Einsparungen bei Forschung und Entwicklung können sich bitter rächen

21.03.2002
Es ist wie vor ein Teufelskreis. Wenn die Nachfrage zurückgeht, sinken auch die Umsätze, und damit stehen auch weniger Gelder für Forschung und Entwicklung bereit. Innovation tut aber Not, um neue Nachfrage zu schaffen und die IT-Wirtschaft aus der Krise zu holen.

Jedes IT-Unternehmen, das etwas auf sich hält, leistet sich ein mehr oder weniger starkes R&D-Team. Research and Development, zu Deutsch Forschung und Entwicklung, ist das A und O, um durch innovative Produkte die Nachfrage anzukurbeln. Gerade in Zeiten der Absatzkrise ist Innova-tion umso wichtiger, betont die ComputerPartner-Schwesterzeitschrift Computerwoche.

"Heilige Kuh der Wirtschaft"

"Forschung und Entwicklung ist die heilige Kuh der Wirtschaft. Firmen, die hier geizen, werden die Leidtragenden sein", meint Hans Mosesman, Analyst bei Prudential Securities. Statt aber mehr in Forschung und Entwicklung zu investieren, legen vor allem viele amerikanische IT-Unternehmen den Rückwärtsgang ein. Wenn Firmenchefs dennoch stolz verkünden, dass sie die R&D-Mittel um soundso viel Prozent aufgestockt haben, ist das oft Augenwischerei. Denn in der Regel sind die Ausgaben für Forschung und Entwicklung vom Umsatz abhängig. Hewlett-Packard (HP) zum Beispiel meldet für das erste Quartal 2001/2002 einen R&D-Ausgabenanteil von 5,9 Prozent, 0,3 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Tatsächlich musste sich die Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Fiorina-Company wegen der gesunkenen Umsätze mit nur noch 670 Millionen Dollar begnügen. Das sind 25 Millionen Dollar weniger als ein Jahr zuvor. Ähnlich harte Sparmaßnahmen trafen auch das R&D-Team von Intel. Dabei ist gerade die Chipindustrie stark von Forschung und Entwicklung abhängig. Dass es auch anders geht, zeigt der Siemens-Sprössling Infineon, der mit 1,04 Milliarden Dollar rund 21 Prozent des Umsatzes in die Forschung und Entwicklung steckt. Auch Siemens selbst knausert nicht. Mit über 5,8 Milliarden Dollar nimmt der Münchener Elektronikriese bei den R&D-Ausgaben den Spitzenplatz der Innovatoren der ITK-Branche ein.

Welche bahnbrechenden Erfindungen manche Entwicklungsteams hervorbringen, zeigen die von Xerox und IBM. So nimmt das Palo Alto Research Center (Parc) von Xerox für sich in Anspruch, die erste kommerzielle Maus, die grafische Benutzeroberfläche, den ersten Personal Computer und die Netzwerktechnik Ethernet entwickelt zu haben. Da Xerox aber die bittere Erfahrung machen muss-te, dass viele Errungenschaften sich nicht auszahlten oder Mitarbeiter ihr Wissen nutzten, um ihr eigenes Unternehmen zu gründen - berühmte Beispiele sind 3Com und Adobe - soll Parc jetzt als eigenständige Tochter ausgegliedert werden. Weltruhm haben die Anfang der 50er-Jahre gegründeten IBM-Labs, zu deren Mitarbeitern auch Nobelpreisträger gehören, und die seit neun Jahren den Spitzenplatz bei den Patentanmeldungen belegen.

Ausgaben müssen sich rechnen

Nicht in Forschung und Entwicklung zu investieren, kann für ein Unternehmen der Branche - vor allem für Hersteller von Basiskomponenten wie Chips - sogar das Aus bedeuten. "Das geht vielleicht ein Quartal gut, aber nicht länger", so die Einschätzung von Mirko Maier, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Dell zeigt jedoch, dass man als PC-Schrauber auch ganz gut ohne große Designschmiede leben kann. Gerade mal 1,4 Prozent vom Umsatz gibt der weltweit größte PC-Hersteller für Forschung und Entwicklung aus. Firmengründer Michael Dell sieht dafür auch keine Notwendigkeit: "Wenn sich 20 Firmen darum reißen, den schnells-ten Grafikchip der Welt herzustellen, warum sollte man als 21. Pferd ins Rennen gehen?"

Wurde früher bei Forschung und Entwicklung oft verschwenderisch umgegangen, sind viele Unternehmen heute um mehr Kosteneffizienz bemüht. So ist es dem deutschen Softwarehersteller SAP zum Beispiel gelungen, den Bereich R&D durch eine Umstrukturierung ohne eine Erhöhung der Ausgaben sogar noch aufzustocken.

www.prufn.com

www.parc.com

www.reasearch.ibm.com

ComputerPartner-Meinung:

Ohne Forschung und Entwicklung kommt kein Hightech-Unternehmen aus. Wer hier am falschen Ende spart, ist unter Umständen schneller weg von der Straße, als er sich umschauen kann. Denn die Konkurrenz schläft nicht. Und die Daniel Düsentriebs dieser Welt fallen nun einmal nicht vom Himmel. (kh)

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