 30 Prozent ebenfalls deutlich hinter den Großunternehmen (43 Prozent) Aber schon bei der Logistik sind die erheblichen Anstrengungen des Mittelstands sichtbar. Werden heute laut Hundt in diesem Bereich nur rund 18 Prozent E-Business-Lösungen eingesetzt, streben die KMUs für die nächsten drei Jahre mit zirka 30 Prozent denselben Rahmen an wie die Großunternehmen.

Geschäftsführer erkennen die Wichtigkeit des Internet

Auch eine Befragung der Unternehmensberatung Accenture verdeutlicht den steigenden Stellenwert des Internet. Demnach steht in einem weltweiten Ranking der Einfluss des World Wide Web gleich hinter der allgemeinen Konkurrenzfähigkeit auf Platz zwei. Im europäischen Markt rangiert bei jedem zweiten CEO die eigene Internetstrategie auf Platz eins der Liste der Herausforderung. Dennoch gibt es sehr große Unterschiede bei der Umsetzung der Geschäftsstrategie. Einer Studie des Beratungsunternehmens Compass zufolge haben 67 Prozent der befragten Unternehmen eine formale E-Business-Strategie. Bleibt es aber bei isolierten Projekten, besteht nach Meinung der Compass-Berater die Gefahr einer Kluft zwischen E-Business- und Geschäftsstrategie.

Heute sind 52 Prozent der CEOs persönlich stark in die Entwicklung der E-Business-Strategie involviert. Nur drei Prozent der befragten Geschäftsführer geben an, überhaupt nicht in Entscheidungen eingebunden zu sein.

Die Gründe für eine umfassende Internetlösung sind sehr unterschiedlich. Das Gros der Unternehmen ist nicht in erster Linie am "schnellen Geld" interessiert. Vielmehr hat sich bei der Mehrheit die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Übereinstimmung mit der Geschäftsstrategie und die Stärkung der Wettbewerbsposition die wichtigeren Investitionsgründe sind.

Der möglichst schnelle Return on Investment (ROI) ist wohl immer noch die größte Herausforderung, aber die Verantwortlichen erkennen laut Compass sehr wohl, dass er nicht in jedem Fall zu realisieren ist. An zweiter Stelle auf der Liste steht bei den meisten Geschäftsführern der Wunsch, ihren Kunden zusätzliche Leistungen zu bieten und sie mit der E-Business-Strategie dazu zu bringen, dass sie die Internet-angebote auch tatsächlich nutzen.

Eine weitere Herausforderung sehen die CEOs darin, eine Übereinstimmung zwischen Systemen und Software (auch bei Partnern und Lieferanten) zu finden, im Umgang mit dem raschen technologischen Wandel, in der Implementierung einer kohärenten Strategie, der Mitarbeitersuche sowie der häufig noch schwierigen Geschäftsabwicklung mit kleinen Kunden, die vielfach nicht über die notwendigen Business-Applikationen verfügen.

Die treibende Kraft bei E-Business-Aktivitäten im Unternehmen ist nicht länger die EDV-Abteilung, wie es noch vor einem Jahr der Fall war. Vielmehr haben mittlerweile die Aktivitäten zum Großteil ihren Ursprung in der Geschäftsleitung. Laut einer Untersuchung von Tech- consult im Auftrag von IBM und des Wirtschaftsmagazins Capital geht in etwa drei von vier Fällen in Deutschland die Initiative für ein strategisches E-Business-Engagement von der Chefetage aus. Dies gilt umso mehr, je kleiner das Unternehmen ist. Je höher der Grad der E-Business-Integration ist, desto bedeutender ist auch das Engagement der Geschäftsleitung für eine umfassende E-Business-Strategie. Entsprechend rückt dadurch die Bedeutung der IT-Abteilung stärker in den Hintergrund.

www.ecin.de

www.techconsult.de

www.compass.de

www.kpmg.de

ComputerPartner-Meinung:

Die hohe Bereitschaft kleiner und mittelständischer Firmen, in den nächsten drei Jahren massiv in E-Business-Strategien zu investieren, bietet dem IT-Handel beste Umsatzchancen. Denn hier kann er sich als kompetenter Dienstleister profilieren und das margenschwache Hardwaregeschäft ausgleichen. (go)

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