"E-Services" von Hewlett-Packard

29.07.1999

BÖBLINGEN: Die "E-Commerce"-Abstinenz von Hewlett-Packard ist beendet. Unter dem Label "E-Services" und mit der Softwareplattform "E-Speak" will das bisher vor allem Hardware verkaufende Unternehmen gezielt kombinierbare Internet-Dienste für alle anbieten. Und nebenbei die dazu gehörenden Web-Server verkaufen.Lange hat Hewlett-Packard auf seine Internet-Initiative warten lassen. Zwar stellte der Computerriese im April dieses Jahres seine "E-Services"-Abteilung vor, doch erst jetzt wurde die für "E-Services"-Infrastruktur grundlegende Software-Plattform "E-Speak" fertig. An ihr hat HP fünf lange Jahre gebastelt und sich den Vorwurf eingefangen, den Zug Internet verpaßt zu haben.

Doch nun, mit der Software, die als Internet-Middleware funktionieren soll (siehe Kasten), will HP alles in Schatten stellen, was Konkurrenten wie IBM oder Sun unter "E-Commerce" verstehen. "Wir schlagen das zweite Kapitel des Internets auf", trommelt Herbert Schwörer, bei der Hewlett Packard GmbH Marketing Manager E-Services für Deutschland.

Der Clou dieses neuen Kapitels soll sein: Alle Arten der elektronischen Geschäfte, die über das Internet realisiert werden - Transaktionen, Applikations- und Dienstangebote - werden über E-Speak-Server so verknüpft, daß "das Internet auf den Benutzer zu kommt und für ihn die Aufgaben erledigt", verspricht Schwörer.

So sollen Unternehmen komplette Web-Geschäftsabläufe verknüpfen können. Beispielsweise könnte ein PC-Anbieter nicht nur auf Kundenwunsch assemblieren, sondern bei Auftragseingang automatisch eine Anfrage bei seiner Bank starten, in welche Aktien er den Gewinn aus diesem Auftrag investieren könnte. Oder er kann "eine SAP-Lösung gewissermaßen aus der Steckdose erhalten", wirbt Schwörer. "Der Web-Benutzer hat nicht nur Zugriff auf Informationen oder Angebote im Web, sondern er kann alle möglichen Dienste in Anspruch nehmen", erläutert er.

"E-Speak" als "Universalspreache"

Da E-Speak "weit über die Infrastruktur, die etwa Jini von Sun oder Biztalk von Microsoft bietet, hinausgeht", wie Schwörer versichert, streben die Kalifornier danach, die Software im Web als "Universalsprache" des Internets zu etablieren. So sollen Entwickler den Quellcode ab Sommer frei erhalten, außerdem hat HP die Software dem World Wide Web Konsortium (W3) zur Prüfiung als Standard und sogar der Open Source Group zur Prüfung vorgelegt.

Um den "E-Services"-Markt aber jetzt endlich anzukurbeln, will HP E-Speak schnell in eigene Produkte wie zum Beispiel in die Systemmangement-Plattform "Open View" implementieren. "Web-Monitoring" steht hier bei HP auf der Projektliste. Ferner will HP selbst Komponenten für Internet-Dienste von Online-Providern entwickeln. Schwörer zählt hier Zahlungssysteme oder das Outsourcing von Rechnernetzen auf.

Ob E-Speak allerdings zur "Universalsprache" im Internet wird, steht dahin. Die Kontrahenten Microsoft und IBM, die mit eigener Web-Software den Markt adressieren, haben jedenfalls noch kein Interesse signalisiert, sich mit der Middleware auseinander zu setzen.

Dafür steht schon jetzt fest: E-Speak ist ohne Server nicht zu denken. Und diese kann man bekanntlich bei HP bestellen. "Am besten über E-Speak", findet Schwörer. (wl)

HP-Manager Schwörer: "Es geht nicht darum, eine weitere E-Business-Lösung zu propagieren, sondern integrierte Web-Angebote."

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