Konkurrenz für Paypal, Click&Buy und Co.

E-Payment-Lösungen für den Mittelstand

Diego Wyllie hat Wirtschaftsinformatik an der TU München studiert und verbringt als Softwareentwickler und Fachautor viel Zeit mit Schreiben – entweder Programmcode für Web- und Mobile-Anwendungen oder Fachartikel rund um Softwarethemen.

Recurly, Sage Pay und WorldPay

Recurly

Recurly
Recurly
Foto: Diego Wyllie

Wer an Recurring Billing-Lösungen, also an ein Payment-Gateway für wiederkehrende Zahlungen in Form von Daueraufträgen, Ratenzahlungen oder vor allem Abonnements für Cloud-Angebote, interessiert ist, der sollte einen Blick auf "Recurly" werfen. Die aus Kalifornien stammende Plattform wartet mit einem umfangreichen Featureset auf, das auf die effiziente und professionelle Abwicklung wiederkehrender Zahlungen ausgerichtet ist. Diese sind in der Praxis meist schwieriger zu handhaben als einzelne Zahlungen, da die Kundenkreditkarte jeden Monat automatisch belastet wird und dabei vieles schief gehen kann. Falls eine Zahlung nicht erfolgreich durchgeführt wird, muss man im eigenen System entsprechende Maßnahmen ergreifen, wie den Account blockieren oder ähnliches.

Highlights: Abhilfe verspricht hier Recurly mit einer Reihe spezieller Funktionen, die die Erstellung flexibler Abonnement-Modellen erlauben. Ein Beispiel: Die Software macht es Anwendern besonders einfach, ihren Kunden dynamisch nach der tatsächlichen Nutzung ihres Services zu berechnen. Man denke etwa an das flexible Preismodel von Amazon Web Services, bei dem die Abrechnung nach gebrauchten Systemressourcen erfolgt - so etwas ist mit dem "Metered Billing"-Feature von Recurly machbar. Weitere Funktionen wie etwa Coupons und Rabatte oder Salesforce-Integration runden das Funktionsspektrum dieser Lösung ab.

Unterstützte Zahlungsmethoden: Recurly unterstützt Zahlungen mit Kreditkarten und Paypal. Um den Dienst nutzen zu können benötigen Händler außerhalb der USA ein Händlerkonto bei einem Acquirer. Europäische Unternehmen können dabei zwischen den Acquiring-Lösungen von Wiredcard, Braintree, oder Sage Pay auswählen.

Kosten: Anders als die oben besprochenen Konkurrenzprodukte verlangt Recurly eine monatliche Grundgebühr in Höhe von 69 Dollar. Zusätzlich kommen noch 1,25 Prozent plus 0,10 Dollar pro Transaktion hinzu. Zu beachten gilt dabei zudem, dass für den Merchant Account weitere Kosten bei den entsprechenden Partnern anfallen.

Fazit: Recurly ist ideal für Software-Anbieter, die mit SaaS- beziehungsweise Cloud-Lösungen am Markt vertreten sind und hohe Ansprüche an ein Recurring Billing-System stellen. Dass der Service von namhaften Playern der Branche wie Groupon, LinkedIn oder Adobe genutzt wird, spricht für die hohe Qualität dieses Dienstes, der aber nicht gerade der günstigste ist. Ein kleiner Nachteil: Wie Braintree und FastSpring ist auch Recurly ausschließlich in englischer Sprache verfügbar.

Sage Pay

Sage Pay
Sage Pay
Foto: Diego Wyllie

Bei "Sage Pay" handelt es sich um eine flexible All-in-One-Lösung von der auf den Mittelstand spezialisierten Softwareschmiede Sage Software aus Großbritannien. Das Angebot der Firma umfasst sowohl die Bereitstellung eines Zahlungs-Gateways als auch die Vermittlung eines Händlerkontos bei einem Acquirer. Damit dürfte Sage Pay für Shopbetreiber, Shopsystem-Anbieter, Web-Entwickler, sowie Internetagenturen gleichermaßen interessant sein.

Highlights: Einer der Hauptvorteile von Sage Pay besteht in der großen Flexibilität der Plattform. Denn Kunden können selbst entscheiden, inwieweit sie das Zahlungs-Gateway in ihre Systemlandschaft integrieren. Wer es möglichst schnell und einfach haben will, wird sich für die Formular-Integration entscheiden. Dabei werden keine vertraulichen Daten auf der eigenen Webseite erfasst oder gespeichert, so dass sich die rechtlichen Compliance-Anforderungen auf ein Minimum reduzieren. Bei der Server-Integration (optional über iFrames) lagern Anwender ihre Zahlungen aus Datensicherheitsgründen aus, haben aber gleichzeitig die Möglichkeit, auf den eigenen Servern Transaktionen zu verwalten und Berichte zu erstellen. Wer den finanziellen und administrativen Aufwand für eine höhere PCI-Zertifizierung nicht scheut und vertrauliche Kartendaten selber verarbeiten und speichern möchte, kann die Direkt-Integration wählen, die maximale Flexibilität bietet.

Unterstützte Zahlungsmethoden: Sage Pay wartet mit einer großen Anzahl an unterstützen Zahlungsmethoden auf. Dazu zählen neben Kreditkarten weitere in Deutschland gängige Zahlungssysteme und -Methoden wie Paypal, ELV, Giropay und Sofortüberweisung.

Kosten: Bei dem so genannten "Gateway Paket 2", das die beschriebenen Zahlarten unterstützt, fangen die monatlichen Fixkosten (bis zu 1000 Transaktionen pro Quartal) bei 30 Euro im Monat an. Bei den diversen Zahlungsoptionen fallen zusätzlich unterschiedliche Kosten an, die auf einem bestimmten Prozentsatz der Transaktionsgebühr basieren (zwischen 1 und 3,5 Prozent). Die genauen Preisdetails erfahren Interessierte auf der Homepage des Anbieters.

Fazit: Sage Pay stellt eine interessante Alternative für Online-Shop-Betreiber dar, die vor allem mit einer großen Integrationsflexibilität punkten kann. Ein weiterer Pluspunkt: Das Payment-Gateway unterstützt viele Zahlungssysteme, die hierzulande sehr beliebt sind und man bei vielen anderen Providern vergeblich sucht.

Worldpay

Worldpay
Worldpay
Foto: Diego Wyllie

Mit "Worldpay" steht eine weitere Feature-reiche Lösung bereit, die von einem der marktführenden Payment-Service-Providers Europas vermarktet wird. Das Angebot des in London ansässigen Unternehmens adressiert sowohl Großunternehmen als auch kleinere Firmen, die erst in den E-Commerce einsteigen wollen. An diese Gruppe richtet sich das Produkt "Business Gateway Plus", sowie die Zusatzlösung "Future Pay", die die Akzeptanz wiederkehrender Zahlungen bei Abonnement-basierenden Preismodellen erlaubt.

Highlights: Bei Worldpay kommen Händler mit keinen sensiblen Daten in Berührung, da die Bestellungen auf den sicheren Servern des Providers abgewickelt werden. Aus dem Grund müssen Firmen, so der Anbieter, keine Bilanzen oder Handelsnachweise vorlegen - eine Bestätigung der eigenen Hausbank, dass man dort ein Konto führt, sei ausreichend, um Zahlungen im eigenen Shop annehmen zu können. Bei Future Pay kann Worldpay mit individuell anpassbaren Konfigurationsoptionen überzeugen. So kann der Händler bei seinen Abo-Plänen festgelegte oder variable Beträge, regelmäßige oder variable Zeitabstände, sowie feste oder unbestimmte Laufzeiten entsprechend den eigenen Anforderungen konfigurieren. Zu den weiteren Hauptfeatures zählen dabei automatische E-Mail-Benachrichtigungen für alle Transaktionen an den Händler und den Kunden, sowie detaillierte Reports.

Unterstützte Zahlungsmethoden: Das Business Gateway Plus bringt gängige Kredit- und Debitkarten, sowie das Elektronische Lastschriftverfahren unter einen Hut - und das international in 120 Transaktionswährungen. Darüber hinaus können Händler den "Post-/Telefon-Bestellungs-Zahldienst" in Anspruch nehmen, um Bestellungen per Telefon oder Fax abwickeln zu können.

Kosten: Mit dem "Starter-Angebot" erhalten E-Commerce-Einsteiger eine einfach gestrickte Komplettlösung, bei der eine einmalige Einrichtungsgebühr und eine fixe Monatsgebühr anfallen. Kostenpunkt: 145 Euro beziehungsweise 20 Euro. Bei Kreditkartenzahlungen sind zusätzlich 3,95 Prozent vom Transaktionsumsatz abzugeben, bei Lastschriften 40 Cent pro Transaktion. Für weiterführende Leistungen, etwa Anti-Betrugslösungen - kommen weitere Kosten hinzu. Und wer Future-Pay einsetzt möchte, muss weitere 150 Euro Einrichtungsgebühr auf den Tisch legen.

Fazit: Worldpay gehört zu den marktführenden Providern im E-Payment-Sektor und bietet eine attraktive Komplettlösung für kleinere Firmen, egal ob Shop-Betreiber oder Softwareanbieter, die möglichst unkompliziert und schnell in den E-Commerce einsteigen möchten. Wer allerdings eine nahtlose Integration des Payment Gateways und den Bestellungsprozess in Sachen Design und Usability selbst mitgestalten möchte, der wird sich eher für Paymill, Braintree oder ähnliche Konkurrenzprodukten entscheiden. (ph)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation TecChannel.

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