Zulieferer Huf ersetzt den Autoschlüssel

Eine App als Zugangslösung der Zukunft

Arnd Westerdorf ist freier Journalist in Düsseldorf.
Der Autozulieferer Huf hat einen virtuellen Autoschlüssel entwickelt, der durch seine Autorisierungsverfahren besonders sicher sein soll. Mit der App sind einzelne Vorgänge nur über verschiedene individuelle Befehle möglich. Die doppelt gemoppelten Sicherheitsebenen sollen sich auch für andere Branchen und Produktbereiche eignen.

Mit der Digitalisierung und virtuellen Vernetzung hat das Thema der Cybersicherheit auch das Auto erreicht – hier unter dem Anglizismus „Connected Cars“. Nachdem in den vergangenen Wochen und Monaten bei bestimmten internetangebundenen Fahrzeugtypen Sicherheitslücken aufgedeckt und Schreckensszenarien bis hin zum Steuern fremder Wagen durch Hacker bei laufender Fahrt demonstriert wurden, bleiben die Meinungen der Experten geteilt.

Während zum Beispiel der Sicherheitsspezialist Chris Valasek den Beweis manipulativer Eingriffe testweise angetreten und die Autohersteller zu einem höheren Schutzniveau ihrer Wagen aufgefordert hat, hält der Bosch-Manager Martin Emele solche Auto-Hacks angesichts des hohen Aufwands, komplexer Systeme und unterschiedlicher Herstellerkomponenten nur von absoluten Experten für durchführbar.

Innovation der Huf-Gruppe: Eine App ersetzt den Autoschlüssel.
Innovation der Huf-Gruppe: Eine App ersetzt den Autoschlüssel.
Foto: Huf Hülsbeck & Fürst GmbH & Co. KG

"Noch besserer Sicherheitsanspruch"

Inmitten dieser Diskussion lässt die deutsche Huf-Gruppe aufhorchen: Die Velberter Unternehmensgruppe bietet über ihre im Jahr 2014 gegründete Telematik-Tochter Huf Secure Mobile GmbH ein sicheres digitales Schließ- und Startsystem für Autos an. Der Hersteller spricht vor dem Hintergrund seiner langjährigen Erfahrung und Kompetenz sowie der Marktentwicklung von einem „höchst innovativen elektronischen Fahrzeugzugangssystem“: „Der Autoschlüssel der Zukunft ist eine App und diese wird die Sicherheitseigenschaften eines normalen mechatronischen Funkschlüssels oder ID-Gebers bei weitem übertreffen“, heißt es bei dem Entwickler und Hersteller aus dem Bergischen Land.

„Wir haben uns intensiv mit den Sicherheitsaspekten moderner Zugangsberechtigungen auseinandergesetzt und danach gesucht, einen möglichen Missbrauch oder eine Fehlnutzung von Daten von vorneherein auszuschließen“, erläutert Huf-Geschäftsführer Ulrich Hülsbeck. „Unser Ziel war es, dem Markt einen virtuellen Autoschlüssel mit einem noch besseren Sicherheitsanspruch zu präsentieren.“

Das System des deutschen Herstellers soll nicht nur beim digitalen Zugang zum Fahrzeug größtmöglichen Daten-, Manipulations- und Diebstahlschutz bieten, sondern auch deutlich sicherer als der klassische Autoschlüssel sein. Geht ein Schlüssel verloren, können sich unehrliche Finder des Wagens bemächtigen. „Das ist bei unserem System ausgeschlossen, denn hier müssen sich die Autobenutzer zunächst über das Smartphone und dann über separate Verfahren autorisieren“, betont Huf-Entwicklungsleiter Ulrich Müller.

Huf App: Bei Authentifizierung werden auch Muster abgefragt.
Huf App: Bei Authentifizierung werden auch Muster abgefragt.
Foto: Huf Hülsbeck & Fürst GmbH & Co. KG

Auf Basis eines kompatiblen Smartphones oder Tablets werden ein einmaliger, zeitgebundener PIN-Code (Persönliche Identifikationsnummer) und individuelle Muster abgefragt. Sind die Befehlscodes für jede Benutzung richtig eingegeben, lassen sich verschiedene Vorgänge im Auto unabhängig voneinander durchführen. So ermöglicht das System das Öffnen und Schließen der Türen und der Heckklappe sowie das individuelle Einstellen von Sitzen und Spiegeln. Es kann aber auch die Geschwindigkeit und Fahrtdauer regeln.

„Bei Huf steht der Nutzer mit seiner Identität im Mittelpunkt, nicht das Smartphone. Durch die Kombination der beiden Sicherheitsebenen erreichen wir einen bisher nicht im Markt angebotenen Sicherheitsstandard“, betont Ulrich Hülsbeck.

Huf App: System ist auf andere Anwendungsabereiche übertragbar.
Huf App: System ist auf andere Anwendungsabereiche übertragbar.
Foto: Huf Hülsbeck & Fürst GmbH & Co. KG

Einsatz auch in anderen Bereichen möglich

Das neue System soll zunächst bei Anbietern von Miet- und Carsharing-Wagen zum Einsatz kommen. Darüber hinaus eröffnet der digitale Schlüssel auch in anderen privaten und kommerziellen Bereichen neue Möglichkeiten. Laut Hersteller können sich auch Berechtigungen für bewegliche Objekte und Immobilien individuell und sicher steuern lassen. „Grundsätzlich ist es denkbar, Authentifizierungssysteme auch im Bürobereich beziehungsweise am Arbeitsplatz zu nutzen“ heißt es bei der Huf-Pressestelle auf Anfrage von ChannelPartner. „Bisher gibt es nur Kundenanfragen zur Kombination von Authentifizierungen im mobilen und immobilen Bereich wie zum Beispiel einem Paketservice mit Zugangsberechtigungen.“

Das Unternehmen kann sich aber ausdrücklich auch ein Nutzer-Autorisierung mit seinen Produkten im – von ChannelPartner – nachgefragten Bereich des Outputmanagments vorstellen, bei dem vor allem bei Arbeitsplatz- oder Abteilungsgeräten Datensicherheit, Kostenbudgetierung und nachhaltiges Wirtschaften über Authentifizierungsprozesse gefordert sind. "Es stellt sich aber die Frage, ob dies nicht mit einfacheren und womöglich preiswerteren Anwendungen genauso gut gelöst werden kann“, heißt es abschließend in der Erklärung der Huf-Gruppe. Wenn dazu die Sicherheitsfunktionen und Sicherheitsebenen der vorgestellten App nach den ersten Praxiserfahrungen fassbarer für ITK-Experten werden, könnte die App eine Möglichkeit oder Alternative in passenden Anwendungsbereichen sein.

Übrigens firmiert die Unternehmensgruppe auch auch unter dem Namen Huf Hülsbeck & Fürst GmbH & Co. KG. Sie entwickelt und produziert schon seit dem Jahr 1920 Komponenten wie Autoschlüssel, Schlösser und Türgriffe. Huf beschäftigt weltweit rund 7.200 Mitarbeiter an Standorten in 14 Ländern. Über 500 Entwickler und Konstrukteure sind in Deutschland, USA, Korea, Rumänien, Indien und China für die Firmengruppe tätig.

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