Ein weiterer CRM-Anbieter drängt in den Mittelstand

15.03.2001
Der Markt für CRM (Customer-Relationship-Management, Kundenbeziehungssysteme) ist in Bewegung. Zahlreiche Anbieter wollen auf der diesjährigen Cebit ihre Software für den Mittelstand vorstellen, unter anderem auch FrontRange.

Spätestens nach der Übernahme von Maestro Commerce, eines Anbieters von E-Business-Lösungen aus Chicago, war dem Software-Hersteller Goldmine klar, dass er seinen Namen ändern musste. Denn mit der eigenen CRM-Lösung und der ebenfalls hinzugekauften Helpdesk-Software Heat nannte das Unternehmen im August 2000 gleich drei unterschiedliche Produkte sein Eigen, und lediglich das CRM-Paket wurde unter dem Firmennamen Goldmine vermarktet.

Also beschloss das Management die Umbenennung der Company in Frontrange. Was im Deutschen vielleicht ein wenig seltsam klingen mag (wir schrieben darüber in der vergangenen ComputerPartner-Ausgabe), ist im Englischen leicht zu erklären: Front steht für "Front Office", also für all die Anwendungen, die an der Front des Unternehmens - mit Kontakt nach außen - stattfinden. Hierzu gehören das Kundenbeziehungssystem (neudeutsch: Customer-Relationship-Management, CRM), aber auch dessen kleine Schwester, die so genannte Helpdesk-Software, sowie der Online-Ableger, wahlweise je nach Gusto E-Business oder E-Commerce. Nicht mehr und nicht weniger als diesen ganzen Bereich ("range") abzudecken, das verspricht nun Frontrange.

Goldmine vergraben

Mit seiner CRM-Lösung Goldmine 5.0 sieht sich der Hersteller selbst im unteren Mittelstand angesiedelt, also oberhalb der KontaktManagement-Systems Act, aber unterhalb von Sales Logix - beides Produkte des Wettbewerbers Interact Commerce.

In der Standardversion bietet Goldmine 5.0 die Einstiegslösung für die Verwaltung von Kundenbeziehungen in kleineren Betrieben und in Niederlassungen größerer Firmen. Wächst nun das Unternehmen, kann es auf das breiter gefächerte CRM-System Goldmine Front Office umsteigen.

Bei dieser Klientel konkurriert jedoch Front Range bereits mit Größen wie Onyx, Pivotal und eben mit der erwähnten Interact Commerce (früher Sales Logix). Festzustellen bleibt jedoch, dass Goldmine hier lediglich die unteren zwei Drittel des Mittelstands bedienen kann, also Firmen mit bis zu 300 CRMfähigen Arbeitsplätzen.

Die Preise für Goldmine beginnen bereits bei etwa 300 Euro pro Einzelplatz, in der Front-Office-Ausführung können sie aber durchaus auch schon mal die 1000-Euro-Marke überschreiten.

Dafür wird sie aber gleich in zwei unterschiedlichen Gewändern angeboten - die Software ist je nach Kundenbedürfnis mit Service- und Support-Funktionen ausgestattet beziehungsweise als Sales- und Marketing-Hilfe ausgelegt. Wie die Produktbezeichnungen 2000 oder Office schon andeuten, arbeitet Goldmine ausschließlich mit Microsoft-Plattformen (Windows) und Anwendungen wie Outlook zusammen. Als Client kann hingegen auch ein gängiger Webbrowser herhalten.

Helpdesk auch für die Großen

Im Gegensatz zur Goldmine-Klientel, dem unteren Mittelstand, bedient Frontranges interne Helpdesk-Lösung "Heat" auch Unternehmen mit mehr als 2.500 Mitarbeitern. Auf der diesjährigen Cebit stellt der Anbieter die neueste Version dieser Software, nämlich Heat 6.01, der Öffentlichkeit vor.

Dieses Anruf-Aufzeichnungs- und -Verfolgungs-Werkzeug ist laut Hersteller auch für kleinere und mittelgroße Firmen geeignet. So verspricht Frontrange, dass etwa bei auftretenden internen Problemen sich deren Dringlichkeit mit zunehmender Dauer erhöht. Störungsmeldungen können automatisch an das System weitergeleitet werden, das mitgelieferte Service-Level-Management-Modul ordnet den gemeldeten Fällen unterschiedliche Prioritäten zu - je nach Kundenvorgabe.

Genauso wie Goldmine ist Heat leider nur auf Windows-Plattformen lauffähig. Eine Einstiegsver-sion für drei Benutzer ist bereits für 9.700 Euro zu haben. Selbstverständlich ist bei Heat ebenfalls eine Web-Schnittstelle vorhanden, so dass Service-Mitarbeiter auch via Internet auf das Programm zugreifen können.

Mehrstufiges Partnerkonzept

Front Range differenziert seine Partner recht streng und teilt sie in insgesamt sechs Kategorien ein. Es geht los mit dem einfachen autorisierten Goldmine-Wiederverkäufer, die nächste Stufe erklimmt man bereits als zertifizierter Partner. Verkauft man bereits die Front-Office-Version von Goldmine oder das interne Helpdesk-Werkzeug, wird man zum VAR (Value Added Reseller). Je mehr unterschiedliche Produkte oder Module der VAR anschließend zu installieren in der Lage ist, umso höher steigt er in der Frontrange-Hierarchie auf. Die Spitze erklimmt natürlich derjenige Partner, der das gesamte Produktspektrum des Herstellers im Portfolio hat.

Während die einfachen Goldmine-Wiederverkäufer ausschließlich über die Distributoren ihre Ware erhalten, werden Front-Office-VARs und Heat-Solution-Partner direkt vom Software-Anbieter bedient. Die dritte Sorte von Partnern, die Serviceprovider, bietet lediglich Schulung plus Beratung an, ohne selbst zu verkaufen.

Autorisierte Solution-Partner erhalten von Frontrange ein Paket, bestehend aus einer Fünf-Benutzer-Goldmine-Lizenz, einem Tag Vertriebstraining sowie einem einmaligen Sales- und Marketing-Kit. Einmaliger Kostenpunkt für das Ganze: 490 Euro.

Zertifizierte Partner, zu denen auch die Distributoren und Handelsketten zählen, können zusätzlich einen Rabatt vereinbaren. Für knapp 1.500 Euro gibt es außerdem ein dreitägiges Training und einen Eintrag auf der Website des Herstellers.

Mit einer Einmalgebühr von knapp 4.000 Euro und festen jährlichen Kosten in Höhe von 1.000 Euro wird es für die Goldmine-VARs schon empfindlich teurer. Dafür kommen diese Partner in den Genuss von zwei fünftägigen Trainingsmaßnahmen. Sie erhalten ferner eine intensivere Presales- und Sales-Marketing-Unterstützung vom Hersteller als sonst. Ähnlich gestaltet sich das Ganze für die Heat-VARs, allerdings mit einem kleinen Unterschied: Die Kosten belaufen sich auf einmalige 6.000 und jährliche 2.175 Euro. Einen Vorteil hat jedoch der VAR-Status schon: Die Anzahl dieser Partner bleibt limitiert.

In Deutschland fungieren Maily Software sowie P&T als Distributoren, ein dritter wird noch gesucht. "Hier wünschen wir uns einen Broadliner", so Helmut Duelli, Zentral- und Osteuropa-Chef bei Frontrange. Die Zahl der VARs beträgt hierzulande 12, 20 sollen es laut Duelli noch dieses Jahr werden: "Die genügen uns dann auch." An zertifizierten Partnern nennt der Hersteller in Deutschland 50 sein Eigen. Hier wünscht sich Duelli 100 bis 150 weitere, und das ebenfalls noch 2001 - ein wahrhaft ehrgeiziges Ziel.

www.frontrange.de

ComputerPartner-Meinung

Mit Goldmine bedient Frontrange nur die kleineren Unternehmen und Freiberufler: angefangen bei den Sohos (Small Offices, Home Offices) über die Zweigniederlassungen mit bis zu 25 Arbeitsplätzen bis hin zum unteren Mittelstand mit maximal 250 Mitarbeitern. Seine interne HelpdeskLösung offeriert der CRM-Spezialist hingegen auch dem oberen Segment (mehr als 2.500 Clients). Das passt einfach nicht zusammen. Entweder erweitert der Hersteller seine CRM-Lösung Goldmine nach oben und begibt sich damit in Wettbewerb mit Größen wie Siebel und Peoplesoft, oder er "verschlankt" sein Helpdesk-Heat - das wäre noch weniger zu empfehlen. Eine Annäherung beider Produktbereiche an die gleiche Klientel erscheint hier noch als die am wenigsten schmerzhafte Alter-native. (rw)

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