Einhalbes Jahr im Rampenlicht der Aktionäre

21.01.1999

WIESBADEN: Die Wiesbadener Plenum AG wagte im August 1998 als eines der kleinsten Unternehmen den Gang an den Neuen Markt. Ein Schritt, den Vorstandssprecher Hartmut Skubch nicht bereut hat. Welche zum Teil sehr persönlichen Erfahrungen er als Börsen-Newcomer machte, darüber berichtet der 47jährige im Interview mit ComputerPartner-Mitarbeiterin Andrea Goder.

Herr Skubch, welches Fazit ziehen Sie aus dem Börsengang?

SKUBCH: Gut, daß wir vorher nicht wußten, was alles auf uns zukommt! Aber wir würden den Schritt an die Börse wieder machen, weil Plenum mit dem Börsengang eine neue Phase in der Unternehmensentwicklung erreicht hat und uns ganz neue Handlungsspielräume offenstehen.

Wo lagen die größten Handicaps?

SKUBCH: Einen Börsengang kann man nicht proben. Man hat nur eine Chance, und alles muß perfekt klappen. Plenum konnte von der Projektmanagement-Erfahrung aus dem Beratungsgeschäft profitieren. Ohne diese Hilfe und ohne die richtigen Partner wäre es sehr schwierig geworden.

Wo kam es im Unternehmen zu größeren Veränderungen?

SKUBCH: Neu ist für uns vor allem die Öffentlichkeit und damit verbunden der Druck, ständig - positive - Nachrichten zu produzieren.

Es reicht nicht, nur die Planzahlen einzuhalten, man muß sie auch noch übertreffen. An Tagen, an denen der Kurs fällt, rufen Privatanleger bei uns an, und man muß Rede und Antwort stehen.

In welchen Punkten haben Sie kräftig dazugelernt?

SKUBCH: Pressekonferenzen, so viel läßt sich im Rückblick sagen, veranstaltet man lieber nicht in Wiesbaden. Gelernt habe ich aber auch, daß ein Börsengang nicht im Alleingang erfolgen kann. Bei der Kommunikation mit völlig neuen Zielgruppen, der sogenannten "Financial Community", ist der Börsenkandidat auf personelle Unterstützung mit einschlägigen Referenzen angewiesen.

Worüber mußten Sie am meisten staunen?

SKUBCH: Über das Verhalten von Finanzanalysten auf der Roadshow während der Zeichnungsfrist. Ein derart geringes Feedback war ich nicht gewohnt. Von den reglosen Mienen der Finanzanalysten sollten sich Börsen-Newcomer nicht aus der Ruhe bringen lassen.

Wann ist Ihr Adrenalinspiegel stark angestiegen?

SKUBCH: Beim Live-Interview mit dem privaten Nachrichtensender "n-tv". Und das trotz meiner langjährigen Erfahrung im Kongreß- und Seminargeschäft und bei Ergebnispräsentationen bei Kunden!

Wie lautet Ihr persönlicher Rat an Börsen-Newcomer?

SKUBCH: Die Börsenstory muß stimmen. Das IPO-Team aus internen und externen Mitgliedern muß schlagkräftig sein. Und das operative Geschäft muß den fast vollständigen Ausfall der Vorstände während der Vorbereitungen für den Börsengang verkraften können. Last, but not least: Die besonderen Belastungen und Anforderungen fallen mit dem Börsengang nicht wieder weg, sondern bestimmen weiterhin den Tagesablauf.

Ihre "Ad-hoc"-Botschaft an Plenum-Aktionäre?

SKUBCH: Unbedingt halten. Plenum hat sein Pulver noch nicht verschossen, wie die nächsten Monate zeigen werden.

"Plenum hat sein Pulver noch nicht verschossen", beteuert Vorstandssprecher Hartmut Skubch.

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