Mac Pro

Apples Liebeserklärung an langjährige Fans

Michael Simon ist Executive Editor der Macworld USA.
Der Mac Pro ist zurück, und wie! Michael Simon fühlt sich von Apple geschmeichelt, findet aber dann doch noch eine Lücke im Angebot.

Die Witze über die Rückkehr des Käsereiben-Macs erwiesen sich als wahr. Inmitten der Keynote der WWDC 19 präsentierte Apple den neuen modularen Mac Pro, den Apple erstmals vor etwas mehr als zwei Jahren in Aussicht gestellt hatte. Er ähnelt äußerlich  dem  Power Mac G5, aus dem 2006 der Intel-basierte Mac Pro wurde und der im Frühjahr 2013 eingestellt wurde.

Offen gesagt hätte Apple uns allen viel Stress ersparen können, wenn es dieses Design schon im Jahr 2006 veröffentlicht hätte. Denn es wirkt wie eine natürliche Weiterentwicklung des Power Mac G5, und ich kann nicht umhin zu glauben, dass es eine der tausend Möglichkeiten aus dem Designprozess des ursprünglichen Mac Pro ist. Nennen wir es also einen Neustart.

Natürlich lässt das Innere des neuen Mac Pro den Power Mac G5 wie ein Spielzeug aussehen, mit "Xeon-Prozessoren der Workstation-Klasse mit bis zu 28 Kernen, einem leistungsstarken Speichersystem mit einer riesigen Kapazität von 1,5 TB, acht PCIe-Erweiterungssteckplätzen und einer Grafikarchitektur mit der leistungsfähigsten Grafikkarte der Welt". Im Gegensatz zu den Power Macs des alten oder gar zylindrischen Mac Pro, den das neue Modell ersetzt, richtet sich der neue Mac Pro eindeutig an die anspruchsvollsten Apple-Anwender, für die selbst ein iMac Pro mit 15.000 Dollar in Vollausstattung nicht leistungsfähig genug ist.

Es ist nicht einfach, kitschig zu sein.

Der Power Mac G5 war eines der polarisierenden Designs von Apple, zumal er dem beliebten Power Mac G4 Mirrored Drive Doors  folgte ( der aber recht laut war, Anm. d. Red.) Nicht nur aufgrund der hunderten von kleinen Löchern auf der Vorderseite bekam er den Spitznamen "Käsereibe" ab und war zudem größer und schwerer als der Power Mac G4. Und die enorme Heizleistung des Prozessors begrenzte die Erweiterung auf nur einen optischen Schacht, zwei Laufwerksschächte, einen 133 MHz 64-Bit PCI-X-Steckplatz und zwei 100 MHz 64-Bit PCI-X-Steckplätze.

Jede Menge Löcher

Aber das Design des Power Mac G5 lief bei Apple mit am längsten. Der Apple-Tower war etwa zehn Jahre zugegen und das einzige Gehäuse ist, das den Übergang von Intel überlebt hat und zur Ikone für sein utilitaristisches und minimalistisches Industriedesign wurde. Schließlich wurde er sogar geliebt, da Apple seine Ports, Prozessoren und PCI-Erweiterungen mit jeder Revision weiter aufrüstete. Selbst nach seiner Pensionierung fand er als Möbelstück ein neues Leben.

Und jetzt ist er wieder geboren. Der neue Mac Pro unterscheidet sich zwar deutlich vom Originalmodell, behält aber vieles von dem, was ihn zu einem so zeitlosen Design gemacht hat. Er hat zwei Griffe an der Oberseite zum Tragen. Die Aluminiumabdeckung schiebt sich nach oben, um die Komponenten und Konfigurationsschlitze freizulegen. Und natürlich gibt es eine ganze Menge Löcher auf der Vorderseite. Sie sind viel größer als vorher und anscheinend für Kühlzwecke konzipiert, aber ehrlich gesagt ähnelt der neue Mac Pro noch eher einer Käsereibe als das Original.

Apple hat nicht einmal die Abmessungen stark verändert. Der neue Mac Pro mag auf bezaubernden Renderings und Fotos kleiner wirken, er hat aber ungefähr die gleiche Größe wie die alte G5-Maschine und ist tatsächlich etwas schwerer:

Power Mac G5

Mac Pro 2019

Das mag zwar klingen, als hätten sich die Designer zwei Jahre lang auf die faule Haut gelegt, aber so sehe ich es nicht. Es gibt eine Vielzahl von Richtungen, die Apple mit dem neuen Mac Pro hätte einschlagen können, um ihn modularer zu gestalten als den aktuellen Alptraum in Sachen Erweiterbarkeit, aber Cupertino entschied sich für die Rückkehr zu einem sofort erkennbaren Design. Apple hat den neuen Mac Pro nicht überarbeitet oder versucht, das Rad neu zu erfinden, wie es mit dem Mülltonnen-Design der Fall war. Es gab seinen Nutzern einfach, was sie wollten.

Man kann seinen neuen Mac Pro mit Rädern bestellen, wenn man will.
Man kann seinen neuen Mac Pro mit Rädern bestellen, wenn man will.
Foto:

Das sind die gleichen Benutzer, von denen wir alle fürchteten, dass Apple sie schon längst vergessen habe. Auf dem Papier ist der neue Mac Pro die Traummaschine eines Mac-Veteranen, vollgepackt mit all den Erweiterungen und zukunftssicheren Funktionen, die dem aktuellen Modell fehlen. Wenn Apple behauptet, dass der neue Mac Pro "die Grenzen des Machbaren ausreizt", wird das niemand in Frage stellen. Ja, der Mac Pro 2019 ist unverschämt teuer, aber niemand, der eine Bestellung aufgibt, wird das Gefühl haben, dass er etwas weniger bekommt, als den bestmögliche Computer, den man für Geld kaufen kann.

Aber es ist das Design, das am Wichtigsten ist. Der neue Mac Pro ist gleichzeitig eine Hommage an Steve Jobs und den "alten" Apple und ein Gelübde an die hartgesottenen Fans. Er zeigt, dass Apple nicht vergessen hat, was es war, bevor das iPhone Apple zu einem der reichsten Unternehmen der Welt machte. Mit seinem Retro-Twist erinnert der Mac Pro an früher und gibt das bestmögliche Argument für die Profis, die einst auf Apples Größe schworen. Er hat sogar Räder – Apple denkt wirklich an alles.

Wenn jetzt Apple noch eine Cube-Version für den Rest von uns machen würde …

Zur Startseite