Einigung bei Siemens SEN noch im April zu erwarten - Kreise

31.03.2008

Von Alexander Becker

DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--In den Verhandlungen zwischen der Siemens AG und den Arbeitnehmervertretern über die angekündigte Restrukturierung der Siemens-Tochter Siemens Enterprise Communications (SEN) ist binnen Wochen mit einer Einigung zu rechnen. "Eine abschließende Entscheidung dürfte noch im April getroffen werden", hieß es am Montag aus dem Umfeld der Verhandlungen.

Die Verhandlungen der vergangenen Woche seien "ergebnisorientiert geführt" worden und "in der Sache konstruktiv gewesen". "Es wurden Annäherungen erreicht", verlautete aus zwei Quellen aus dem Umfeld der Verhandlungen. Die groben Eckdaten seien skizziert, nun müssten die Details verhandelt werden, sagte eine dritte mit dem Vorgang vertraute Person. Einer der Informanten rechnet damit, dass bereits in den nächsten zwei Wochen eine Vereinbarung erzielt wird. Eine Siemens-Sprecherin wollte die Aussagen mit Verweis auf die laufenden Verhandlungen nicht kommentieren.

Siemens hatte Anfang März für SEN eine umfassende Restrukturierung angekündigt. Abbau und Auslagerung von rund 6.800 Arbeitsplätzen sollen halfen, nach mehr als einjähriger Suche einen Partner für das schwierige Geschäft mit professionellen Telekommunikationsanlagen zu finden.

3.800 Stellen sollen insgesamt weltweit gestrichen werden, weitere 3.000 ausgelagert werden. Bis zu 2.000 der geplanten Stellenstreichungen entfallen dabei auf deutsche Standorte. Dies soll in Deutschland "in erster Linie das Stammhaus von SEN sowie weitere Verwaltungs- und Supportfunktionen betreffen". Über die genauen Modalitäten verhandelt Siemens derzeit mit der Arbeitnehmerseite.

1.200 Stellenstreichungen sind nach Siemens-Angaben bereits identifiziert, weitere 800 können noch hinzu kommen. Von den 3.000 Stellen, die "durch geplante Verkäufe oder Lösungen mit Dritten" verlagert werden sollen, befinden sich etwa 1.200 in Deutschland. Insgesamt hat SEN derzeit weltweit noch rund 17.500 Mitarbeiter.

Siemens will sich bereits seit geraumer Zeit von SEN trennen. Ende Februar hatte Dow Jones Newswires von mit der Situation vertrauten Personen erfahren, dass die Zukunft von SEN voraussichtlich Ende April auf der regulären Aufsichtsratssitzung entscheiden wird. In den laufenden Verhandlungen gehören drei Interessenten zum engeren Kandidatenkreis.

Neben den SEN-Wettbewerbern Alcatel-Lucent und Nortel Networks wird der Finanzinvestor Cerberus genannt. Siemens steht bei dem Verkauf von SEN aus Bilanz-Gesichtspunkten unter Zeitdruck, da SEN seit Juli 2007 als nicht fortzuführendes Geschäft in der Bilanz geführt wird.

Nach den Bilanzierungsrichtlinien müsste der Konzern SEN nach einem Jahr wieder in die Bilanz nehmen, wenn bis dahin kein Verkauf vereinbart ist. Dementsprechend strebt Siemens einen Verkauf bis Mitte des Kalenderjahres 2008 an, heißt es etwa in der jährlichen SEC-Pflichtmitteilung 20F.

Webseite: http://www.siemens.com/ -Von Alexander Becker, Dow Jones Newswires; +49 (0)89 - 5521 4030, industry.de@dowjones.com DJG/abe/rio

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