Ein visuelles und raumgreifendes Erlebnis

16.12.1999
MÜNCHEN: Präsentieren mit Stil war bisher auch immer eine Frage der Muskelkraft. Notebook, Handy und dazu noch einen Multimediaprojektor - so mancher Geschäftsmann kam schon vor einer wichtigen Präsentation richtig ins Schwitzen. Ein Dilemma, das In Focus mit dem leichtgewichtigen Beamer vermeiden möchte. Ob dieses Gerät sein Geld wert ist, hat ComputerPartner untersucht.

Schreck laß nach, entfuhr es den Empfangsdamen von <B>ComputerPartner</B>, als der Karton mit dem Infocus-Projektor "LP 330" bei ihnen landete. Das Paket mit einem Gesamtwert von immerhin 14.400 Mark sah aus, als hätte es eine Reise rund um den Globus hinter sich. Dabei war der Beamer nur von der europäischen In-Focus-Zentrale im niederländischen Hilversum nach Brüssel und von dort via Flugzeug nach München unterwegs. Doch dem Gerät war nichts passiert, denn es hing quasi frei schwebend in einer Styroporkonstruktion, die genügend Sicherheitsabstand bietet, um nicht die Haftpflichtversicherung wurfgewaltiger Transporteure bemühen zu müssen.

Die im Lieferumfang enthaltenen Zubehörteile des LP 330 sind ein wahres Eldorado für Kabelfreaks. Insgesamt acht Anschlußkabel liegen dem System bei. Sie ermöglichen den Anschluß an einen PC, an ein Laptop, einen Videorekorder oder an ein Fernsehgerät. Für die Maus stehen ein herkömmliches und ein USB-Kabel bereit. Mit von der Partie sind außerdem eine Fernbedienung, ein Online-User-Guide auf CD-Rom, eine englische Betriebsanleitung, diverse Broschüren und eine schwarze, sehr zweckmäßige Tragetasche mit Schulterriemen. Angesichts des Preises würde dem Beamer beispielsweise ein zusätzlicher Scart-Adapter und eine deutschsprachige Betriebsanleitung - auch wenn das Gerät absolut selbsterklärend ist - gut zu Gesicht stehen.

IDEALER REISEBEGLEITER

Design und Farbgestaltung des 22,9 x 26,7 x 6,3 Zentimeter großen LP 330, dem In Focus den Code-Namen "Dragonfly" verpaßte, sind mehr als gelungen. Ob aber - wie es der Hersteller sieht - die professionellen Benutzer mit diesem System bei ihren Präsentationen anderen Vortragenden gegenüber unweigerlich im Vorteil sind, sei dahingestellt. Sicher ist aber, daß das Testgerät tatsächlich etwas hermacht und mit einem Gewicht von 2,24 Kilogramm auf Reisen kaum ins Gewicht fällt.

Weniger bescheiden gibt sich das System bei der Leistungsaufnahme, die mit 400 Watt zu Buche schlägt. Viel davon verbraucht die Quecksilberdampf-Hochdrucklampe mit einer laut Hersteller durchschnittlichen Lebensdauer von 1.000 Stunden, die es auf 650 Ansi-Lumen bringt. Der XGA-Beamer bietet dem Besitzer Auflösungen von bis zu 1.024 x 768 Bildpunkten, 16,7 Millionen Farben, ein Verhältnis der Bildseiten von 4:3 und ein Kontrastverhältnis von 150:1. Er ist zu den Videoformaten NTSC, NTSC 4.43, PAL sowie Secam kompatibel.

Aufgrund der technischen Ausstattung läßt sich beispielsweise bei einer Entfernung des Geräts zur Projektionsfläche von knapp fünf Metern eine maximale Bilddiagonale von 3,2 Metern erzielen.

<B>ComputerPartner</B> testete auch - zur Freude der Nachbarn - an einer leeren Hauswand gegenüber des Verlagsgebäudes, ob eine vom Hersteller versprochene Projektionsfläche mit einer Diagonalen von maximal 19,7 Metern möglich ist. Sie ist möglich! Allerdings nur, wenn Schrift und Hintergrund der Präsentation möglichst kontrastreich sind. Bei sehr dunklen Filmsequenzen in einem Video wird es natürlich mit dem Wiedererkennungswert der Szene etwas schwieriger.

EINFACHER GEHT ES NICHT

Im Grunde ist die Bedienungsanleitung des LP 330 überflüssig. Insofern ist es besonders bedauerlich, daß dem System keine deutschsprachige Gebrauchsanweisung beiliegt und sich die englische Version auf die Gesamtwertung negativ auswirkt. Der Anschluß an ein Quellmedium wie ein Notebook dürfte niemandem Schwierigkeiten bereiten, denn entweder das Verbindungskabel paßt oder es paßt nicht und ist somit das falsche.

Sollte die Informationsquelle ein Fernseher, ein Video- oder ein DVD-Player sein, so ist unter Umständen ein zusätzliches Kabel vonnöten. Diese Tatsache ist zu verzeihen, denn der Beamer ist auf professionelle Präsentationen ausgerichtet und nicht auf beispielsweise Live-Übertragungen von Fußballspielen in der Flimmerkiste. Zumal die Bildqualität des LP 330 von der Bildqualität des Quellmediums abhängig ist. Die einfache Formel lautet: schlechtes TV-Bild - schlechtes Projektorbild.

Ebenso einfach gestalten sich die individuellen Konfigurationsmöglichkeiten über das Hauptmenü, das in die Features Anzeige, Audio, Bild, Bedienungsfeld, Sprache und Status unterteilt ist. Die jeweiligen Einstellungen lassen sich entweder über die Fernbedienung oder die Maus justieren. So sinnvoll die Optionen "Standardquelle" oder "bereits abgeleistete Betriebsdauer" sind, so sehr fällt die Option "seitenverkehrt darstellen" in den Bereich der Spielerei oder - eleganter ausgedrückt - in den Bereich Zusatznutzen.

Während der Einrichtungsphase sind die Anwender gut beraten, gleichzeitig die Feinabstimmung der Bildschärfe über die skalierbare Linse vorzunehmen, denn Schrift und Hintergrund des Hauptmenüs eignen sich besonders gut dazu. Danach steht einer hoffentlich gelungenen Präsentation oder dem Kinoerlebnis im Wohnzimmer nichts mehr im Wege. Selbst einen Dauertest über sechs Stunden meisterte der LP 330 ohne Fehl und Tadel. Allerdings wird so mancher Benutzer das Gebläse des Projektors auf Dauer als störend empfinden.

EIN PFUNDIGER SERVICE

Ein überdurchschnittliches Servicepaket hat In Focus bei der Neuerscheinung für die Händler geschnürt. Der Hersteller vertreibt den Beamer über Computer 2000 und die Folex GmbH in Dreieich. Drei Direkt-Dealer sind in Deutschland auch mit von der Partie. Innerhalb der Distribution über C2000 existiert ein sogenanntes Key-Dealer-Programm, über das sich Händler beispielsweise ein Demogerät für maximal fünf Tage nach Hause schicken lassen können. Kostenlose Unterstützung durch den Außendienst von In Focus ist ebenso möglich wie individuelle Preisgestaltung, Schulungen oder gemeinsame Werbeaktionen.

Für Endkunden bietet In Focus das Priority-Care-Programm an. Es beinhaltet während der ersten drei Monate den Austausch defekter Geräte innerhalb von 24 Stunden. In den darauffolgenden neun Monaten tauscht der Hersteller die defekten Geräte gegen ein "Like-new-System" ein. Dabei kann der Händler entscheiden, ob der Austausch des Gerätes direkt mit In Focus oder über ihn erfolgen soll. (mm)

Kurzgefasst

Professionelle Vielreisende sind die Zielgruppe des 2,2 Kilogramm schweren Projektors "LP 330" von In Focus. Das System mit 650 Ansi-Lumen eignet sich insbesondere zur Visualisierung von Geschäftsbesprechungen, Vertriebspräsentationen, Schulungen und zur interaktiven Teamarbeit. Das entsprechende Quellmedium kann ein Notebook, PC, Fernsehgerät, Video- oder DVD-Player sein.

ANBIETER:

In Focus Systems Inc.

Gundekarstraße 36

91154 Roth

Tel. 0 91 71/9 86 73

Fax 0 97 71/9 86 74

www.infocus.com

PREIS:

VK: etwa 14.400 Mark

EK: etwa 12.000 Mark

VERTRIEB/DISTRIBUTOREN:

Computer 2000, Folex

WERTUNG:

Gerät: 1

Handbuch: 4

Lieferumfang: 1-2

Ease-of-Use: 1

Händlersupport: 1-2

CP-TIP: 2

(Bewertung nach Schulnoten)

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