Eine Festplatte für den sicheren Datentransport

04.10.2001
14 GB Festspeicher erfordern rund 10.000 Floppy-Disks. Mit ihnen kann man einen halben Tennisplatz pflastern oder einen Turm von rund 32 Metern Höhe stapeln. Etwas weniger Platzbedarf bei gleichem Speicherumfang bietet eine externe Festplatte von Archos. ComputerPartner hat die 6-GB-Ausführung getestet.

Die Aufmachung der etwa schuhkartongroßen Verpackung des mobilen Festplattenlaufwerks "Mini HD" von Archos ist werbetechnisch gelungen: Auf einer ausgestreckten Hand liegt der silbergraue Wechselspeicher, darüber prangt in fetten Lettern die Botschaft: "10.000 floppy-disks in the palm of your hand" (10.000 Disketten in Ihrer Handfläche). Zwar wird in einer Fußnote kleinlaut vermerkt, dass sich die Zahl auf die 14-GB-Variante bezieht, doch Werbung klotzt nun mal, und 6 GB sind ja auch nicht schlecht.

Wer die Mini HD in Händen hält, gewinnt den Eindruck eines unkomplizierten, kompakten und robusten Geräts, an dem nichts klappert. Bei 180 Gramm Gewicht misst es 120 x 75 x 13 Millimeter und ist damit kleiner als eine Tafel Schokolade. Im Lieferumfang enthalten sind zwei CD-ROMs, eine Diskette, ein Handbuch namens "Retrospect Express Backup" mit CD-ROM, eine Betriebsanleitung, ein PS/2-Stromversorgungs- und ein Schnittstellenkabel. Letzteres gibt es für USB-, PCMCIA- und Firewire-Anschlüsse. Getestet wurde die USB-Ausführung. Nach Angaben des Herstellers transferiert sie Daten zwischen Rechner und der Mini HD mit einer Rate von 1 MB/s.

Der Bedienungsanleitung folgend, nahmen wir die Installation der Treiber von der Diskette vor. Das verlief problemlos. Wer allerdings glaubt, das neue Laufwerk sei damit auch im System bekannt und etwa im Windows-Explorer sichtbar, outet sich als PC-Laie. Und für solche hat die Bedienungsanleitung nicht viel übrig: Es findet sich kein Wort dazu, wie die Mini-HD verfügbar gemacht werden kann.

Natürlich - erfahrene User wissen Bescheid: Man klickt nacheinander auf Start, Einstellungen, Systemsteuerung, System, Gerätemanager und Laufwerke. Dort markiert man "Toshiba MK6015MAP" (Typenbezeichnung der eingebauten Harddisk) und ruft anschließend die Eigenschaften auf. Nun gelangt der Anwender in ein Fenster mit drei Registerkarten. Er wählt "Einstellungen" und setzt dort einen Haken hinter das Kästchen "Austauschbarer Datenträger". Zudem muss er einen Laufwerksbuchstaben für die Mini HD festlegen. Nach anschließendem Beenden und Neustart sieht man endlich die Harddisk brav eingereiht als normal verfügbaren Datenträger unter dem Arbeitsplatz-Icon.

Damit zeigt sich wieder einmal, dass einige Hersteller am falschen Ende sparen. Der eilige Business-Anwender hat keine Zeit, lange im Rechner auf "Klick-Tour" zu gehen, um den Wechselspeicher im Sys-tem zu verankern, und der Anfänger wird sowieso die Hotline anrufen müssen. Das Problem ist wahrscheinlich, dass für Techniker die Sache klar ist und die Autoren der Handbücher die Produkte selber nicht richtig ausprobieren.

Wie ein normales Laufwerk

Nach erfolgreicher Etablierung des Geräts als weiteres Laufwerk muss es der Anwender formatieren. Ein Klick auf das entsprechende Icon im Explorer ruft Windows (im Test Windows 98 SE) auf den Plan, das den neu erkannten Datenträger formatieren möchte. Das dauert zirka zwei Minuten. Nun lässt sich die Mini HD wie ein normales Laufwerk ansprechen. Ist das Gerät gerade als Datenquelle oder -ziel in Beschlag genommen, flackert eine rote LED auf. Währenddessen sollte der User die externe Festplatte nicht abklemmen, ansonsten ist das jederzeit möglich.

Wer die mobile Harddisk auf Rechnern mit einander unverträglichen Betriebssystemen betreiben möchte (beispielsweise eine frühe Windows-Version, die noch mit Fat16-Dateisystem arbeitet, und Windows 98), muss die Mini HD partitionieren. Hier warnt die Anleitung den unerfahrenen Benutzer vor dem DOS-Partitionierungs-Programm "F-Disk". Die Erklärungen in der Kurzanleitung sind unzulänglich, und wer sich mit DOS nur wenig auskennt, sollte auf das Partitionieren lieber verzichten.

Im Normalfall bezieht das Archos-Modell seinen Strom über die USB-Schnittstelle. Sollte die Stromstärke für einen Normalbetrieb nicht ausreichen, kann man ein beiliegendes Kabel verwenden. Es verbindet die mobile Festplatte über eine Buchse mit einem PS/2-Port des PCs. Möglich ist auch die Nutzung eines Fünf-Volt-Netzteils, das man aber hinzukaufen muss. In beiden Fällen ist ein Jumper, der sich rechts vom Port befindet, zu entfernen. (Im Test war das allerdings nicht nötig).

Auch für die anderen Bestandteile des Lieferumfangs gebührt dem Hersteller kein Lob. Eine der drei beiliegenden CDs steckt in einem Handbuch. Es handelt sich um die Software "Retrospect Express Backup". Man fängt an zu schmökern und muss feststellen, dass sich die deutsche Beschreibung nur auf die Macintosh-Variante bezieht. Nur im englischen Teil erfährt der User dann etwas über die Verwendung der Software unter Windows.

Zu den beiden anderen beiliegenden CD-ROMs gibt es überhaupt keine Informationen. Man legt sie versuchsweise ins Laufwerk und schaut, was passiert. Die eine enthält, wie die Diskette, die Treiber, darüber hinaus zwei Read-Me-Dateien. Und in einer davon wird denn auch beschrieben, was man im System tun muss, um die Mini HD zu nutzen - allerdings nur in Englisch. Was hier wiederum ärgert, ist das Fehlen eines entsprechenden Hinweises in der Kurzanleitung.

Auf die dritte CD hat der Herstel-ler die Software "Auto-Save" gebrannt. Versucht man sie zu installieren, verlangt der Setup-Wizzard die Eingabe einer Seriennummer, die zunächst nirgendwo auffindbar ist. Man muss dann nur auf die Idee kommen, dass Archos die Seriennummer auf die CD selbst gedruckt hat, was eher ungewöhnlich ist. Dies hat natürlich den unschätzbaren Vorteil, dass man den Product-Key nicht verlegen kann.

Auf einem beiliegenden Zettel liest man in gebrochenem Deutsch: "Fragen? ... Bevor, zurück zum Laden zu gehen, Rufen Sie bitte ... 00800 00 123400 (Frankreich, Deutschland, UK, Italien, Spanien) für Hilfe und Information..." Das schlechte Deutsch mag einem ja noch ein Schmunzeln abringen, die insgesamt oft unzulängliche Produktbeschreibung lässt jedoch zu wünschen übrig. (de)

<b>Kurzgefasst</b>

Die Mini HD ist ein kompakter, robuster Wechseldatenträger mit unterschiedlicher Speichergröße von 6, 10 oder 14 GB. An den PC oder Mac wird das Gerät wahlweise über Firewire-, USB- oder PCMCIA-Port angeschlossen. Nach Installation der Treiber und den notwendigen Systemeinstellungen lässt sich die externe Festplatte als normales Speicherlaufwerk nutzen. Die Dokumentation des Produkts ist sehr dürftig, wichtige Erklärungen zum Gebrauch der Backup-Software unter Windows sind nur in Englisch verfügbar. Daher gibt es nur die nur Note Befriedigend.

Anbieter:

Archos SA

12 Rue Ampère

91430 Igny

Frankreich

Tel.: +33 (0) 1 69/33 16 90

Fax: +33 (0) 1 69/33 16 99

www.archos.com

Preis:

499 Mark

Wertung:

Gerät: 2

Lieferumfang: 3

Handbuch: 5

Ease-of-Use: 3

Händler-Support: 4

CP-TIPP: 3

Bewertung nach Schulnoten

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