Ein Markt im Windschatten der Telekommunikation

12.07.2000
Auf der Expo stellte die Deutsche Telekom ein neues Multimedia-Kommunikationsterminal vor: den Telekiosk. Bis Ende 2001 sollen bundesweit 1.000 dieser Surf- und Phone-Stationen an stark frequentierten Standorten installiert werden. Der Markt dafür führt zwar (noch) ein Schattendasein, bringt aber weltweit immerhin schon immerhin zwei Milliarden Mark ein.

Im Vorbeigehen einen Blick auf die aktuellen Börsenkurse werfen oder eine Mail verschicken, ohne eigene Hardware wie Notebook, Laptop oder WAP-Handy mit sich herumzuschleppen - all das ist möglich am "Telekiosk", dem "Telefonhäuschen der Zukunft". Diese Multimedia-Terminals standen im Deutschen Pavillon sowie am Eingang des Pressezentrums auf der Expo 2000. Außerdem sind sie an verschiedenen Flughäfen, etwa Düsseldorf, Frankfurt, Hannover und München, zu nutzen, wo sie "eine umfassende Verbindung mit der Welt ermöglichen", wie Telekiosk-Projektleiter Dirk Kreienborg bei der Deutschen Telekom betont. Mit den elektronischen Litfasssäulen lässt es sich bequem im Internet surfen, man kann E-Mails, Faxe und Short-Message-Services (SMS) verschicken oder ganz einfach telefonieren. Ein breites Spektrum an Online-Contents ergänzt das Service-Angebot. Rubriken wie Regionales, Shopping, News & Infos, Fun & Action sowie Reise & Verkehr halten für die Nutzer stets aktuelle Tipps, Informationen und Hinweise bereit. In der Probephase werden - mit Blick auf die anstehende Breiteneinführung - weitere Standorte wie Reha-Kliniken oder Rathäuser getestet. Generell gelten Verkehrsknotenpunkte wie Flughäfen und Bahnhöfe, aber auch Messen oder Fußgängerzonen als Favoriten.

Palette von Diensten

An allen Standorten des Telekiosks soll eine breite Palette von Diens-ten angeboten werden: Die Nutzer sollen auf Features wie Kommunikation, Auskunft, Information, Werbung und Marktplatz zugreifen sowie die Inhalte von so genannten "Standortpartnern" abrufen können. So wäre bei einem Standort im Einzelhandel beispielsweise eine Liste mit Sonderangeboten sinnvoll, könnten in Bahnhöfen und Flughäfen Reisepläne abgerufen werden. In einem Multiplex-Kino wäre der Abruf des Kinoprogramms mit Trailern per Fingerdruck denkbar. Gedient ist auf diese Weise nicht nur den informationshungrigen Anwendern, sondern auch den Standortpartnern. Sie erhalten einen Partnerbutton auf dem Touchscreen, über den der Endbenutzer dann kostenfrei in dem jeweiligen InternetBereich des Händlers surfen kann, und schaffen damit eine moderne Art der Kundenansprache.

Marktsegment wächst

Das Londoner Marktforschungsunternehmen Frost & Sullivan hat unlängst festgestellt, dass das Marktsegment Telekommunikation bei den Kioskterminal-Systemen am schnellsten wächst. Die Multimedia-Telefonzellen sollen 2006 einen Anteil von 42 Prozent am gesamten Kioskterminal-Markt erreicht haben. Weltweit soll sich der Umsatz bis dahin von zwei Milliarden auf sechs Milliarden Mark verdreifachen. Allein mit den Telekommunikationsterminals werden 2,6 Milliarden Mark umgesetzt, so Frost & Sullivan. Eine Prognose, welche die Deutsche Telekom und ihre potentiellen Standort- und Content-Partner beflügeln dürfte.

Content-Partnerschaften angestrebt

Neben der Standortpartnerschaft sollen Content-Partnerschaften angestrebt werden. Das Hauptmenü wurde dazu in fünf Bereiche aufgeteilt, die den Content-Partnern zur Verfügung stehen.

Sie können sich mit über 80 Content-Buttons auf ihre bestehenden Websites verlinken. Diese werden dann freigeschaltet, so dass für den Benutzer keine Gebühren anfallen. Das ist ein Angebot, das unter dem Stichwort "Free-Internet" läuft und schon viele Fans gefunden hat. Bestimmte Produkt- und Leistungsbereiche lassen sich bei Bedarf zeitlich befristet anbieten, zum Beispiel der Online-Verkauf oder die Bestellung von Informationsmaterial innerhalb einer Promotionaktion.

Erklärtes Ziel des Pilotprojektes der Telekom ist die Etablierung einer erweiterungsfähigen Kioskplattform in Deutschland, die einen Massenmarkt erreicht und auch Menschen ohne eigenen Internet-Anschluss den Eintritt in die Online-Welt bietet. "Durch den Telekiosk erhalten alle Bürger Zugang zum Internet und zur modernen Telekommunikation, unabhängig von ihrer finanziellen oder sozialen Lage", blickt Volker Tietgens, Vorstandsvorsitzender der Wiesbadener Telekiosk-Entwicklergesellschaft Concept AG, schwärmerisch in die Zukunft. (sn)

www.telekom.de

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