Eine gute Stimme ist manchmal wichtiger als ein gutes Argument

10.04.2003
"Der Ton macht die Musik", sagt das Sprichwort und meint damit, dass es oftmals nicht so wichtig ist, "was" man sagt, sondern "wie" man es sagt. Dieses "wie" kann auch heißen, "mit welcher Stimme man etwas sagt". Denn eine gute Stimme ist in Alltagssituationen wie im Geschäftsleben nur allzu oft von ausschlaggebender Bedeutung.

"In vielen Meetings habe ich beobachtet, dass nicht das bessere Argument entscheidet, sondern die bessere Stimme. Abgesehen von der Hierarchie natürlich. Dann kann es sogar sein, dass sich das schlechteste Argument und die schlechteste Stimme durchsetzen." Das sagt Gerhard Pleil, Unternehmensberater aus Buchenberg im Allgäu. Er stützt seine Erfahrung auf über 30 Jahre Berufserfahrung in der IT-Branche als Manager in der Industrie und als Consultant mit Schwerpunkt Partnerprogramme und Dienstleis- tungen.

Stimme, Verstand und Emotionen

Die Bedeutung der Stimme in der menschlichen Kommunikation wird Pleils Beobachtung nach in der Wirtschaft vollkommen unterschätzt. Dabei kann die Stimme so viel bewirken. Trivialitäten bekommen plötzlich Gewicht und Bedeutung, weil sie mit einer wohlklingenden Stimme vorgetragen werden. Dagegen dringen wichtige Erkenntnisse und substanzielle Argumente nicht zum Zuhörer durch, weil sie mit einer piepsigen Stimme verbunden sind. "Wenn es um wirklich wichtige Dinge geht, ist die Stimme unverzichtbar, weil dann immer Menschen miteinander reden. Und dann ist die Stimme mitentscheidend. Denn die Stimme spricht nicht nur den Verstand, sondern auch die Emotionen an", sagt Pleil.

In der Industrie und im gesamten Wirtschaftsleben hat man zwar die Bedeutung des gesprochenen Wortes erkannt, aber nicht die des Klanges. Zigtausende von Verkäufern und anderen Firmenrepräsentanten werden alljährlich durch Rhetorikseminare geschleust und hier auf die "Einwandbehandlung" geschult. Dabei geht es immer um die Frage: "Was sage ich wie?", wobei "wie" heißt: "mit welchen Worten?" Es geht aber nie um die Frage "Was sage ich mit welcher Stimme?"

Dabei kann die Stimme zum Beispiel auch im Verkaufsgespräch, in einer Verhandlung, viel bewirken, Positives wie Negatives: Sie kann Aufmerksamkeit erregen und Glaubwürdigkeit erzeugen, sie hat einen wesentlichen Einfluss darauf, ob uns ein Mensch sympathisch ist oder nicht, sie kann aber auch Unsicherheit und Beklemmung widerspiegeln und Ablehnung hervorrufen.

Stimmbildung und Atemtechnik

Nun gibt es Menschen, die haben von Natur aus eine volle, sympathische, schöne Stimme. Aber dieses Geschenk ist den wenigsten gegeben. Die meisten von uns verfügen nur über eine "normale" Stimme. Wenn wir ausgeglichen und entspannt sind, dann klingt diese Stimme in der Regel auch ganz passabel. Aber wenn wir unter Anspannung und Stress stehen, wenn wir nervös sind oder einen Vortrag von längerer Dauer halten müssen, dann macht uns unsere Stimme Probleme: Sie hat kein Volumen, sie klingt nicht gut, sie wird brüchig und heiser.

Doch man kann etwas tun. "Aus jeder Stimme kann man mehr machen. Das Mindeste, was man erreichen kann, ist, dass die Stimme nicht mehr als unangenehm empfunden wird", sagt Pleil. Die Stimme lässt sich schulen und trainieren wie viele andere Organe auch. Das entsprechende Fachwort heißt "Stimmbildung". "Mit den Mitteln der Stimmbildung kann man zum Beispiel aus einer dünnen Stimme eine angenehme und kräftige Stimme machen", sagt Pleil. Es geht in der Stimmbildung nicht darum, aus einer hohen Stimme eine tiefe Stimme zu machen. Damit würde man scheitern. Denn jeder Mensch hat eine natürliche Stimme. Diese Stimme gilt es zu entdecken - man spricht hier auch vom "Stimmsitz" - und ihr Volumen zu vergrößern.

Wie geschieht das? Ein volleres Volumen erhält die Stimme hauptsächlich durch die Nutzung der Resonanzräume. Die Resonanzräume befinden sich vor allem im Bauchraum. Um diese zu aktivieren, ist die Atmung von entscheidender Bedeutung. Wer also seine Stimme verbessern will, muss lernen, "richtig" zu atmen.

Die "Atemtechnik als Grundlage der Stimmbildung" ist daher ein wesentliches Element eines eintägigen Seminars, das Pleil, selbst seit Jahren passionierter Sänger, zusammen mit dem ausgebildeten Opersänger und Stimmbildner Fritz Gschwendtner in Firmen und Organisationen durchführt. In kleinen Gruppe von fünf bis zwölf Teilnehmern geht es um Theorie und Praxis, unter anderem um folgender Punkte:

- Der Stimmsitz und seine Bedeutung

- Zusammenhang von Körperhaltung (-sprache) und Stimme

- Wie man Stimme als Instrument nutzen kann

- Was man gegen eine zu schnelle Ermüdung der Stimme tun kann

- Wie man den Klang der Stimme verbessern und vergrößern kann

- Was man gegen Lampenfieber und Nervosität tun kann

"Wenn die Teilnehmer das Seminar verlassen, müssen sie gelernt haben, wie sie in alltäglichen Situationen ihre Stimme kontrollieren und schwierige Situationen stimmlich meistern", sagt Pleil. Natürlich müssen die Teilnehmer im Anschluss an die Veranstaltung üben, wenn sie ein Meister werden wollen.

Die Teilnahmegebühr für dieses Stimmbildungsseminar liegt bei 350 Euro pro Person. Pleil und Gschwendtner führen die Seminare in den Räumen der jeweiligen Firmen durch, bei Bedarf auch samstags. (weitere Informationen per E-Mail unter pmi.consult@t-online.de.)

ComputerPartner-Meinung

350 Euro sind eine sinnvolle Investition vor allem für Mitarbeiter in den Unternehmen, deren stimmliche Überzeugungskraft wesentlich für ihren Erfolg ist, also sämtliches Verkaufspersonal und Führungskräfte. Sinnvoll auch, dass das Seminar innerhalb der Firmengebäude stattfinden kann, so dass Reisekosten und Hotelbuchungen für die Teilnehmer entfallen. Damit nicht komplette Teams im Tagesgeschäft ausfallen, bieten Pleil und Gschwendtner die Buchung des Seminar auch am Wochenende an. Ein rundes Konzept. (sic)

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