Finanzchef tritt nach einem Monat zurück

Eigentümerstreit bei Media-Saturn eskaliert weiter

18.06.2012
Kurz vor dem nächsten Gerichtstermin bekriegen sich die Media-Saturn-Gesellschafter erneut.
Vetorechte: Der Kampf von MSH-Gründer Erich Kellerhals um seine Sperrminorität macht den Retailer zunehmend handlungsunfähig.
Vetorechte: Der Kampf von MSH-Gründer Erich Kellerhals um seine Sperrminorität macht den Retailer zunehmend handlungsunfähig.

Offensichtlich auf Betreiben des Media-Saturn-Gründers Erich Kellerhals hat der erst vor einem Monat kommissarisch eingesetzte Finanzchef Georg Mehring-Schlegel seinen Posten Ende vergangener Woche wieder hingeworfen. Kellerhals habe in Mehring-Schlegel die treibende Kraft für den Abgang seines Vorgängers Rolf Hagemann gesehen und betrachte den Rückzug des Metro-Manns nun als persönlichen Sieg, heißt es dazu in einem Bericht der Lebensmittelzeitung. Kellerhals schreibt auf seiner Webseite, dass "ein kommisarischer CFO, der nicht in die Kultur zu Media-Saturn passt, auch nicht förderlich für dsa Unternehmen ist".

Während Metro-Chef Olaf Koch noch vor kurzem von einer Entspannung im Streit um die Vetorechte der Media-Saturn Gründer Kellerhals und Stiefel sprach, eskaliert die Auseinandersetzung damit weiter. Gegenüber der Lebensmittelzeitung behauptete Kellerhals nun sogar, der Handelskonzern Metro wolle ihn enteignen. „Von Entspannung kann (..) keine Rede sein“, erklärt der MSH-Minderheitseigner in dem Interview. „Herr Koch hat seit seinem Amtsantritt als CEO der Metro nichts dazu beigetragen, diesen Enteignungsversuch zu stoppen“, so Kellerhals weiter.

Während Media-Saturn-Gründer Kellerhals bisher zumindest in der Ingolstädter Zentrale der Retailkette stets auf Zustimmung zählen konnte, wächst gegen das immer starrsinnigere Verhalten des 72-jährigen inzwischen auch dort der Widerstand. Wie die Financial Times unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet, habe die MSH-Geschäftsführung Kellerhals in einen Brief vorgeworfen, mit seinem sprunghaften Verhalten Unruhe in den Konzern zu bringen. Dem Zeitungsbericht zufolge handele es sich dabei um das erste Mal, dass sich der MSH-Gründer mit derartig offener Kritik aus dem eigenen Unternehmen konfrontiert sieht.

Gerichtsentscheid am Donnerstag

Unter Druck: Das Hickhack um Media-Saturn belastet Metro-Chef Olaf Koch.
Unter Druck: Das Hickhack um Media-Saturn belastet Metro-Chef Olaf Koch.

Das Schicksal von Deutschlands größter Elektronik-Handelskette wird so immer mehr zu einem Fall für die Gerichte. Während vor dem Landgericht Augsburg der Prozessauftakt im Schmiergeldverfahren gegen eine Reihe früherer hochrangiger MSH-Manager von Verzögerungstaktiken geprägt ist (ChannelPartner berichtete), kommt es im Streit zwischen den Media-Saturn-Alteignern und der Metro am Donnerstag dieser Woche (21. Juni) zur Entscheidung: Dann urteilt das Oberlandesgericht München über die Rechtmäßigkeit der Sperrminorität von Kellerhals und Stiefel.

Nicht nur für die Media-Saturn-Holding, auch für den Handelsriesen Metro hat die Entscheidung weitreichende Folgen. Erringen Kellerhals und Stiefel vor Gericht einen Sieg, muss die Metro Media-Saturn möglicherweise vorläufig aus ihrer Bilanz nehmen. Für den derzeit mit niedrigen Börsenwerten kämpfenden Handelsriesen könnte das gravierende Folgen haben: Am 5. September steht die Entscheidung über das Verbleiben der Metro im Dax oder den „Abstieg“ in den MDax an. Die Konzerntochter MSH spielt dabei eine wichtige Rolle.

Der nächste "Fall Schlecker"?

Der kuriose Eigentümerstreit, Manager im Korruptionssumpf und jahrelange Verzögerungen bei der Formulierung einer zeitgemäßen Online-Strategie: Die Geschehnisse bei Media-Saturn interessieren schon lange nicht mehr nur ein Fachpublikum, sondern werden als Schicksalsfrage für die Zukunftsfähigkeit des Metro-Konzerns betrachtet. Besonders drastisch formulierte das am Wochenende die Zeitung Die Welt: „Hinter vorgehaltener Hand vergleicht mancher den Handelsriesen schon mit Pleitefirmen wie Arcandor oder Schlecker. Veraltete Geschäftsmodelle, nicht umgesetzte Ankündigungen und eine Ballung von internen Problemen vor dem Hintergrund einer globalen Finanzkrise – das alles war auch in der Endphase von Arcandor zu besichtigen.“ (mh)

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