Test

Eee-PC-Konkurrent Acer Aspire One A110L

29.07.2008
Thomas Rau ist stellvertretender Chefredakteur PC-WELT Print bei IT-Media. 
Asus gerät unter Druck: Immer mehr Konkurrenten fordern den "Eee PC" heraus. Nun steigt Acer steigt mit dem "Aspire One A110L" in den Kampf um das beste Mini-Notebook ein.
Der Acer "Aspire One A110L" ist eine echte Konkurrenz zum Asus "Eee PC".
Der Acer "Aspire One A110L" ist eine echte Konkurrenz zum Asus "Eee PC".

Asus gerät unter Druck: Immer mehr Konkurrenten fordern den "Eee PC" heraus. Nun steigt Acer steigt mit dem "Aspire One A110L" in den Kampf um das beste Mini-Notebook ein.

Von Thomas Rau, PC-Welt

Testbericht

Auf den ersten Blick gewinnt Acer: Das Aspire One A110L ist das bisher schönste Netbook. Es steckt in einem glänzenden dunkelblauen Gehäuse. Auch die schwarze Einfassung des Displays präsentiert sich in Glanzoptik. Als Farbtupfer sind die Displayscharniere rot eingefasst.

Doch das schicke Design des 330 Euro günstigen Netbooks hat auch Nachteile: Fingerabdrücke hinterlassen unschöne und deutlich sichtbare Spuren auf dem Gehäuse. Hier ist ständiges Putzen angesagt, wenn der Mini-Laptop so schön wie beim ersten Auspacken bleiben soll. Das wird nicht der einzige Fall bleiben, wo beim Aspire One der erste Eindruck täuscht.

Linux als Betriebssystem

Das Aspire One kostet zwar mehr als der erste Eee PC. Aber mit 330 Euro ist das Acer-Netbook deutlich günstiger als die aktuelle Konkurrenz von Asus und Medion. Den günstigen Preis erzielt Acer dadurch, dass auf dem Aspire One als Betriebssystem Linux zum Einsatz kommt. Acer installiert Linpus Linux Lite, das auf Fedora basiert. Die Kernel-Version ist 2.6.23.

Das Betriebssystem startet sehr schnell – auf den ersten Blick: Bereits nach rund 15 Sekunden erscheint der Startbildschirm. Allerdings dauert es dann weitere 20 Sekunden bis die Icons für Netzwerkverbindung und Akkustand in der Systemleiste auftauchen und das Netbook endgültig einsatzbereit ist.

Der Aspire One lässt sich sofort nach dem Auspacken und Anschalten produktiv nutzen, denn Acer hat viel Software aufgespielt: Der Startbildschirm präsentiert die Programme unterteilt in die „Verbinden“, „Arbeit“, „Spaß“ und „Dateien“ unterteilt. In jedem stehen drei Programm-Icons. Nach einem Klick auf den Pfeil neben den Programmen erscheinen weiterer aus dem gleichen Themenbereich.

Unter Verbinden finden sich beispielsweise Firefox sowie Links auf Wikipedia und Google-Maps. Als Mail- und Messenger-Programm steuert Acer Eigenentwicklungen bei und verzichtet auf die Standard-Programme Thunderbird und Pidgin. Das Mailprogramm unterstützt neben POP3 und IMAP auch Lotus Domino und Microsoft Exchange. Der Messenger unterstützt nur die Protokolle von MSN, Yahoo, Google und AOL – ICQ fehlt. Dafür bindet er die Web-Cam des Aspire One ein, um Video-Chats zu ermöglichen: Auf Skype, das Standard-Tool für diesen Zweck, verzichtet Acer.

Für Texte, Tabellen und Präsentationen steht unter „Arbeit“ Star Office 2.3 bereit. In der „Spaß“-Abteilung finden sich der Media-Player, ein Fotomanager sowie das Malprogramm Kolourpaint. Der Media-Player hatte allerdings Probleme beim Abspielen von Divx- und Xvid-Filmen.

Mittels einer Recovery-DVD soll sich laut Handbuch das Betriebssystem im Schadensfall wiederherstellen lassen. Das konnte die PC-Welt aber nicht testen, da dem Gerät keine DVD beilag.

Ausreichende Leistung, zu kleine Festplatte

Dank der übersichtlichen Benutzeroberfläche fällt die Bedienung des Acer Aspire One leicht. Die Programme starten ohne größere Verzögerung – Open Office beispielsweise in fünf Sekunden -, und im Praxis-Alltag fällt kaum auf, dass im Acer Aspire One nur 512 MB RAM stecken.

Wer mehr Programme installieren oder Multimedia-Dateien speichern will, bemerkt allerdings bald, dass der Festplattenplatz des Netbooks mit 8 GB knapp bemessen ist. Zumal für eigene Dateien nur 3,7 GB netto frei sind – den Rest belegt das Betriebssystem und die vorinstallierten Programme.

Wie bei anderen Netbooks lässt sich der knappe Speicherplatz beim Acer Aspire One durch eine externe USB-Platte oder eine Speicherkarte erweitern. Das Acer-Netbook bietet dafür nicht nur den normalen Kartenleser. Auf der linken Seite sitzt ein spezieller SD-Karten-Steckplatz (Storage Expansion): Legt man dort eine Speicherkarte ein, wird ihre Kapazität automatisch zum freien Speicherplatz für die eigenen Dateien addiert. In diesem Steckplatz verschwindet die SD-Karte übrigens komplett, während sie im Kartenleser auf der rechten Seite aus dem Schacht heraussteht.

Gewicht und Akkulaufzeit
Der Acer Aspire One wiegt 960 Gramm. Damit unterbietet er den Eee PC 900 um 40 Gramm und das Aldi-Netbook sogar um 180 Gramm. Die Kehrseite: Acer baut nur einen 3-Zellen-Akku ein (24 Wh). Damit hält das Netbook beim Surfen per WLAN nur 2:20 Stunden durch. Mit geringer Prozessorlast kommt man maximal auf 2,5 Stunden. Damit wird der Acer Aspire One knapp von der Windows-Version des Eee PC geschlagen, der aber einen etwas größeren Akku besitzt. Das Medion Akoya Netbook erreicht ungefähr die gleiche Laufzeit wie das Acer Aspire One.

Im Akkubetrieb liegt die Leistungsaufnahme des Aspire One bei geringer Systemlast knapp unter, beim WLAN-Surfen knapp über 10 Watt. Läuft es an der Steckdose, nimmt es rund 12 Watt bei geringer und 18 Watt bei hoher Systemlast auf. Damit ist es insgesamt ein bisschen sparsamer als die Netbooks von Asus und Medion.

Der Acer Aspire One bietet im Power Center drei Energieschemata: Höchstleistung, Ausgeglichen und Energiesparen. Allerdings kann man zwischen ihnen nicht umschalten: Hat man auf ein anderes Schema ungestellt, ist beim nächsten Aufruf des Power Center wieder „Ausgeglichen“ markiert. Ein weiteres Manko: Die Anzeige des Akkustandes in der Systemleiste ist sehr unzuverlässig. Kurz bevor der Akku ganz leer ist, springt sie beispielsweise auf den vollen Ladestand.

Online geht der Acer Aspire One entweder per Kabel über Fast-Ethernet-LAN oder kabellos per WLAN (802.11g). Das WLAN lässt sich über einen Schiebetaster vorne rechts am Gehäuse an- und ausschalten. Bluetooth fehlt dem Mini-Laptop ebenso wie ein UMTS-Modem: Acer will aber spätere Modelle mit einem internen Mobilfunk-Modem ausstatten.

Spiegel-Display
Acer baut ins Aspire One ein 8,9-Zoll-Display mit Glanzoberfläche ein. Auf den ersten Blick wirkt es heller und farbkräftiger als die matten Displays im Asus Eee PC und im Medion Akoya Mini. Für ein Mobilgerät, das man unter verschiedenen Lichtverhältnissen nutzen will, ist das Glare-Display aber eine schlechte Wahl. Bei hellem Umgebungslicht - zum Beispiel in der Sonne - ist es nur schwer abzulesen, weil seine Helligkeit die Reflexionen nicht überstrahlen kann. Für Innenräume ist die durchschnittliche Leuchtdichte von 144 cd/m2 aber ausreichend.

Tastatur
Die Tastatur des Aspire One ist 24 Zentimeter breit – drei Zentimeter mehr als beim Asus Eee PC, der die gleiche Displaygröße besitzt. Die meisten Tasten liegen 17,5 Millimeter auseinander – auch Anwender mit größeren Händen sollten daher sicher und schnell auf dem Aspire One tippen können. Positiv für Blindtipper: Die Eingabetaste ist zweizeilig und der Cursorblock abgesetzt. Von den Standardtasten sind nur drei schmaler (13,5 Millimeter), die Funktions-, Cursor- und Bildlauftasten sind kleiner. Beim Schreiben gibt die Tastatur spürbar nach, das Tasten-Feedback ist aber ausreichend.

Zwar überzeugt die Tastatur des Aspire One. Dafür machte im Praxistest der Touchpad Probleme: Seine Tasten liegen neben dem Touchpad-Feld - nicht darunter, wie sonst üblich. Außerdem ist es nur fünf Zentimeter breit. Beim Navigieren fährt man daher oft ungewollt über das Touchpad-Feld hinaus auf die Tasten: ein hüpfender Cursor und fehlerhafte Eingaben sind die Folge.

Fazit
Der Acer Aspire One ist eine echte Konkurrenz zum Asus Eee PC: Er überflügelt sowohl die Linux- wie die Windows-Variante des Netbook-Pioneers in vielen Aspekten. Und er ist günstig: Während aktuelle Netbooks schon nahe bei 400 Euro liegen, kostet der Aspire One nur 330 Euro. Das schönste Netbook ist er außerdem – wenn man ihn regelmäßig reinigt.

Dank Linux und der vielen installieren Programme lässt sich der Aspire One komfortabel bedienen. Doch für einige Tools gibt es ausgereiftere und leistungsfähigere Alternativen, die Linux-Kenner anstelle des Acer-Angebotes installieren sollten.

Die Rechenleistung reicht für das beschränkte Einsatzgebiet des Aspire One vollkommen aus. Ein klarer Minuspunkt ist aber der geringe Festplattenplatz: Hier ist der Medion Akoya mit seiner 80-GB-Festplatte deutlich besser aufgestellt. Über den Storage-Expansion-Slot lässt sich Speicherplatz aber unkompliziert nachrüsten.

Die Tastatur ist auch für Viel- und Schnellschreiber geeignet – jedenfalls besser als die des Asus Eee PC. Die Referenz bleibt aber weiterhin die etwas größere und stabilere Tastatur des Medion Akoya E1210. Das kleine Touchpad mit seiner ungewohnten Tastenanordnung nervte im Praxisbetrieb dagegen.

Im mobilen Einsatz zeigte der Aspire One Licht und Schatten: Er ist sehr leicht, die Akkulaufzeit aber zu kurz. Das spiegelnde Display gefällt in Innenräumen, für draußen ist es weniger geeignet.

Alternativen: Der Asus Eee PC 900 bringt Windows mit und einen etwas größeren Akku. Eine ähnlich kurze Akkulaufzeit wie das Aspire One hat das Medion Akoya Mini Netbook E1210: Dafür liegt es bei Display und Tastatur vorne. Beide Netbooks sind mit 400 beziehungsweise 420 Euro aber deutlich teurer als das Acer Aspire One.

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