E-Government in Deutschland: nichts außer teuren Insellösungen

08.04.2003
Erschreckend bis alarmierend fällt die Bilanz einer Untersuchung zum Thema "E-Government in den Bundesländern" aus, die die Friedrich-Ebert-Stiftung in Zusammenarbeit mit Cap Gemini Ernst Young durchgeführt hat. Deutschland zählt nach wie vor zu den Nachzüglern in Sachen elektronischer Verwaltung und findet sich auf dem vorletzten Platz von insgesamt 18 bewerteten europäischen Staaten wieder.

Erschreckend bis alarmierend fällt die Bilanz einer Untersuchung zum Thema "E-Government in den Bundesländern" aus, die die Friedrich-Ebert-Stiftung in Zusammenarbeit mit Cap Gemini Ernst Young durchgeführt hat. Deutschland zählt nach wie vor zu den Nachzüglern in Sachen elektronischer Verwaltung und findet sich auf dem vorletzten Platz von insgesamt 18 bewerteten europäischen Staaten wieder.

Besonders ins Auge fiel den Analysten die fehlende Koordination zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Die unterschiedlichen Zielrichtungen führen zu kostspieligen Insellösungen, heißt es in der 53 Seiten umfassenden Studie. "Bisher sind die Verwaltungen den Weg des geringsten Widerstands gegangen. Sie haben hauptsächlich Informationen online gestellt, ohne dass sie systematisch in den Dialog mit den Kunden eingetreten sind, welche Transaktionen sie mit der Verwaltung online durchführen wollen", spricht Studienleiter Willi Kaczorowski die Probleme offen an.

Die eigentliche Chance, eine Reorganisation der Verwaltung und kritisches überdenken der Aufgaben mit Hilfe von E-Government zu verwirklichen, wird hingegen kaum wahrgenommen. Die Studie kritisiert zudem, dass Entwicklungskosten nicht geteilt und Erfahrungen nur unzureichend ausgetauscht werden - jede Verwaltung kocht ihr eigenes Süppchen. Eine bundesweite Vernetzung mit Bürgern, Wirtschaft und Verwaltungsorganisationen kann so nur schwerlich und nur mit hohem Kapitaleinsatz verwirklicht werden.

Als Gegenstrategie schlagen die Experten in ihrer Arbeit ein Modell für eine mustergültige Einführung von E-Government-Lösungen vor. Dazu gehören: Vorgabe von politischen Leitzielen und eine klare Erfassung der gesellschaftlichen, rechtlichen, organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen. Auch sollten die Bürger nach ihren Wünschen an ein elektronische Verwaltung gefragt werden. Deutlich mehr Fortschritte wären auch zu erzielen, so ein weiterer Ratschlag, wenn die IT-Standards in der Verwaltung endlich vereinheitlicht würden. (cm)

Zur Startseite