Einsteinet: Wer ist an der Misere schuld?

24.04.2003
Zum Beitrag "Insolvenzantrag: Einsteinet-Chef Hotter will Hausbank verklagen" in ComputerPartner 15/03, Seite 10, erreichte uns folgende Zuschrift:

Auch wenn Albert Einstein sagte, dass eine Idee, die nicht zunächst verrückt erscheint, nichts tauge - nicht alle verrückten Ideen entwickeln sich zu profitabler Marktreife.

Das ASP-Konzept wurde von Anfang an allseits mit Skepsis betrachtet. Nicht wenige aus der Branche meinten, der an-/vorgebliche Dollarmilliardär mit dem schier unaussprechlichen Namen bräuchte lediglich eine Geldwaschmaschine oder Ähnliches. Anfassen wollte das Thema ASP von den renommierten IT-Häusern niemand. Abwarten und zuschauen hieß die Devise: "Schauen wir mal, was Einstein so alles investiert und wie lange die durchhalten."

Und wer ist schuld an der Misere? Der böse Markt, der die gnadenvolle Gunst eines ASP-Anbieters nicht dankbar annimmt? Die neidischen Mitbewerber? Die dummen Kunden, die lieber eigene Software wollen als Software on Demand? Oder vielleicht doch der Kandidat Einsteinet selbst? Was um alles in der Welt sind das für "Mänätscher", die jahrelang Millionen in ein schwarzes Loch füllen, von dem eigentlich jeder schon vor längerer Zeit wusste, wie schwarz es ist?

Ist das nicht Stoff des ersten oder zweiten Semesters? Wenn du ein Produkt auf den Markt bringen willst, erforsche zunächst mal Bedarf und Absatzmöglichkeiten, Produktakzeptanz, Mitbewerber und so weiter. Da waren bei Einsteinet sicher Superprofis am Werk. Vermutlich genau solche Profis wie die, die Einsteinets Webseite erstellt haben. Ein Blick in den Sourcecode treibt dem Kenner die Haare zu Berge.

Mich jedenfalls ärgert es immer maßlos, wenn Offensichtliches nicht gesehen wird (oder schlimmer noch, wissentlich übersehen wird), wenn deshalb Millionen "verbrannt" und Arbeitsplätze gefährdet werden. Aber das ist scheinbar trendy. Manchmal bin ich einfach froh, nicht trendy zu sein.

Wolfgang Baumann, Köln

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