Eine Hand voll PC

28.02.2002
Auf der Cebit stellt die taiwanische Chipschmiede VIA ein Motherboard im Mini-ITX-Format vor. Das nur 17 x 17 Zentimeter große, lüfterlose Board soll in Settop-Boxen und in fast geräuschlosen Arbeitsplatzrechnern eingesetzt werden.

Mit dem neuen Motherboard der Eden-Serie folgt VIA den Richtlinien des Mini-ITX-Standards. Er erlaubt Herstellern und OEMs, sehr kompakte und ultrakleine Rechner zu bauen. Obwohl das Board nur 17 x 17 Zentimeter groß ist, befinden sich doch alle Komponenten on Board. Der Prozessor ist fest eingelötet. Dabei kann der Kunde zwischen den drei Eden-Prozessoren von VIA wählen: ESP 4000, 5000 oder 6000. Die CPUs sind mit 128 KB Level-1-Cache und 64 KB Level-2-Cache ausgerüstet und vollkommen x86-kompatibel. Alle drei Prozessoren sind besonders stromsparend, ein aktiver Kühler ist nicht notwendig. Als Chipsatz hat VIA sich für den Apollo PLE 133 entschieden. Die CPU kann auf zwei 168-polige DIMM-Sockel zugreifen; hier lassen sich PC100/133 SDRAMs einsetzen.

Der Grafikchip befindet sich ebenfalls mit einer integrierten AGP-2X-Schnittstelle on Board. Er bietet eine 2D/3D-Beschleunigung und als Besonderheit einen TV-Ausgang. Dieser Ausgang ermöglicht es, das Board ohne Zusatzhardware direkt in Settop-Boxen einzusetzen. Zum Abspielen von DVDs besitzt der Chip eine integrierte Motion-Compensation-Funktion, die den Prozessor entlastet und für ruckelfreie Video-Wiedergabe sorgt. Neben dem normalen TV-Out bietet der Chip außerdem einen Composite-Ausgang für bessere Bildqualität. Für den weltweiten Vertrieb unterstützt der Chip die Fernsehstandards PAL und NTSC.

Weiterhin befinden sich zwei ATA-Schnittstellen zum Anschluss von Festplatten oder CD/DVD-ROM-Laufwerken auf dem Board. Neben diesen Geräten werden auch so genannte DOMs (Disk on Module) unterstützt. Dabei handelt es sich um "Festplatten" mit Flash Memory. Diese Funktion ist besonders wichtig, wenn der Rechner für Steuerungsaufgaben eingesetzt werden soll. Zusätzlich befindet sich auf dem Board noch ein separater Flash-Speicher mit 16 bis 32 MB Größe. Hier kann der Anwender eigene Routinen unterbringen und womöglich ganz auf eine Festplatte verzichten. Der eingesetzte Audio-Chip ist Soundblaster-Pro-kompatibel und entspricht damit der heute üblichen Standardbestückung.

Allerdings hat VIA auf eine Schnittstelle zur Ansteuerung von Diskettenlaufwerken verzichtet und folgt damit der Vorgabe von Intel. Der Chip-Gigant will über kurz oder lang Diskettenlaufwerke aus den Rechnern verbannen.

Einen einzigen PCI-Slot konnte VIA gerade noch auf dem Board unterbringen. Der befindet sich ganz links oben an der Seite und lässt sich mittels einer Riserkarte erweitern. Die I/O-Bausteine und das Bios sind für den Betrieb von maximal zwei PCI-Karten ausgelegt.

Für den Einsatz als Office-PC ist der Eden mit einer 10/100-Ethernet-Schnittstelle bestückt. Vier USB-Ports, davon zwei an der Rückseite, sorgen für universellen Zugriff auf Peripheriegeräte.

Einsatzmöglichkeiten

Obwohl das Motherboard nur minimale Abmessungen aufweist, lässt es sich doch in einem normalen PC-Gehäuse einsetzen. Die Bohrungen zur Befestigung stimmen mit seinen größeren Brüdern überein. Allerdings sind jetzt nur vier Schrauben notwendig, um das Board im Gehäuse zu halten.

Dank des Low-Power-Prozessors braucht der Eden auch kein großes Netzteil. Mit einer 50-Watt-Version gibt er sich vollkommen zufrieden. Damit steht für Hersteller ein Board zur Verfügung, mit dem sich schnell und einfach komplette, preisgünstige Rechner aufbauen lassen. Dem geringen Energiehunger entsprechend sind aktive Kühler (Lüfter) nicht erforderlich. So könnte man beispielsweise einen absolut geräuschlosen Arbeits-PC bauen, vorausgesetzt, es lässt sich ein 50-Watt-Netzteil auftreiben, das ohne Lüfter auskommt.

Für Spiele ist das Board aufgrund der geringen Prozessor- und Grafikleistung aber nicht geeignet. VIA will allerdings in der nächsten Generation einen etwas leistungsstärkeren Prozessor einsetzen. Doch von einem richtigen Spiele-PC ist das Board noch meilenweit entfernt.

www.via.com

ComputerPartner-Meinung:

Mit der Eden-Serie hat VIA ein hochkomplexes, aber gleichzeitig sehr kleines Board entwickelt, das seinen Einzug in den Markt halten wird. Durch seine vielen Schnittstellen können Boards der Eden-Serie überall dort eingesetzt werden, wo es nicht auf höchste Rechenleistung ankommt. Ob in Embedded-Systemen für Steuerungsaufgaben, in Settop-Boxen oder in Silent-Office-PCs: Die Eden-Serie wird mit Sicherheit noch viele Nachahmer finden. (jh)

Zur Startseite