EADS: Ohne Tanker-Auftrag in USA keine zivile Frachterfertigung

29.01.2008
Von Kirsten Bienk DOW JONES NEWSWIRES

Von Kirsten Bienk DOW JONES NEWSWIRES

BREMEN (Dow Jones)--Der EADS-Vorstandsvorsitzende ist zuversichtlich, bei der bevorstehenden Vergabe eines Tankerauftrages der US-Luftwaffe den Zuschlag zu erhalten. "Wir haben das beste Produkt", sagte der CEO des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS, Louis Gallois, am Dienstag in Bremen mit Blick auf das Angebot des Wettbewerbers Boeing.

Der Manager verwies auf die in jüngster Zeit gewonnenen Ausschreibungen in Australien, Saudi-Arabien und Großbritannien. Die USA würden die Entscheidung über das Tankflugzeug im Februar oder März treffen.

Erhält EADS den Zuschlag zur Lieferung einer ersten Tranche von 170 Tankflugzeugen für die US-Luftwaffe, will Airbus hierfür eine Endproduktionslinie in Mobile im US-Bundesstaat Alabama errichten. In diesem Werk will der Konzern dann auch zivile Frachtflugzeuge bauen.

Gallois stellte klar, dass Airbus keine Produktionslinie für die zivile Frachterproduktion in den USA bauen wird, wenn der US-Tankerauftrag an den Konkurrenten Boeing gehe. Dies sei nicht geplant, sagte der CEO. EADS hatte sein Angebot des Tankflugzeuges zusammen mit Northrop Grumman auf der Grundlage der A330 eingereicht.

Mit Blick auf die von Airbus geplante Produktion von Flugzeugen außerhalb Europas befinde sich das Unternehmen nicht unter Druck. "Wir schauen uns natürlich nach Zukäufen um", sagte Gallois. Eine Entscheidungen über eine Akquisition werde aber nicht von heute auf morgen getroffen. "Erwarten Sie deswegen nächste Woche keine News", sagte der CEO.

Airbus stehe unter keinem zeitlichen Druck und sei nicht verpflichtet, im laufenden Jahr ein Unternehmen zu erwerben, sagte er. Außerdem habe das Jahr gerade erst begonnen.

Die Verhandlungen über den Verkauf einiger europäischer Airbus-Werke schreiten Gallois zufolge gut voran. "Wir liegen im Zeitplan", sagte der Manager. Wann die Verhandlungen abgeschlossen sein werden, ließ Gallois aber offen. Es sei taktisch nicht klug, eine Deadline zu veröffentlichen. Denn dann bringe sich der Konzern in eine ungünstige Verhandlungsposition. Sein Wunsch sei es, mit den drei ausgewählten bevorzugten Bietern zu einem Vertragsabschluss zu kommen. Allerdings sei EADS dazu nicht verpflichtet. Früheren Angaben zufolge will Airbus diesen Prozess bis zum Sommer 2008 abschließen.

Das allgemeine wirtschaftliche Umfeld bezeichnete Gallois derzeit als zufriedenstellend. "Wir sehen noch keinen wirtschaftlichen Abschwung für uns", sagte der CEO. Zwar hätten Airbus-CEO Tom Enders und er bereits angekündigt, dass Airbus im laufenden Jahr nicht so hohe Auftragseingänge wie im Vorjahr erhalten werde. Dies könne aber auch nicht erwartet werden, da 2007 ein Ausnahmejahr gewesen sei. Dass die US-Airlines derzeit wenig Maschinen ordern würden, sei nicht ungewöhnlich. Dies sei in den beiden vorangegangenen Jahren nicht anders gewesen.

Gallois verwies darauf, dass Airbus in der Vergangenheit mit Europa und Nordamerika nur in Märkten mit einem gemeinsamen Wirtschaftszyklus tätig gewesen sei. Nun komme noch Asien hinzu. Damit sei Airbus in zwei unterschiedliche Wirtschaftszyklen tätig. Derzeit gebe es keine Anzeichen dafür, dass der asiatische Markt unter einem wirtschaftlichen Abschwung leiden werde. Wie sich die Situation in sechs Monaten darstelle, müsse jedoch abgewartet werden, sagte Gallois.

Gallois kündigte zudem an, EADS wolle ihre Anstrengungen für den Schutz der Umwelt verbessern. Möglich sei die weitere Reduzierung des Treibstoffverbrauches, der Lärmbelastung und des Schadstoffausstoßes. Um die Ziele des Konzerns zu erreichen, würden derzeit Maßnahmen definiert und Meilensteine formuliert. Zur Erreichung dieser Ziele, investiere EADS derzeit in Forschung und Entwicklung rund 6% ihres Umsatzes. Diese Ausgaben sollen in dieser Höhe bleiben.

Verbesserungen seien möglich beim Einsatz der Werkstoffe, beim Recycling von Altflugzeugen, bei der Gestaltung von Landesystemen und bei der Entwicklung neuer Triebwerke. Gallois äußerte seine Einschätzung, dass die nächsten Single-Aisle-Flugzeuge aus Verbundwerkstoffen bestehen werden. Dies sei allerdings seine ganz persönliche Meinung, sagte der CEO. Er spreche hier ausdrücklich nicht für den Konzern. Zwar seien Verbundwerkstoffe generell nicht für alle Anwendungen die beste Lösung. Allerdings würden die Airlines derzeit auf dieses innovative Material setzen. Es sei einfach eine Modeerscheinung, sagte der EADS-CEO.

Webseite: http://www.eads.com http://www.airbus.com -Von Kirsten Bienk, Dow Jones Newswires, +49 (0)40 3574 3116, kirsten.bienk@dowjones.com DJG/kib/jhe

Copyright (c) 2008 Dow Jones & Company, Inc.

Zur Startseite