Ein zeit- und kostensparender Software-Dolmetscher

17.02.2000
Eine einzige internationale Version einer Software reicht heutzutage nicht mehr. Etliche Anwendungen müssen in mehreren Sprachen vorliegen. Wie ein Werkzeug zur Lokalisierung von Programmen aussehen kann, zeigt sich am Beispiel "Passolo".

Kennen Sie einen staatlich geprüften Dolmetscher, der gleichzeitig Software-Entwickler ist? Nein? Kein Wunder, denn es ist ja auch nicht so einfach, jemanden zu finden, auf den dieses Berufsbild passt. Genau diesen Umstand macht sich die Pass Engineering GmbH zunutze. Das Unternehmen bietet mit "Passolo" eine Lokalisierungssoftware an, mit der sich beliebige Programme an die jeweilige Landessprache anpassen lassen. Da das Werkzeug die zu übersetzenden Passagen automatisch auflistet, ist lediglich ein allgemeines Software-Verständnis notwendig, Programmierkenntnisse sind aber nicht erforderlich. Innerhalb kürzester Zeit kann jeder beispielsweise aus einer englischen eine spanische Version schaffen - vorausgesetzt, er spricht diese beiden Sprachen und die Anwendung läuft unter Windows 95/98/NT oder CE. Bei den Systemvoraussetzungen begnügt sich Passolo mit einem 486er-Prozessor, 16 MB RAM und 4 MB freier Festplattenkapazität.

Einfacher geht’s nimmer

Die unscheinbare, aber ausreichend stabile Verpackung enthält lediglich zwei Disketten und ein detailliertes Handbuch mit 87 Seiten. Mehr ist aber auch nicht nötig. Erste Diskette ins Laufwerk, Doppelklick auf "setup.exe" und zweite Diskette einlegen - fertig. Beim ersten Aufruf will Passolo noch den Namen des Anwenders, den des Unternehmens sowie die Seriennummer wissen.

Im ComputerPartner-Test musste ein kleines Freeware-Programm herhalten, das aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt werden sollte. Generell gilt, dass sich die Arbeit mit der Lokalisierungssoftware nicht nur ebenso einfach wie die Installation gestaltet, sondern auch fehlerfrei. Das Menüfenster ist übersichtlich, und fast intuitiv lassen sich die ersten Schritte bewältigen. Das gut strukturierte Handbuch muss demnach nur zu Detailfragen herangezogen werden. Zu Beginn einer jeden "Übersetzung" erscheint ein Projektfenster, das nach der Quelldatei und der Zielsprache fragt.

Passolo sucht sich automatisch die zu übersetzenden Programmteile aus der Quelldatei heraus und stellt sie in einer übersichtlichen Tabelle dar. Diese Textliste der Applikationen (*.exe) und Laufzeitbibliotheken (*.dll) lässt sich individuell bearbeiten und mit Kommentaren versehen. Die Person, die dann die Übersetzung durchführt, kann dadurch zum Beispiel erfahren, welche Textabschnitte in ihrer ursprünglichen Fassung verbleiben sollen. Beim eigentlichen Übersetzungsvorgang muss der Dolmetscher die übersetzten Begriffe nur noch in die entsprechenden Felder der Tabelle eintragen. Auf diese Weise wird zum Beispiel aus dem englischen "Please wait" ein "Bitte warten".

Kleine Einschränkungen

Natürlich funktioniert das Ganze nicht, wenn der Source-Code der Quelldatei geschützt ist. Mal soeben die deutsche Version von Word ins Spanische zu übersetzen, ist nicht drin. Bei Linux kommt man mit Passolo ebenfalls nicht weit, da das Lokalisierungswerkzeug nichts mit dem Programmaufbau des Gratis-Betriebssystems anfangen kann.

Neben dem einfachen Handling bietet Passolo Software-Entwicklern und Dolmetschern zusätzliche und nicht zu unterschätzende Vorteile. So ist es mit dem Lokalisierungswerkzeug möglich, mehrere Sprachversionen auf einmal zu erzeugen. Darüber hinaus können die Übersetzungslisten exportiert und außerhalb des Projekts bearbeitet werden, ohne dass das gesamte Programm kopiert werden muss. Der Dolmetscher bearbeitet also nur die Datei, die auch tatsächlich zu übersetzen ist.

Durch eine weitere arbeitstechnische Variante lassen sich bei der Übersetzung von Software-Updates ebenfalls Zeit und Kosten sparen. Da Passolo die bereits übersetzten Programmteile übernimmt, müssen nur noch die geänderten oder neuen Texte übersetzt werden. Bereits durchgeführte Übersetzungen aus anderen Projekten steigern die Effizienz.

Für jeden Ort der Welt

Nicht unerwähnt dürfen weitere Eigenschaften bleiben. Passolo unterstützt nicht nur Sprachen wie Japanisch oder Chinesisch, die Multibyte-Zeichensätze verwenden, sondern auch Sprachen wie Arabisch oder Hebräisch, die von rechts nach links geschrieben werden. Außerdem können in einem Layout-Menü die Dialogfenster nach erfolgter Übersetzung den neuen Wortlängen angepasst werden. Ein "Speichern unter" braucht ja bekanntlich mehr Platz als ein "Save as". Einzelne Textabschnitte lassen sich innerhalb eines Menüs auch an eine andere Position stellen.

Der Bonner Hersteller Pass Engineering wickelt den Händlerservice größtenteils über seinen Kölner Distributor Heisoft ab. Dort sind Prospekte und Testversionen ebenso selbstverständlich wie Adressenmaterial. Händler können sich darüber hinaus der gebührenfreien Passolo-Info-Hotline 08 00/7 27 76 56 bedienen. (mm/tö)

<b<Kurzgefasst</b>

Die Lösung "Passolo" vereinfacht das Erzeugen von anderssprachigen Versionen eines Programms. Das Tool findet dabei automatisch die entsprechenden Programmzeilen aus der Quelldatei einer Software, die ein Dolmetscher dann nur noch in die Zielsprache übersetzen muss. Die Lokalisierung ist somit ohne Programmierkenntnisse und unabhängig von Software-Entwicklern möglich.

Anbieter:

Pass Engineering GmbH

Remigiusstr. 1

53111 Bonn

Tel.: 02 28/69 72 42

Fax: 02 28/69 71 04

www.passolo.de

Preis:

VK: 896 Mark

EK: 672 Mark

Preise inkl. MwSt.

Vertrieb/Distributoren:

Heisoft Publishing

Wertung:

Software: 1

Handbuch: 2

Lieferumfang: 2

Ease-of-Use: 1

Händlersupport: 3

CP-Tipp: 2

(Bewertung nach Schulnoten)

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