Eine Hand wäscht die andere

20.11.2003
Unternehmersolidarität früher und heute

Die ersten Gratifikationen sind zum 15. November ausgezahlt worden, doch die Stimmung bleibt weiterhin trüb. Selbst die "Abermillionen" Ich-AGs, die unser Bundesschröder aus dem Hut abhängiger Beschäftigung entließ, scheinen ihre Büroausstattung im Internet oder im Supermarkt um die Ecke zu kaufen. Nix daraus gelernt, aber Unternehmer sein wollen. Ja bravo - wo bleibt denn da die Unternehmersolidarität? Früher kaufte der Computerhändler seine Zeitschrift am Kiosk, der Schreiner brauchte für sein neues Bad keine Ausschreibung im Internet, sondern ging zum örtlichen Installateur. Die lokale Infrastruktur klappte. Zwar war alles etwas teurer als im Baumarkt, aber dafür war der Lieferant ein paar Wochen später der Kunde. Das hat sich geändert: Unser Fliesenleger hat jetzt einen Medion-PC, der Dachdecker kauft seine Tinte im Web, und im Gegenzug habe ich im Namen des europäischen Hauses meine Kontakte zum polnischen Handwerk erweitert. Bund, Länder und Gemeinden kaufen bei den Konzernen und beklagen sich über den Rückgang der Steuereinnahmen. Vor lauter Geizgeilheit sind die traditionellen Prinzipien des Handels verkommen. Ein gutes Geschäft ist eines, an dem beide verdienen. Diese einfache Logik scheint die multimediale Minusbraingesellschaft total verdrängt zu haben. Früher waren Manager zuerst Kaufleute, heute ist es, wenn überhaupt, umgekehrt. Früher hat der Handel Bedürfnisse befriedigt, heute bestimmen Budgetplanungen, was der Kunde wann zu konsumieren hat. Selbst die so genannten Wirtschaftsweisen bemerkten unlängst, dass Wachstum keine Arbeitsplätze schafft. Aber nur dann, wenn ein Wachstum im Binnenmarkt herrscht, hat dies positive Auswirkungen auf den Stellenmarkt, die Steuereinnahmen in Städten und Gemeinden, auf das Investitionsverhalten des Mittelstands und zu guter Letzt unsere Kassen. Doch wenn Aldi seinen ersten Dezember-Prospekt veröffentlicht, Lidl sein IT-Programm publiziert und alle anderen designierten Schrotthändler die Notebooks, Displays und Digitalkameras für viel zu teures Geld unseren Kunden angedreht haben, erst dann werden sie merken, dass es den Laden um die Ecke nicht mehr gibt. Mein Fazit: Es fehlt ein Gesetz zum Schutz der kleinen und mittelständischen Unternehmen. Oder sind wir weniger wert als Raucher?

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist Fachhändler in Rheinland-Pfalz.

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