Ein Fisch namens "Taskarena" - oder wenn sieben Karpfen zusammenwachsen

21.02.2002
Sie wollten nicht die Karpfen sein, denen die Hechte die Nahrung wegfressen. Daher schlossen sich sieben kleinere Systemhäuser zu einem großen Fisch zusammen und nannten ihn Taskarena. Sein Ziel: ein Hecht zu werden.

Flaute? Welche Flaute? Von der momentanen Konjunktur- und Nachfrageschwäche erfährt Achim Greif nur aus der Zeitung oder den Abendnachrichten im Fernsehen. Das Geschäft der Taskarena AG in Unna, bei der Greif im Vorstand Sitz und Stimme hat, läuft gut, sogar sehr gut. In nackten Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Um gut 34 Prozent auf 70 Millionen Euro konnte das Systemhaus den Umsatz im vergangenen Jahr steigern. Internes Wachstum, betont Greif, keine Akquisitionen. 34 Prozent, das ist schon in guten Zeiten eine anständige Zuwachsrate. In diesen Zeiten ist sie erstaunlich. Auch auf der Profitseite sieht es gut aus: Fünf Prozent Vorsteuerrendite, vor außergewöhnlichen Belastungen, versteht sich.

Wie sind diese bemerkenswerten Zahlen möglich, wo doch fast alle Systemhäuser in Deutschland über die zugenähten Taschen der Kunden klagen? Die Antwort auf diese Frage liegt in der Entstehungsgeschichte dieses noch jungen Unternehmens. Taskarena enstand im Jahr 2000 durch den Zusammenschluss von sieben kleineren Systemhäusern und Novell-Partnern: Wemex Data in Berlin, GTW in Bonn, Dresden und Erfurt, Ahnemann & Kunze Datentechnik in Bremen, CTS in Elmshorn, Chambit in Frankfurt sowie Diacom in Hamm und RWL in Unna, Würselen und München.

Wachstum oder Nische - das war die Frage

"Wir standen alle vor etwa demselben Problem: Was ist unsere Zukunft? Nische oder Wachstum? Und wenn Wachstum: Wie? Dazu kam, dass einige große Systemhäuser wie Arxes, MSH, Bechtle und M+S an die Börse gingen und mit den dort erzielten Finanzmitteln ganz andere Möglichkeiten hatten, ihren Aktionsradius auszuweiten. Damit bestand die Gefahr, dass sie uns unseren Lebensraum, also unsere Kundenbasis, entzogen oder uns übernehmen. Beides wollten wir nicht. Die Fusion unserer sieben Einzelfirmen war unsere Antwort auf diese Herausforderung", erzählt Greif.

Plötzlich war das neue Unternehmen in der Lage, auch bundesweite Projekte durchführen zu können. Darüber hinaus gelang es Taskarena, sich binnen kurzer Zeit bei den Herstellern Respekt zu verschaffen, die den Kontakt zu dem aufstrebenden Newcomer suchten und mit ihm gemeinsame Projekte durchführten. "Wir haben ein gutes Image", freut sich Vorstandsmitglied Greif.

Ein weiteres Plus des Unternehmens besteht darin, dass die inzwischen vier operativen Einzelgesellschaften unterhalb der AG-Holding weit mehr anbieten als Infrastrukturdienstleistungen. Dafür sorgen vor allem die Taskarena Software Engineering GmbH sowie die Taskarena Industrial Solutions GmbH. Hier werden Spezialsoftware-Applikationen entwickelt. Ziel ist, aus diesen einzelnen projektgebundenen Softwareanwendungen Lizenzprodukte zu entwickeln, die sich anschließend wieder vermarkten lassen. Hier sieht Greif noch erhebliches Potenzial, und ein Großteil der Personaleinstellungen bei Taskarena findet 2002 in diesem Bereich statt.

Handelsgeschäft steht nicht zur Disposition

Der Löwenanteil des Geschäftes der AG fällt aber heute noch auf die Taskarena IT-Solutions GmbH, in der das "klassische" Systemhausgeschäft angesiedelt ist. Die meisten der insgesamt 420 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. Für Greif steht das Systemhausgeschäft und damit auch der Handel mit Hardware und Standardsoftware nicht zur Disposition. "Rund 70 Prozent unseres Umsatzes in der AG machen wir derzeit noch mit dem Handelsgeschäft. Der Anteil wird sicherlich zurückgehen, aber wir werden dieses Geschäft auf keinen Fall aufgeben. Zum einen finden wir über den Kontakt zu den Herstellern Zugang zu neuen Kunden. Zum anderen ist es einfach so, dass die Kunden alles aus einer Hand wollen. Die wollen nicht die Hardware von dem einen, die Software von dem anderen und dann vielleicht noch den Service von einem Dritten - sie wollen alles aus einer Hand. Das geben wir ihnen, und das werden wir auch in Zukunft tun", sagt Greif. Die vierte operative Gesellschaft, die Taskarena Training & Consulting GmbH, rundet das Portfolio der AG ab.

Weiterer Wachstumsschub in diesem Jahr

Greif und seine Vorstandskollegen meinen, dass das Unternehmen hervorragend aufgestellt ist, und erwarten auch in diesem Jahr einen kräftigen Wachstumsschub. Um gar 46 Prozent sollen die Umsätze ansteigen. "Wir profitieren derzeit natürlich ein wenig von den Schwächen des Mitbewerbs. Einige von ihnen sind etwas verbraucht. Nach dem Monat Januar liegen wir voll im Plan", freut sich der für Forschung und Entwicklung zuständige Greif. Und irgendwann, wenn die äußeren Bedingungen besser sind und wenn man selbst "börsenreif" ist, will das Systemhaus auch an die Börse gehen. Bis dahin sollen aber noch ein paar weitere Standorte besetzt werden (vor allem Hannover, Stuttgart und Nürnberg). Außerdem sitze man derzeit mit Insolvenzverwalter und Vorstand der M+S AG am Tisch und helfe bei der Lösung der schwierigen Situation. Das Konkreteste, was Greif zu diesem Thema sagen will, ist, dass Taskarena an einem bestimmten Bereich der M+S-Aktivitäten interessiert sei.

Vor allem auch steht in diesem Jahr der weitere Ausbau der Belegschaft an. 550 Mitarbeiter sollen es am Ende des Jahres sein. Die müssen sorgsam ausgewählt werden. Greif: "Wir können unsere Firma nur dadurch weiterbringen, dass wir eine neue Qualität von Leuten ins Haus holen." Der Personalmarkt dafür ist derzeit jedenfalls günstig.

www.taskarena.net

ComputerPartner-Meinung:

Der gelungene Zusammenschluss von sieben einzelnen GmbHs zu einem gemeinsamen Unternehmen ist schon eine Leistung, die Respekt verdient. Jeder der Altgesellschafter, die heute in verschiedenen Positionen noch alle im Boot sind (und nicht alle im Vorstand!), musste dazu Kompromisse eingehen und Macht und Einfluss abgeben. Momentan läuft es bei Taskarena prächtig. Dennoch wird auch dem Vorstand klar sein, dass die eigentliche Bewährungsprobe noch vor ihm liegt. Zunächst einmal gilt es, das Eigenkapital zu stärken, sodass man das schnelle Wachstum überhaupt finanzieren kann. Hier werden die Altgesellschafter noch einmal nachschießen müssen. Und mit zunehmender Größe steigen auch die Anforderungen an die Organisation. (sic)

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