Ein HD-Panel macht noch kein HDTV

27.04.2006

Das aktuelle HDTV-Angebot

Am 1. Januar 2004 nahm "Euro 1080" als erster europäischer HDTV-Sender den Betrieb auf. Das Pay-TV-Programm "HD1", das über Astra ausgestrahlt wird, bietet europaweite Übertragungen von Sport- und Musik-Events, Shows, kulturellen Ereignissen und Spielfil-men in HD-Qualität und in fünf Sprachen. Die Belgier entschieden sich für die HDTV-Variante "1.080i", also 1.080 Zeilen bei einer Bildwiederholfrequenz von 50 Hz und einer horizontalen Auflösung von 1.920 Zeilen. Geräte, die nicht exakt diese Auflösung unterstützen, müssen die Daten umrechnen. Das kann zu Qualitätseinbußen führen. Das gewählte Kompressionsverfahren ist MPEG2.

Seit Ende Oktober 2005 bietet die ProSie-ben/Sat.1-Gruppe kostenlos über ihre Sender "Pro7 HD" und "Sat.1 HD" HDTV-Sendungen über Astra an. Damit auch Zuschauer ohne HDTV-Receiver das Programm empfangen können, wird es parallel in HDTV- und in PAL-Standard-Auflösung ausgestrahlt.

Neben echtem HD-Material (bei dem die Sendungen und Filme mit HD-Kamera in HD-Qualität aufgenommen wurden) gibt es auch viele Standardaufnahmen, die auf HD-Qualität hochskaliert werden. Der Qualitätsunterschied zwischen den beiden ist erheblich. Die künstlich aufgeblasenen Sendungen sollen aber laut ProSieben zumindest DVD-Qualität bieten. Kein Wunder: Solche "unechten" HD-Filme werden nämlich auch sehr oft auf DVD angeboten.

Für zwölf Euro extra zur monatlichen Gebühr gibt es bei Premiere die drei HDTV-Kanäle "HD Film", "HD Sport" und "HD Thema". Der Bezahlsender strahlt ebenfalls in 1.080i aus und nutzt das Kompressionsverfahren MPEG4/H.264 AVC. Der Empfang ist nur mit Sat-Receivern möglich, die den Decodierstan-dard DVB-S2 unterstützen.

Die meisten Content-Anbieter bevorzugen die Satellitenübertragung. Die Einspeisung ins Kabel steckt noch in den Kinderschuhen. Die Kabelanbieter Kabel BW und ISH gehören hier zu den Pionieren. Erst wenn es zu einer Einigung mit Kabel Deutschland kommt, die großen Privatsender wie RTL, Sat.1 und Pro-Sieben auch das Kabel mit HD-Inhalten bestücken und das Gros der derzeit noch analog belieferten Kabelkunden auf digital umgestellt worden ist, kann das Kabel eventuell mit dem Satelliten mithalten. Die Übertragung über DVB-T wird zwiespältig bewertet. Frankreich und Großbritannien wollen beispielsweise noch dieses Jahr mit der terrestrischen HDTV-Ausstrahlung beginnen. In Deutschland ist der DVB-T-Empfang aktuell nur in einigen Bal-lungsgebieten gewährleistet.

Meinung der Redakteurin:

Es ist noch ein langer Weg bis zum voll digitalisierten Wohnzimmer. Die rechtlichen Streitereien um Kopierrechte, die uneinheitlichen Standards und die unterschiedliche Ausstattung der einzelnen Bausteine TV, Receiver und Rekorder sowie Sound und Camcorder erhöhen den Informations- und Beratungsbedarf der kaufwilligen Kunden. Und das ist dann wieder was Gutes für die informations- und beratungswilligen Fachhändler. (go)

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