Eicon Networks scheint aus dem Gröbsten heraus zu sein

23.01.2003
Anfang 1995 kaufte die kanadische Eicon Technology Corp. den schwäbischen ISDN-Spezialisten Diehl. Die später von Eicon Diehl in Eicon Technologyrückbenannte Company wurde Ende 2000 von der dänischen I-Data ADübernommen. Letztere musste dann im April 2002 Insolvenz anmelden, wassich auch auf die nun als Eicon Networks fungierende Tochter auswirkte.

Am 15. Dezember vergangenen Jahres versammelten sich alle nordamerikanischen Gläubiger des insolvent gegangenen Netzwerkanbieters Eicon Networks am Hauptsitz der Firma in Montreal und einigten sich dort außergerichtlich.

Zu mehr als 95 Prozent stimmte man dem Vergleichsvorschlag des Eicon-Managements zu, dem zufolge Kleinanleger zu 100 Prozent abgefunden werden sollen, während Großanleger sich mit 10 bis 20 Prozent ihrer Forderungen zufrieden geben müssen. Eine ähnliche Regelung wird auch für den deutschen Markt angestrebt.

Weitere Entlassungen bei Eicon soll es nicht mehr geben, es bleibt also auf dem Stand von November 2002: etwa 215 Mitarbeiter weltweit, davon rund 50 in Deutschland. Der hiesige Statthalter Stefan Heinz kann aus dem bereits ein Dreivierteljahr andauernden Insolvenzverfahren fast nur positive Schlüsse ziehen: "Wir weisen nun durchgehend einen positiven Cashflow auf und finanzieren uns nun ausschließlich aus eigener Kraft." Dem gerade angefangenen Jahr sieht Heinz zuversichtlich entgegen: "Für 2003 rechnen wir mit einem Wachstum von mindestens zehn Prozent."

Drei Geschäftseinheiten - vier Produktschienen

Was den deutschen Markt betrifft, so setzt hier der Leonberger Statthalter auf die drei Geschäftseinheiten Client-Lösungen, ISDN- und WAN-Server. In den Bereich Clients fallen aber nicht nur die bewährten Diva-ISDN-Karten und -Router, sondern seit kurzem auch die ADSL-Geräte. Im Server-Umfeld unterscheidet Eicon zwischen den ISDN-Lösungen (Diva-Server-Karten) und den Eiconcards, den WAN-Zugangslösungen für X.25, Frame Relay und PPP

(Point to Point Protocol).

Die ISDN-Server-Lösungen spielen hierzulande eine besondere Rolle. Da wird laut Heinz auch das meiste Marketing betrieben: "Im WAN-Bereich führen wir zwar hin und wie-der große Projekte durch, doch Wachstum ist hauptsächlich mit ISDN-Servern zu erwarten", glaubt der Geschäftsführer. Dort sind seiner Meinung nach auch heute noch vernünftige Margen realisierbar.

Mit dem Verkauf von Diva-Karten ist hingegen nicht mehr so viel zu verdienen. Dennoch soll das ISDN-Client-Geschäft hierzulande ganz zufrieden stellend laufen. Deswegen wird Eicon in diesem Bereich seine Marketingaktivitäten nicht erhöhen. Die Abverkäufe der ADSL-Router im ISDN-Eldorado Deutschland dürften sich hingegen in Grenzen halten, das gibt auch Heinz zu: "Heute gibt ADSL noch nicht so viel her, als dass sich der Umstieg von ISDN- auf DSL-Technologien für die Breite der Unternehmen lohnen würde."

Partnerprogramm noch in der Mache

Auch in den drahtlosen Lösungen sieht der Eicon-Geschäftsführer noch keinen Markt: "Bis auf die paar Hotspots auf Flughäfen und in einigen großen Hotels kann der Geschäftsreisende mit seiner WLAN-Karte im Notebook wenig anfangen. Eine ISDN-Telefonbuchse gibt es hingegenin jedem Hotelzimmer." Grundsätzlich unterscheidet Eicon Networks zwischen Technologiepartnern und Solution-Providern. Während Erstere als Zulieferer von Faxlösungen, Netzwerk-Sicherheitssystemen und Remote-Access-Server-Software fungieren, bilden Solution-Provider den eigentlichen indirekten Vertriebskanal von Eicon. Alle zertifizierten Channel-Partner - in der DACH-Region (Deutschland, Österreich und Schweiz) sind es momentan rund 140 - werden unter dieser Bezeichnung zusammengefasst.

Ob es hier künftig eine Abstufung je nach Branchen- und Technikkenntnis sowie Umsatz geben wird, steht noch nicht fest, Eicon Networks arbeitet eigenen Angaben zufolge noch an einem Partnerkonzept. Denn das angepeilte Wachstum soll in Deutschland über eine breitere Basis von Vertriebspartnern realisiert werden, gelobt Geschäftsführer Heinz.

Bleiben soll hingegen die derzeiti-ge Distributoren-Landschaft mit Ingram Micro und Tech Data alsBroadlinern, dem VAD Avnet, der ebenfalls Eicons gesamte Palette im Sortiment hat, sowie der Westcon-Gruppe, die projektbezogen mit Eicon Networks zusammenarbeitet.

www.eicon.de

ComputerPartner-Meinung:

Besonders innovativ sind die Produkte von Eicon Networks nicht gerade: ISDN-Server- und -Client-Karten gab es schon vor 15 Jahren, die Anfänge von X.25 reichen noch weiter zurück. Und das Engagement für den ISDN-Nachfolger ADSL hält sich noch in Grenzen. Hier muss die Company aufpassen, dass sie den Anschluss an neue Technologien nicht verpasst. (rw)

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