Eckert-Schulen entwickeln ihre Cobol-Programme jetzt unter Linux

19.09.2002
Einer der größten privaten Bildungsträger Deutschlands, die Eckert-Schulen, schreibt für seine Verwaltung eigene Applikationen. Das Systemhaus Bechtle erneuerte die dortige IT-Landschaft, ersetzte das Netware-4.11-Betriebssystem durch ein Windows-2000-Netzwerk und löste Novells Groupwise durch Microsofts Exchange ab.

Mit rund 640 Millionen Euro Umsatz im vergangenen Jahr nimmt die Bechtle AG Platz zwei in der aktuellen ComputerPartner-Liste von Deutschlands Top-25-Systemhäusern ein. Vom heutigen Vorstandsmitglied Ralf Klenk im Jahr 1983 in Heilbronn gegründet, beschäftigt das Unternehmen heute 2.500 Mitarbeiter. Den Großteil seines jähr-lichen Umsatzes erzielt Bechtle mit seiner Systemhausgruppe. Deutschlandweit ist das Unternehmen an 41 Standorten vertreten. Die Systemhäuser arbeiten eigenverantwortlich vor Ort und bieten ihren Kunden Komplettbetreuung vom kleinen Netzwerk bis zur komplexen IT-Lösung an. In neun europäischen Ländern betreibt Bechtle außerdem ein Handelsgeschäft mit rund 21.000 Produkten.

Ein langjähriger Kunde der Becht-le-Systemhäuser Regensburg/ München-Schwaig ist das Berufsförderungswerk Eckert. Die Privatschule unterrichtet jährlich rund 2.500 Schüler und zählt zu den größten Anbietern von Umschulungen in Deutschland. Vor sieben Jahren stellten die Eckert-Schulen ihre IT-Landschaft von Bull-Systemen auf die damals aktuelle PCbasierende Novell-Plattform "Netware 4.11" um. Für die Verwaltung schreibt die Schule ihre eigene Software in der - mittlerweile veralteten - Programmiersprache Cobol.

Da Eckert diese Applikationen weiterhin verwenden und entwickeln will, bekam die Schule ein Problem: Für das Entwicklungssystem ICS-Case der Firma ICS-Khatib GmbH erhält Eckert seit kurzem unter Novell Netware 4.11 nicht mehr die gewünschte Unterstützung. Bechtle empfahl dem Kunden, das ohnehin nicht mehr auf dem neuesten Stand heutiger Technik stehende Novell-Netz zu ersetzen.

Dass die vorhandene Hardware ausgetauscht werden musste, war den Eckert-Schulen schon seit längerer Zeit bewusst. Im Mai 2002 entschied sich der Kunde nach dreimonatigen Verhandlungen für das Angebot von Bechtle.

Cobol funktioniert auch heute noch

Für die Cobol-Entwicklungsumgebung bot sich Linux an, daneben sollte Windows 2000 als Netzwerk-Betriebssystem zum Einsatz kommen. Die Verantwortlichen bei den Eckert-Schulen waren schnell überzeugt vom Bechtle-Konzept. "Wenn man den Kunden schon lange kennt, ist das kein großes Problem", erzählt Projektleiterin Anne Langens. Als Leiterin IT-Dienstleistung beim Regensburger Bechtle-Systemhaus betreut Langens die Eckert-Schulen schon seit mehreren Jahren und weiß, worauf es bei dem Kunden ankommt. Außerdem hatte das Systemhaus im Vorfeld in mehreren Sitzungen die Vorteile der einzelnen Lösungskomponenten aufgezeigt. Die Implementierungszeit betrug zwei Monate, von Anfang Juni bis Ende Juli. Bechtle musste sich zeitlich nach dem Kunden richten. "Teilweise haben wir für das Projekt die Ferien der Schule ausgenutzt", erklärt Langens.

Eckert entwickelt seine Cobol-Programme weiterhin mit ICS-Case, allerdings jetzt unter Suse Linux 8.0. Bechtle installierte das Open-Source-Betriebssystem auf einem "Proliant DL380" von Compaq. Der Rack-Server mit dem Formfaktor 2U ist in seinen Konfigurationsmöglichkeiten flexibel und besitzt Hochverfügbarkeits-Features. Außerdem schaffte Eckert zwei weitere dieser Geräte an, einen Datenserver und einen, auf dem die fertig entwickelten Programme laufen. Gleichzeitig mit dem neuen Windows-Netz baute Bechtle einen Active Directory-Service als zentralen Verzeichnisdienst für Eckert auf.

Vorhandenen Compaq-Server mit einbezogen

Außerdem sollte der Kunde Exchange 2000 als neue Messaging-Plattform erhalten. Mit dem neuen Programm und den zugehörigen Outlook-Clients wollte Eckert "No-vell Groupwise 4.1" ablösen. Becht-le installierte Exchange auf dem Messaging- und E-Mail-Server "Proliant ML370" von Compaq. Die Eckert-Schulen hatten diesen kurz zuvor angeschafft, deshalb bezog Bechtle diesen Server in die neue Umgebung mit ein. Bei einer Neuanschaffung wäre der Proliant ML370 nicht unbedingt erste Wahl gewesen, denn es handelt sich bei dem Gerät um einen Standalone-Server. Da die Eckert-Schulen aber auch mit dem Gedanken spielten, ihre Datenspeicherung zu zentralisieren, hätte auch ein Server ohne eigenen Speicherplatz genügt. "Bei der Erneuerung der Serversysteme haben wir gemeinsam mit dem Kunden gleich das ganze Umfeld in Frage gestellt", berichtet Langens.

Bei den Eckert-Schulen drängte sich also die Frage auf, ob sich die Investition in ein Storage Area Network (SAN) lohnt. Bei allen künftigen Erweiterungen können dann relativ einfach neue Server an das SAN angeschlossen werden. "In unserem eigenen Büro in Regensburg speichern wir seit längerem auf einem Metastor 2400 von LSI", erzählt Langens. Deshalb war es für die Projektleiterin kein Problem, die Verantwortlichen bei den Eckert-Schulen von den Vorzügen des Systems zu überzeugen. "Als sich die Pläne für das Speichernetz konkretisierten, haben wir unseren Kunden einfach eingeladen, sich das Gerät bei uns im Live-Betrieb anzuschauen", so Langens.

Den Eckert-Schulen war es wichtig, dass das neue System bis zu den Festplatten mit Fibre-Channel arbeitet. Diese Voraussetzung erfüllt Metastor E2400. Das Disksubsystem, das von Storage Tek als "D178" verkauft wird, arbeitet auch intern mit Glasfaser. Es unterstützt die Raid-Levels 0, 1, 3, 5 und 10, besitzt doppelt ausgelegte Storage-Controller und im laufenden Betrieb auswechselbare Fibre-Channel-Festplatten.

LSIs "Metastor E2400" wächst mit

Unternehmen, deren Datenmenge ständig wächst, können beim Metastor E2400 mit einer Kapazität von 36 Gigabyte einsteigen. Es lässt sich auf bis zu 5,4 Terabyte erweitern. Wem das noch nicht ausreicht, der kann auf das System E4400 umsteigen, das bis zu 40 Terabyte an Daten speichert. Bei den Eckert-Schulen arbeiten zurzeit zehn Festplatten, die jeweils über 36 Gigabyte Speicherplatz verfügen.

Auch die passende Software liefert LSI mit. Da die Eckert-Schulen mit Linux und Windows 2000 zwei verschiedene Betriebssysteme im Einsatz haben, die beide auf ein Speichersystem zurückgreifen wollen, benötigte der Kunde die Applikation "Sanshare". Das Programm sorgt dafür, dass mehreren Servern Speicherplatz auch dann zugewiesen wird, wenn sie mit unterschiedlichen Betriebssystemen arbeiten.

Die Storage-Management-Software "Santricity" verwaltet die E2400. Über die auf Java-basierende grafische Benutzerschnittstelle lässt sich das Gerät administrieren. Für die zentrale Datensicherung empfahl Bechtle die Backup-Software "Brightstor Arcserve 2000" von Computer Associates. Für die notwendigen Verbindungen sorgt ein 8-Port-Switch von Qlogic.

Siemens-Telefone bereiteten Schwierigkeiten

Probleme bei der Installation der neuen Netzwerkkomponenten bereiteten Bechtle die Siemens-Telefone. Die von den Eckert-Schulen als Fax-Lösung eingesetzte Software "David" von Tobit musste auf die neuen Server aufgespielt werden, was bis hierher reibungslos klappte. Jedoch streikte die Telefonanlage, da David in der alten Umgebung eine passive Karte nutzte, in der neuen jedoch eine aktive. Ein Siemens-Techniker, der zufällig einen Termin im Haus hatte, konnte das Problem jedoch beheben.

Im Projektvorfeld führte Bechtle Workshops zu den Themen Storage-Design und Verzeichnisdiens-te durch. Die Administratoren der Eckert-Schulen wurden während des Projekts geschult. Weiterhin geplant sind Linux-Schulungen für die IT-Verantwortlichen sowie eine Outlook-Einweisung für rund 150 Endanwender.

www.lsilogicstorage.com

www.compaq.de

www.qlogic.comwww.ca.com

ComputerPartner-Meinung:

Das Projekt beweist, dass ein SAN-Einstieg nicht teuer und kein eigenständiges und langwieriges Projekt sein muss. Im Fall der Eckert-Schulen verkaufte Bechtle das Speichernetz einfach als zusätzliche Komponente zu einer neuen Serverlandschaft mit. Der Kunde bekam für eine relativ geringe Investitionssumme ein erweiterbares System, das sich seinen Bedürfnissen anpasst und mit dem er bei jeder künftigen Erweiterung Geld spart. (ce)

Solution Snapshot

Kunde: Berufsförderungswerk Eckert, Bayernstraße 20, 93128 Regenstauf, Ansprechpartner: Gerhard Luber, Telefon: 0 94 02/5 02-320,

www.eckert-schulen.de

Problemstellung: Das Berufsförderungswerk Eckert benutzt verschiedene selbst entwickelte und in Cobol geschriebene Programme. Für das hierzu benötigte Entwicklungswerkzeug erhielt der private Bildungsträger unter seinem alten Novell-Netzwerk "Netware 4.11" nicht mehr die notwendige Unterstützung.

Lösung: Wechsel zu Linux als Entwicklungsumgebung für die Cobol-Applikationen und Windows 2000 als klassisches Netzwerk-Betriebssystem. Das Berufsförderungswerk speichert außerdem seine Daten jetzt im SAN (Storage Area Network) statt wie bisher "direkt attached".

Distributor: Bechtle Direkt GmbH, Pfaffenstraße 38, 74078 Heilbronn, Telefon: 0 71 31/9 51-150, für die SAN-Komponenten: TIM AG, Schloßbergstraße 21, 65201 Wiesbaden, Ansprechpartner: Markus Götz, Telefon: 06 11/ 27 09-250, markusg@tim.de, www.tim.de

VAR: Bechtle IT-Systemhaus Regensburg/München-Schwaig, Ladehofstr. 26, 93049 Regensburg, oder Lohstraße 24, 85445 Oberding-Schwaig, Ansprechpartnerin: Anne Langens, Telefon: 09 41/3 96 00-216, E-Mail: anne.langens @bechtle.com, www.bechtle.com

Kontaktaufnahme: seit mehr als zehn Jahren bestehendes Kundenverhältnis

Verhandlungsdauer: drei Monate

größte Herausforderung: Während der Umstellung den Betrieb der Schule zu gewährleisten. Da die Eckert-Schulen bereits vor sieben Jahren ein Downsizing von Bull-Systemen auf ein Novell-Netz vorgenommen hatten, gab es jetzt keinen Host mehr, auf den man während der Umstellung hätte zurückgreifen können.

unerwartete Schwierigkeiten: Die von den Eckert-Schulen eingesetzte Fax-Lösung Tobit "David" musste auf den neuen Servern installiert werden. Da David in der alten Umgebung eine passive, in der neuen jedoch eine aktive Karte verwendet, kam es zu Komplikationen mit der Siemens-Telefonanlage. Dieses Problem musste ein Siemens-Techniker beheben.

Implementierungsdauer: Anfang Juni bis Ende Juli 2002

aufgewendete Mannstunden (VAR): 125 von Bechtle sowie eine nicht bezifferbare Anzahl an Mannstunden von Mitarbeitern des Kunden

Kostenumfang des Projekts: 145.000 Euro

Verhältnis Hardware/Software/ Dienstleistung: 69/17/14

Service- und Wartungsverträge: drei Jahre Standardgarantie von Compaq plus Compaq Carepaq: Erweiterung der Standardgarantie um vier Stunden Reaktionszeit an neun Stunden an fünf Tagen pro Woche/Wartung für die Metastor über Storagetek

Schulung: Im Projektvorfeld wurden Workshops zum Thema Storage-Design (DAS/SAN/Backup) und Verzeichnisdienste durchgeführt. Die Administratoren von Eckert wurden im Laufe des Projektes geschult. Weiterhin geplant sind Administratoren-Schulungen für Linux sowie Outlook-Schulungen für rund 150 Endanwender.

Benefit für Kunden: Performance-Gewinn: SAN bietet wesentlich schnelleres Abspeichern und Datenzugriff. Bis zu 60 Prozent Performance-Steigerung beim Datenzugriff. Die Batch-Verarbeitung benötigt zwei bis drei Minuten (früher: 15 Minuten). Für den Monatsabschluss (bei 18 Firmen) wird nur noch ein Drittel der früheren Zeit benötigt.

Benefit für VAR: Stärkung der Geschäftsbeziehung

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